Der 200-Euro-Schein fühlt sich ein wenig abgegriffen an. Das Papier ist relativ dünn. Aber ansonsten? Die Farbe ist ein bisschen greller. Das Wasserzeichen scheint permanent durch. Wer diese Banknote in Eile zugesteckt bekommt, merkt wohl nicht, dass er Falschgeld bekommen hat. Marco Mendl würde es bemerken. Der Mitarbeiter der Bundesbank hat die Blüte auf einem weißen Stehtisch ausgelegt. Neben einem weiteren 200-Euro-Schein liegen dort zwei 100-Euro-Scheine und zwei 20er. Alles Fälschungen. Während die 20er und 100er-Noten klar als solche zu erkennen sind – der Druck ist viel zu verwaschen, der Silberstreifen am Rand von schwarzen Flecken durchsetzt wie ein angelaufener Spiegel – muss man beim 200er schon sehr genau hinschauen.
So sehen die neuen 100er- und 200er-Scheine aus
Weil Betrüger immer wieder Euro-Noten nachmachen, tauscht die Europäische Zentralbank seit 2013 nach und nach die erste Generation von Scheinen aus. 5er, 10er, 20er und 50er wurden durch neue, fälschungssicherere Versionen ersetzt. Ab diesem Dienstag sind die neuen 100er und 200er auf dem Markt. Die alten werden nach und nach aus dem Verkehr gezogen.
Wie das funktioniert? Stephan Boosz, Leiter der Bundesbank Filiale in Augsburg, erklärt es so: Banken und Sparkassen fordern immer wieder frisches Bargeld bei der Bundesbank an. Die verteilt ab Dienstag nur noch neue Scheine. Dieses Geld landet dann im Bankautomaten oder am Schalter, wo es Bankkunden abheben. So gelangt es in den Umlauf. Die Kunden geben neue Scheine aus. Händler wiederum bringen das Geld, das sie nicht benötigen, zur Bank. Die gibt ebenfalls jenes Geld, das sie nicht benötigt, wieder an die Bundesbank. Und die tauscht alle alten Scheine aus. Deshalb sind auch fast keine alten 5er, 10er und 20er mehr im Umlauf.
Neue Scheine: So lässt sich Falschgeld erkennen
Sind die alten Scheine dann ungültig? Boosz beruhigt: Egal, ob neue oder alte Scheine, beide bleiben gültig. Bei dem Wechsel geht es darum, das Bargeld sicherer zu machen. „Die alten Scheine sind 2002 auf den Markt gekommen“, erklärt Boosz. Die Sicherheitsmerkmale stammten noch aus den 90er Jahren. Zeit für eine Neuauflage. Die neuen Scheine haben nun etliche Merkmale, an denen sich Fälschungen erkennen lassen:
Rand Am Rand tragen sie schräge Streifen, die erhaben sind. Sie lassen sich fühlen.
Smaragdzahl Am unteren linken Rand tragen die neuen Scheine eine Zahl, die ihre Farbe ändert, wenn der Schein gekippt wird. Sie wechselt von Grün zu Blau. Die Besonderheit bei den 100er- und 200er-Scheinen: Beim Kippen sind auch Euro-Zeichen zu erkennen.
Wasserzeichen Am linken Rand lässt sich ein Wasserzeichen erkennen, wenn man die Note gegen das Licht hält. Es zeigt immer drei Dinge: die architektonische Form auf der Vorderseite, den Wert der Banknote und ein Porträt der Europa. Das Besondere hierbei: Hält man den Schein vor einen hellen Hintergrund, scheinen die Wasserzeichen hell durch, vor einem dunklen Hintergrund dunkel.
Sicherheitsfaden Durch die Scheine zieht sich ein Sicherheitsfaden, auf dem der Wert der Banknote zu lesen ist.
Silberstreifen Am rechten Rand haben die Euro-Scheine einen Silberstreifen. Er zeigt oben ein Hologramm. Wird der Schein gekippt, ändert es seine Farbe und der Wert der Banknote leuchtet auf. Fällt direkt Licht darauf lassen sich zwei Euro-Zeichen erkennen, die um die Zahl kreisen. Direkt darunter ist ein Fenster. Im Gegenlicht lässt sich das Porträt der Europa erkennen. Es glänzt in Regenbogenfarben.
Schwarzlicht In die Scheine sind leuchtende Fasern eingearbeitet, die man unter UV-Licht erkennt. Früher hatte jede Faser eine Farbe. In den neuen Scheinen leuchtet eine Faser in mehreren Farben.
Wie viel Falschgeld gibt es in Deutschland?
Aber: Um herauszufinden, ob man Falschgeld in der Hand hält, braucht man keine Schwarzlichtlampe. Aufmerksames Betrachten mit den Augen reicht. Boosz empfiehlt Folgendes: „Wenn Sie an der Kasse einen Schein bekommen, halten Sie ihn senkrecht vor sich hin. Dann können sie mit einem Blick prüfen: Verändert die Smaragdzahl ihre Farbe, kann man im Silberstreifen durch das Fenster schauen und sehen Sie das Wasserzeichen.“ Aufpassen empfiehlt er jedem, denn: „Wer das Falschgeld annimmt, hat den Schaden.“
Allerdings ist die Gefahr, dass man eine Blüte untergeschoben bekommt in Deutschland gering: Auf 10.000 Bürger kommen sieben gefälschte Scheine, sagt Mendl. „Wir sind sehr gut darin, Falschgeld ausfindig zu machen.“
Und woran hätte man den falschen 200er erkannt, Herr Mendl? „Ich rate immer, sich auf zwei Merkmale zu konzentrieren“, sagt er. Bei dem falschen 200er war es die Kippzahl, die ihre Farbe nicht geändert hat. Und das Wasserzeichen. Vor einem dunklen Hintergrund scheint es nicht dunkel, sondern immer noch hell durch.
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