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Augsburg: Warum Osram das Augsburger Werk abstößt

Augsburg

Warum Osram das Augsburger Werk abstößt

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    Die Lichter an der Osram-Zentrale in München leuchten hell. Doch der Konzern steckt in großen Turbulenzen.
    Die Lichter an der Osram-Zentrale in München leuchten hell. Doch der Konzern steckt in großen Turbulenzen. Foto: Rene Ruprecht/dpa

    Vor dem Eingang des Osram-Hochhauses im Münchner Norden steht ein 7er-BMW. War einer der Spitzen-Manager des Konzerns knapp dran und konnte nur noch so rechtzeitig die Bilanz-Pressekonferenz des Licht-Unternehmens erreichen? Oben im 20. Stock klärt sich die Sache auf. Die Vorstände sind längst da und das Flaggschiff des Münchner Autobauers gehört nicht ihnen, sondern parkt so provokant vor dem Büroturm, um Journalisten plastisch zu zeigen, dass

    Osram trennte sich von Augsburg-Standort

    In den Frontscheinwerfern des Autos, das BMW ab 82.890 Euro verkauft, steckt ein Osram-Produkt. Die Innovation erlaubt es kaufkräftigen Autofahrern, mit ihrem Fernlicht entgegenkommende Fahrzeuge nicht mehr zu blenden. Wer beim Kauf eines solchen Oberklassewagens das „Innovationspaket“ für knapp 6000 Euro bucht, kommt unter anderem in den Genuss dieser Licht-Innovation aus dem Hause Osram. Der Clou bei der Technologie besteht darin, dass in dem mit Leuchtdioden bestückten

    Solch ein augenfreundlicher Komfort ist noch Menschen mit viel Geld vorbehalten. Aber manche Innovationen, die in der Oberklasse Einzug gehalten haben, sind nach Jahren und kostengünstiger Massenproduktion auch in Mittelklasse-Fahrzeugen mit von der Partie. Das ist die Hoffnung von Osram-Chef Olaf Berlien. Nach Jahren der Umstrukturierung, eines schmerzlichen Arbeitsplatzabbaus und permanenter Unruhe im Konzern setzt er dank Milliarden-Investitionen auf den Ausbau von Zukunftstechnologien. „Jetzt schalten wir vom ersten Gang hoch, geben Gas und fahren in die Zukunft“, beschwört er die Mitarbeiter. In der Autobeleuchtung ist Osram weltweit die Nummer eins.

    Diese Position will Berlien verteidigen. Am neuen Laserlicht haben Osram-Forscher aus München, Regensburg, dem baden-württembergischen Herbrechtingen bei Heidenheim, aber auch aus Augsburg mitgewirkt. Doch dies konnte nicht verhindern, dass der

    Nachfolge für Augsburg bleibt unklar

    Auch nach der gestrigen Pressekonferenz bleibt unklar, welcher Investor das klassische Osram-Lampengeschäft und damit das Augsburger Werk übernimmt. Einige asiatische Interessenten haben schon die Hand gehoben. Auf Nachfrage unserer Zeitung wollte Berlien das aber nicht kommentieren und sprach lediglich davon, Firmen aus mehreren Kontinenten würden sich für das Osram-Lampengeschäft interessieren. Insider glauben, dass Anfang 2016 klarer werden könnte, wer in Augsburg das Sagen hat.

    Die neue Chip-Fabrik, die bis zu eine Milliarde Euro kostet, wird jedenfalls nicht in Augsburg, sondern in Malaysia gebaut. Insgesamt will Berlien drei Milliarden Euro investieren. Die Aktionäre scheint seine Strategie, die auf eine Ausweitung der Produktion von LED-Chips und die Abtrennung des Lampengeschäfts setzt, noch nicht zu überzeugen. An der Börse stürzte das Osram-Papier gestern ab. Die Aktie verlor fast 30 Prozent.

    Das ist Osram

    Der Name "Osram" setzt sich zusammen aus den beiden Metallen Osmium und Wolfram, die früher bei der Herstellung von Glühlampen verwendet wurden.

    Die Marke Osram gibt es seit 1906, die Osram Werke wurden 1919 gegründet, als AEG, Siemens und die Auer-Gesellschaft ihre Glühlampenproduktion zusammenlegten. Von 1978 an gehörte Osram alleine Siemens.

    Seit seinem Börsengang 2013 ist Osram eine eigenständige AG. Kritiker werfen Osram vor, zu langsam auf neue Entwicklungen wie die LED zu reagieren und zu sehr an der Herstellung traditioneller Leuchtmittel festzuhalten.

    Der grundlegende Wandel auf dem Lichtmarkt - weg von der Glühbirne, hin zur LED-Technik - macht dem Unternehmen seit längerem zu schaffen.

    Osram gehört international zu den führenden Herstellern von Leuchtmitteln. Der wichtigste Produktbereich ist die Allgemeinbeleuchtung. Das Unternehmen beschäftigte nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2014 über 34.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von knapp 5,1 Milliarden Euro.

    Der Hauptsitz der Firma ist in München. Weltweit betreibt Osram 33 Werke in 14 Ländern, in Deutschland unter anderem in Augsburg, Schwabmünchen, Eichstätt und Berlin.

    Im August 2014 übernahm Osram das italienische Entertainment-Lichtunternehmen Clay Paky. Spezialisiert sind die Italiener auf die Entwicklung und den Bau von beweglichen Schweinwerfern für die Unterhaltungsbranche.

    Das Lampen-Geschäft mit Glühbirnen und LEDs will der Leuchmittelhersteller zukünftig ausgliedern. Der Aufsichtsrat stimmte im Juni 2015 einer Abspaltung zu: Die betroffenen Sparten mit rund 12.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 2 Milliarden sollen selbstständig werden.

    In der Region hat Osram bereits mehrere hundert Stellen der Werke in Augsburg und Schwabmünchen gestrichen. Am Standort Augsburg sind noch rund 1100 Frauen und Männer angestellt.

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