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Analyse: Welche Auswirkungen die Fernbus-Fusion auf die Kunden hat

Analyse

Welche Auswirkungen die Fernbus-Fusion auf die Kunden hat

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    Fernbusse sind sehr schnell sehr beliebt geworden.
    Fernbusse sind sehr schnell sehr beliebt geworden. Foto: dpa

    Sie sind groß, knallig bunt – und an den Seiten prangen meist Werbeaufschriften mit Preisen, die kaum zu glauben sind. „Berlin – München, 19 Euro“ beispielsweise. Über Deutschlands Autobahnen rollen immer mehr Fernbusse. Doch plötzlich ist auch von Insolvenzen und Fusionen die Rede. Eben erst haben die beiden großen Anbieter MeinFernbus und FlixBus bekannt gegeben, sich zusammenschließen zu wollen. Der Markt sortiert sich neu. Experten rechnen damit, dass es in nächster Zeit noch zu manchen Umbrüchen kommt. Das hat Folgen für die Kunden.

    Dabei ist der Fernbusmarkt ein recht junger Sektor – ein Projekt der schwarz-gelben Koalition von 2009 bis 2013. An der Macht waren die Union und die liberale FDP. Schon im Koalitionsvertrag legte man fest, ein überholtes Monopol beseitigen zu wollen. Fernbusse waren bis dahin in Deutschland praktisch verboten. Das Regelwerk stammte aus dem Jahr 1931. Die „Überlandverkehrsverordnung“ legte fest, dass es keine Omnibus-Linien in Konkurrenz zur Reichsbahn geben dürfe. Mit den Mehreinnahmen der Reichsbahn sollte ein Teil der Reparationszahlungen aus dem Ersten Weltkrieg bezahlt werden. Die Zahlungen waren irgendwann beglichen, das Fernverkehrsmonopol zugunsten der Bahn aber blieb – bis es der damalige CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer zum 1. Januar 2013 kippte. Schnell drängten die ersten Fernbus-Anbieter auf den Markt, im Herbst 2013 starteten die Deutsche Post und der ADAC ein gemeinsames Angebot. Es herrschte Gründerzeit-Stimmung.

    Der Wettbewerb unter den Fernbussen ist hart

    Das Berliner Forschungs- und Beratungsinstitut Iges beobachtet den Fernbus-Markt. Zählte es im Januar 2013 gerade 62 Fernbus-Linien in Deutschland, waren es im Januar 2014 bereits 143 und im September der Rekord von 255 Linien. Auch unsere Region ist gut an das Netz angebunden, Marktführer MeinFernbus zum Beispiel fährt dem Linienplan zufolge nach Augsburg, Ingolstadt, München und ins Allgäu. Einer Hochrechnung des Portals „Fernbusse.de“ zufolge könnten im Jahr 2014 rund 21 Millionen Passagiere in einen Fernbus gestiegen sein.

    Doch der Wettbewerb ist hart, die ersten Fernbus-Anbieter knicken ein. Im September 2014 verkündet City2City den Rückzug vom deutschen Fernbusmarkt, im November geht DeinBus pleite. Im gleichen Monat zieht sich der ADAC aus der Fernbus-Kooperation mit der Post zurück. Jetzt die geplante Fusion zweier Anbieter.

    Wie also geht es weiter? Ist der Boom vorbei, bevor er richtig begonnen hat? Christoph Gipp, Bereichsleiter für Mobilität am Iges-Institut, beruhigt. Er ist überzeugt, dass der Boom nicht zu Ende ist. „Der deutsche Fernbusmarkt zeigt nach wie vor stetiges Wachstum“, sagt er, auch wenn dieses künftig etwas verhaltener ausfallen wird. Vor allem „preisbewusste Kunden“ nutzen die Fernbusse, berichtet Gipp. Im Bus trifft man auch Menschen, die ohne Fernbus gar nicht gereist wären. „Die Fernbusse haben somit neue Mobilität erzeugt“, sagt er.

    Zeit der Billigst-Tickets könnte bald vorbei sein

    Der Experte geht aber davon aus, dass auf dem Markt noch viel in Bewegung gerät. „Konzentrationsprozesse der Anbieterstruktur sind weiterhin möglich und finden ja auch nun statt“, sagt er. Kommt es tatsächlich zur Fusion von MeinFernbus und FlixBus, entsteht ein neuer Riese. Dem Iges-Institut zufolge kommen beide Anbieter zusammen auf einen Marktanteil von 75 Prozent. Das werde den Wettbewerbsdruck erhöhen. „Es ist aber zu erwarten, dass drei bis vier große Anbieter auf dem Markt präsent bleiben werden“, sagt Gipp.

    Nicht ausschließen will der Experte auch, dass die Zeit der Billigst-Tickets bald vorbei ist. Auf dem Markt herrsche ein „für einen auskömmlichen Betrieb kritisches Preisniveau“. Mit anderen Worten: Einige Anbieter machen kaum Gewinne. „Mittelfristig ist daher ein Anstieg der Preise zu erwarten“.

    Gleichzeitig könnten neue Angebote entstehen. Denn während die Bahn ihre Nachtzüge im Fernverkehr auf vielen Strecken einstellen will, rollen inzwischen die ersten Nacht-Fernbusse durch Deutschland.

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