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Analyse: Die Krise der Autobauer wird zu einem Problem für die Region

Analyse

Die Krise der Autobauer wird zu einem Problem für die Region

Stefan Stahl
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    Gerade in Asien wächst die Automobilbranche nicht mehr so stark wie in den letzten Jahren. Das merkt auch der Augsburger Roboterhersteller Kuka, der viele Autokonzerne beliefert.
    Gerade in Asien wächst die Automobilbranche nicht mehr so stark wie in den letzten Jahren. Das merkt auch der Augsburger Roboterhersteller Kuka, der viele Autokonzerne beliefert. Foto: dpa

    Es hilft nichts um den heißen Brei herumzureden: Es weht ein kühlerer Konjunktur-Wind. So kassieren Unternehmen zunehmend ihre Gewinnziele. Der Licht-Konzern Osram hat schon im vergangenen Jahr mit zwei solchen Aktionen für Aufsehen gesorgt. Das Unternehmen ist ein wichtiger Automobilzulieferer und spürt die nachlassende Nachfrage aus der Branche. Fahrzeug-Konzerne wie Daimler und BMW mussten nach einer schier endlos wirkenden Zeit fetter Jahre ebenfalls bereits 2018 einräumen, dass es vernehmlich im Gebälk knirscht.

    Nun hat der Augsburger Roboterbauer Kuka nach dem turbulenten Abgang von Spitzenmanagern nicht überraschend eingestanden, die Auftragslage habe sich verschlechtert. Der Konzern muss kleinere Semmeln backen.

    Auch in der aktuellen Folge unseres Podcasts "Bayern-Versteher" geht es um Kuka. Stahl, der das Unternehmen bereits seit vielen Jahren intensiv beobachtet, analysiert gemeinsam mit Michael Stifter, Leiter des Ressorts Politik und Wirtschaft, die Lage beim Augsburger Roboterbauer. Hier können Sie reinhören:

    Die guten Zeiten machen ein Stück weit übermütig und sorglos 

    Dabei gibt es eine Parallele zwischen Kuka und Osram: Beide Unternehmen hängen stark vom Wohlergehen der Auto- und der Elektronikindustrie ab. In guten Zeiten beschert das satte Gewinne, macht aber auch, wie das Beispiel Kuka zeigt, ein wenig übermütig und sorglos. In schlechteren Zeiten – und die brechen an – kann sich die zu große Abhängigkeit von solchen Branchen rächen. Denn nicht nur Autobauer, sondern auch Smartphone-Hersteller wie Apple und Samsung zeigen sich skeptischer. Es braut sich also etwas zusammen. Nach Jahren des Stellenaufbaus in der deutschen Industrie werden Arbeitsplätze wie jetzt auch bei Kuka gestrichen.

    Mit dem Abbau der Leiharbeiter fängt es an

    Meist fängt es mit dem Abbau von Stellen für Leiharbeiter und Altersteilzeit-Programmen wie derzeit etwa beim Autozulieferer Bosch in Bamberg an. Dabei bleibt es 2019 in Deutschland nicht, außer es lösen sich weltweite Konjunkturrisiken in Luft auf. Wenn also die Briten, Trump und die italienischen Haushaltssünder gleichzeitig zur Vernunft kämen, könnte sich vieles zum Besseren wenden. Wer glaubt aber schon an Wunder?

    Was für eine Exportnation wie Deutschland fatal wirkt: Es kriselt in China. So ist die Nachfrage nach Autos zuletzt deutlich zurückgegangen. Darunter leiden Hersteller wie VW und Audi samt ihrer Zulieferer besonders, weil der asiatische Markt für sie sehr wichtig ist.

    So schlägt der vom Weltstörenfried Trump mit China angezettelte Handelskonflikt auf Zulieferer wie Osram und Kuka bis nach Bayern durch. Der kalte Handelskrieger greift mit seinem Brutalo-Kurs auch den Wohlstand im Freistaat an. Wer hätte je gedacht, dass die Politik eines US-Präsidenten Bayern Schaden zufügen kann?

    Altmaiers Optimismus stimmt nicht mehr mit der Realität überein

    Dabei unterliegt Trump dem Irrglauben, die Attacken nützten der US-Industrie. Sein wirtschaftspolitischer Kamikaze-Kurs wird auf Dauer auch Amerika zurückwerfen. Am Ende gibt es nur Verlierer.

    Doch noch steuert die globale Wirtschaft nicht auf eine Welt-Rezession zu. Zwar wächst die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem solchen konjunkturellen Einbruch kommen könnte. Deutschland hat jedoch im Vergleich zu zurückliegenden globalen Wirtschaftskrisen seine Widerstandskraft gestärkt. Der Konsum ist zu einer Stütze der Konjunktur geworden. Und das Handwerk befindet sich in Bestform. Wenn aber die Autoindustrie ins Schlittern kommt, müssen wir uns warm anziehen. Diese Zusammenhänge sollte auch die Bundesregierung ohne Panikmache darstellen.

    Es ist zwar verständlich, dass Bundeswirtschaftsminister Altmaier vor Konjunktur-Pessimismus warnt. Aber es stimmt nicht mehr mit der Realität überein, wie der Politiker auf die gute Verfassung der Wirtschaft und deren volle Auftragsbücher zu verweisen. Da stellt schon eher Bundesfinanzminister Scholz eine verlässliche Orientierungsgröße dar, wenn er feststellt, die fetten Jahre seien vorbei.

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