Viele Banken in der Region geraten unter Druck: Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bekommen eben nicht nur die Sparer in Form niedriger Erträge zu spüren, sondern auch die Kreditinstitute selbst. Um Kosten zu sparen, aber auch, weil viele Kunden ihre Finanzgeschäfte immer häufiger im Internet erledigen, werden Filialen geschlossen. Nachdem die Sparkasse Neu-Ulm/Illertissen diesen Schritt angekündigt hat, gab am Mittwoch auch die Stadtsparkasse Augsburg ihre Umstrukturierungspläne bekannt.
Stadtsparkasse Augsburg mit 57 Standorten
Die Sparkasse Neu-Ulm/Illertissen macht nicht nur acht Filialen zu, sondern führt auch Fusionsgespräche mit der Sparkasse Günzburg. Bei der Stadtsparkasse Augsburg sieht es bei den Filialen ähnlich aus: „Innerhalb der nächsten drei Jahre werden wir zwölf Geschäftsstellen mit Nachbarfilialen beziehungsweise an neuen Standorten zusammenlegen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Rolf Settelmeier. Mittelfristig wird die Stadtsparkasse Augsburg dann noch 57 Standorte betreiben. Ausschlaggebend für die Auswahl der zu schließenden Filialen sei unter anderem die demografische Entwicklung des Stadtteils und die Nutzung der Kunden gewesen. Auf betriebsbedingte Kündigungen wollen beide Häuser verzichten. Langfristig sinke aber der Personalstand.
Deutschlandweit beobachten Banken, dass ihre Kunden immer öfter das Onlinebanking via Computer nutzen. „Daher bauen alle 71 Sparkassen in Bayern ihre digitalen Zugangswege auch aus“, sagt Eva Mang vom Sparkassenverband
Sorge, dass ältere oder behinderte Menschen, die nicht mobil sind, künftig nicht mehr an ihr Geld kommen, versucht Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Netzer zu zerstreuen. Im Notfall brächten sie den Kunden Geld sogar nach Hause.
Nicht nur die Sparkassen dünnen ihr Netz aus
Im Übrigen dünnen nicht nur die Sparkassen ihr Netz aus. Bei den bayerischen Genossenschaftsbanken fielen im vergangenen Jahr 140 Filialen weg. Jürgen Gros macht für den anhaltenden Sparkurs unter anderem auch den EZB-Chef verantwortlich. Der Vorstand des Genossenschaftsverbands Bayern sagt: „Mario Draghis geldpolitischer Extremkurs belastet Sparer und Wirtschaft immer stärker.“ Durch die faktische Abschaffung des Zinses zwinge die Zentralbank die Institute, wegfallende Erträge mit Kosteneinsparungen zu kompensieren. „Das hat unweigerlich auch Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Infrastruktur.“ Auch Settelmeier betont: „Die Niedrigzinspolitik der EZB hat die Situation verschärft.“ Zwar sei noch nicht angedacht, die Kunden in der Breite mit Negativzinsen zu belasten. Doch wie geht es auf Dauer weiter? Banken zahlen derzeit 0,4 Prozent Strafzins für die „Geldaufbewahrung“ bei der EZB. Vor diesem Hintergrund kann auch der Chef der Stadtsparkasse Augsburg nicht ausschließen, irgendwann die Einlagen in Tresoren zu bunkern: „Heute muss man über alles nachdenken.“
Doch warum vergibt die Stadtsparkasse nicht einfach mehr Kredite? Die Immobilienkredite laufen laut Settelmeier sehr gut. Doch viele Unternehmen seien so gut kapitalisiert, dass sie Investitionen zum größten Teil ohne Kredite stemmen.
Auf einen Blick: So werden die Geschäftsstellen in Augsburg zusammengelegt
Antonsviertel: Diese Geschäftsstelle wird in die Geschäftsstelle im Prinz-Karl-Palais integriert.
Blücherstraße: Diese Filiale wird aufgelöst und der Geschäftsstelle am Schlössle angeschlossen.
Göggingen-Ost: Die Geschäftsstelle wird aufgelöst und in die Geschäftsstellen Göggingen-Mitte beziehungsweise Prinz-Karl-Palais integriert.
Bergheim: Auch diese Geschäftsstelle wird aufgegeben und in die Geschäftsstelle Göggingen-Mitte integriert.
Inningen: Die Filiale Inningen wird der Geschäftsstelle Göggingen-Mitte angeschlossen. Um die Versorgung mit Bargeld weiterhin zu gewährleisten, wird in Inningen ein Geldautomat aufgestellt.