Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Banker sehen Krisenende - Politiker sind kritisch

Wirtschaft

Banker sehen Krisenende - Politiker sind kritisch

    • |
    Banker sehen Krisenende - Politiker sind kritisch
    Banker sehen Krisenende - Politiker sind kritisch Foto: DPA

    "Ich hoffe, dass niemand glaubt, wir hätten die Krise schon überstanden", sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble vor den Spitzen der europäischen Bankenwelt am Freitag in Frankfurt. Das sei Wunschdenken. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel legte in Berlin noch einen drauf: "Manch einer im Finanzsektor (...) riskiert schon wieder eine ziemlich große Lippe."

    Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte zuvor seinen Branchenkollegen in Frankfurt zugerufen: "Das Schlimmste liegt hinter uns." Dank der Hilfe des Staates sei die Situation unter Kontrolle. Ackermann, der gleichzeitig Vorsitzender der internationalen Bankenvereinigung IIF ist, räumte zwar ein, dass es Veränderungen geben müsse, wandte sich gleichzeitig aber gegen einen zu starken Einfluss des Staates.

    Finanzminister Schäuble mahnte die Banker, sie sollten mit dem Staat kooperieren. "Niemand sollte etwa dem Verdacht Nahrung geben, vorübergehende Einschränkungen für Vergütungsregelungen könnten Motiv sein, sachlich gebotene Schritte zur Stabilisierung des Finanzsektors zu unterlassen." Etliche Bankchefs weigern sich bislang, Staatshilfe anzunehmen. Dies würde automatisch die Deckelung der Gehälter auf eine halbe Million Euro bedeuten.

    Bekanntester Vertreter dieser Haltung ist Ackermann selbst, dessen Deutsche Bank glimpflich durch die Krise gekommen ist und schon wieder Milliarden verdient. "Niemand kann die Vorstellung haben, am Ende könne alles so bleiben wie vor der Krise", mahnte Schäuble. Er stellte klar, dass die Kreditinstitute künftig mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Der Staat werde den Bankern auch verstärkt auf die Finger schauen und gegebenenfalls eingreifen. Ackermann fürchtet deshalb, dass die Gewinne sinken und dass er sein eigenes Renditeziel von 25 Prozent aufgeben muss. "Die Profitziele sind nicht gottgegeben", warf Bundesbank-Chef Axel Weber ein.

    Die Staaten rund um den Globus hatten die Finanzmärkte mit Unsumme vor dem Kollaps bewahrt. Auch in Deutschland musste der Steuerzahler tief in die Tasche greifen. Die Regierung rettete die Commerzbank, die Mittelstandsbank IKB oder den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate. Lediglich die kleine Weserbank ließ sie fallen. Es müsse möglich sein, auch hierzulande Kreditinstitute abzuwickeln, sagte Bundesbank-Chef Weber. "Wir arbeiten daran, auch bei großen Banken."

    Politiker und Banker sind sich einig, dass eine neuerliche Krise nur eine Frage der Zeit ist. Finanzminister Schäuble fürchtet, dass sich die massive Flutung der Märkte mit billigem Geld letztlich rächen könnte. Er warnte vor einer Blase. "Wir können die nächste Krise nicht verhindern", räumte auch Bundesbank-Chef Weber ein. "Was wir tun müssen, ist das System widerstandsfähiger machen."

    Deutsche-Bank-Chef Ackermann sieht die Lösung in einem Notfallfonds, in den Banken und der Staat gemeinsam einzahlen sollen. Der Vorschlag war in der Politik auf wenig Gegenliebe gestoßen. Die Banken wollten sich auf Kosten der Steuerzahler aus der Verantwortung stehlen, lautete die Kritik. Ackermann verteidigte seine Anfang der Woche vorgebrachte Idee: Die Aufgabe sei einfach zu groß, als dass sie die Banken alleine schultern könnten.

    "Das Finanzsystem ist nach wie vor anfällig, die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern weiterhin groß und die Probleme im Bankensektor sind nicht gelöst", sagte Finanzminister Schäuble. Er zeigte sich überzeugt, dass die Banken weiterhin "massiv" Kapital brauchen. Alleine schon die steigende Arbeitslosigkeit werde die Bilanzen belasten. Denn immer mehr Schuldner können ihre Raten nicht zahlen. Auch Spitzenbanker Ackermann bezeichnete die faulen Kredite als seine größte Sorge für das kommende Jahr.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden