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EU: Deutschland hat kein Glück mit der EZB

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Deutschland hat kein Glück mit der EZB

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    Brüssel Für die Bundeskanzlerin war die Entscheidung die erste Niederlage des neuen Jahres. Schließlich hatte Angela Merkel zuvor alles getan, um ihren Einfluss bei der Europäischen Zentralbank zu vergrößern. Noch vor zwei Jahren schien der Präsidentenjob selbst erreichbar. Jetzt wollte sie einen ihrer engsten Berater auf den prestigeträchtigen Posten des Chefvolkswirtes bei der

    Am Tag danach waren sich führende deutsche Volkswirte zwar einig, dass dies eine kluge Entscheidung gewesen sei. Doch wirklich glücklich war man insbesondere bei der Bundesbank nicht. Im Gegensatz zu Stark und dessen Vorgänger Ottmar Issing gilt der Belgier Praet als Verfechter einer weichen geldpolitischen Linie. Im Zweifel werde er den Geldhahn eher öffnen, um die Konjunktur anzuheizen, heißt es.

    Praet ist nicht für eine Politik der Inflationsbekämpfung bekannt

    Die deutsche Linie, zugunsten einer niedrigen Inflation auf eine Politik des knappen Geldes zu setzen, ist nicht Praets Ding. Dennoch wird die Bundesrepublik mit dem neuen Aushängeschild des Direktoriums leben müssen. Mehr als einmal wurde im Umfeld der EZB am Mittwoch zwar betont, dass der Posten des Chefökonomen im Direktorium nicht überbewertet werden solle. Zum einen sei das sechsköpfige Gremium ja gar nicht für die tagesaktuelle Geldpolitik verantwortlich, sondern der EZB-Rat mit den Vertretern der Notenbanken. Zum Zweiten liege die Leitung der volkswirtschaftlichen Abteilung weiterhin fest in deutschen Händen.

    Letztlich habe Draghi den gescheiterten deutschen Bewerber Asmussen keineswegs abgeschoben, sondern auf einen wirkungsvolleren Stuhl gesetzt: Der einstige Kanzler-Berater zeichnet künftig für die Tagesarbeit der Euro-Stabilisierung verantwortlich, vertritt und begleitet den Präsidenten zu den europäischen Gipfeltreffen. Asmussens Einfluss sei damit hoch, wenn nicht sogar deutlich höher.

    Mario Draghi, der Italiener an der Spitze der Euro-Bank, habe es, so wird in Brüssel betont, binnen weniger Monate im Amt geschafft, die EZB auf sich zuzuschneiden und deutlich gemacht, was er als seine Hauptaufgabe ansieht: die Bekämpfung der Inflation. Damit können die Deutschen leben.

    Auch wenn die Bundeskanzlerin ihren früheren Mitarbeiter Asmussen gerne auf dem Stuhl gesehen hätte, den Praet nun einnimmt, muss man ihr zugestehen, dass sie auf europäischer Ebene ein funktionierendes Netzwerk geschaffen hat. Mit Uwe Corsepius als Generalsekretär des Europäischen Rates und Johannes Laitenberger als Chef des Kabinetts von Kommissionspräsident José Manuel Barroso sitzen Merkel-Vertraute an Schlüsselstellen – allerdings in der zweiten Reihe. Darüber hinaus wird der SPD-Politiker Martin Schulz zum Präsidenten des Europaparlamentes gewählt.

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