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Aktienmarkt: Dax startet erholt - auch dank Osram-Börsengang

Aktienmarkt

Dax startet erholt - auch dank Osram-Börsengang

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    Wenn heute in Frankfurt am Main Osram nach langem Hin und Her an der Börse notiert ist, weckt das Erinnerungen an den verrückten 13. März 2000, als mit Infineon eine andere Siemens-Tochter in die ungewisse Freiheit verbannt wurde.
    Wenn heute in Frankfurt am Main Osram nach langem Hin und Her an der Börse notiert ist, weckt das Erinnerungen an den verrückten 13. März 2000, als mit Infineon eine andere Siemens-Tochter in die ungewisse Freiheit verbannt wurde. Foto: Armin Weigel, dpa

    Nach dem Kurs-Desaster am Freitag startete der Dax zum Wochenauftakt erholt. Der deutsche Leitindex legte in den ersten Minuten um 0,89 Prozent auf 7875 Punkte zu. Mit einem Minus von 2,36 Prozent hatte der Index am Freitag seine kompletten Wochengewinne aufgezehrt und letztlich zwei Prozent verloren. Der MDax stieg um 0,59 Prozent auf 13 797 Punkte. Für den TecDax ging es um 0,85 Prozent nach oben auf 960 Punkte.

    Das liegt auch am Börsengang von Osram: Wenn heute in Frankfurt am Main

    Osram-Aktie: Mehrfach wurde der Gang nach Frankfurt aufgeschoben

    Das war der Anfang vom Niedergang der Aktie, des Unternehmens und des Managers. Heute soll alles anders werden. Der 59-jährige Osram-Chef Wolfgang Dehen wird eingedenk des Schumacher-Desasters auf alle martialischen Gesten verzichten. Natürlich gibt es eine Feier. Natürlich wird zum Börsenstart traditionell die Glocke geläutet, aber die Osram-Manager werden Maß halten, obwohl eine Zentnerlast von ihren Schultern abgefallen sein muss, so lange haben sie den Tag in Frankfurt herbeigesehnt. Mehrfach musste der Gang an den Aktienmarkt aufgeschoben werden, zu schwierig war das Marktumfeld im krisengeschüttelten Europa.

    Am Ende ist es kein klassischer Börsengang, sondern sozusagen ein geschenkter. Siemens verzichtet darauf, die Wertpapiere öffentlich zu verkaufen. Für je zehn Siemens-Wertpapiere bekommen die Anleger vielmehr eine Osram-Aktie in ihr Depot gebucht.

    Dax besteht am Montag aus 31 statt 30 Konzernen

    Das Prinzip hat sich in Deutschland schon einmal bewährt, als Bayer sein Spezialchemiegeschäft in die Lanxess AG ausgegliedert hat. Der so verstoßenen Firma bekam das auf lange Sicht gut.

    Sie schaffte sogar den Aufstieg in den Deutschen Aktienindex. Dieses Glück wird Osram vorerst nur einige Stunden vergönnt sein. Am heutigen Montag besteht der Dax dann ausnahmsweise aus 31 statt der regulären 30 Konzerne. Am Dienstag verläuft die Börsenwelt wieder in gewohnten Bahnen. Die neue Osram-Aktie findet dann auch kein Asyl in der zweiten deutschen Börsen-Bundesliga, dem MDax. In den Kreis 50 gewichtiger Unternehmen will Dehen seine Firma aber führen.

    Osram: Konkurrenzkampf wird immer heftiger

    Ob es wie bei Lanxess nach Jahren auch für den Dax reicht, hängt vom wirtschaftlichen Gedeihen des Licht-Unternehmens ab. Zuletzt machte Osram bei einem Umsatz von nahezu 5,4 Milliarden Euro einen Verlust von beinahe 380 Millionen Euro. Auch wenn es in diesem Jahr spürbar aufwärtsgehen soll, ergeben sich aus dem obligatorischen Börsenprospekt reichlich Risiken. Zusammengefasst wird das Geschäft für Osram zunehmend volatiler, das heißt, die Konjunkturzyklen fallen kürzer und heftiger aus.

    Hinzu kommt, dass sich der Konzern durch das Erstarken gerade asiatischer Wettbewerber wie LG oder Samsung einem immer heftigeren Wettbewerb und Preisverfall ausgesetzt sieht. Dabei ist die Zahl der Rivalen in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen, gerade im Bereich der neuen LED-Lampen. Diese Licht emittierenden Dioden sind Halbleiterbau-Elemente, die ausgehend von einem kleinen Chip Licht abgeben, wenn Strom durch die unterschiedlichen Schichten des Materials fließt. Derartige Produkte werden von Osram in Regensburg und Malaysia hergestellt.

    Auch wenn der Konkurrenzkampf auf dem Feld an Intensität gewinnt, wären die Verantwortlichen des Augsburger Osram-Werkes glücklich, wenn das europäische LED-Herz des Konzerns in Schwaben und nicht in Regensburg schlagen würde. In Augsburg werden Energiespar- und Leuchtstofflampen gefertigt, Produkte, die zwar noch eine Zukunft haben, aber von LED-Leuchten langfristig verdrängt werden, wenn Prognosen zutreffen.

    Gewerkschafter fordert Investitionen in Augsburg

    So befindet sich Osram im Umbruch. Der Konzern-Chef will bis 2014 weltweit bis zu 8000 Jobs abbauen und die Rendite steigern. Der Siemens-Aufsichtsrat und frühere Augsburger IG-Metall-Chef Jürgen Kerner sieht trotz eines erfolgten Stellenabbaus keine Gefahr für den Fortbestand des Augsburger Standortes und des Vorproduktewerkes in Schwabmünchen. Er fordert aber den Bau eines Entwicklungszentrums für Osram-Ingenieure in Augsburg: „Damit würde Dehen ein Zukunftssignal aussenden.“

    Die Gegenwart könnte für Osram zumindest an der Börse in den nächsten Tagen turbulent verlaufen. Aktienfonds, die nur Dax-Werte halten, sind gezwungen, sich von den Osram-Papieren zu trennen. Wohin die Kursreise geht, lässt sich somit nicht vorhersagen. Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel sagt: „Wir sehen den fairen Wert der Osram-Aktie bei 32 bis 40 Euro.“ Wann und ob dieser erzielt wird, lässt er allerdings offen.

    Eine andere Zahl steht mit dem heutigen Tag fest: Rund 107 Jahre, nachdem „Osram“ beim Patentamt als Warenzeichen angemeldet wurde, erblickt die Firma das Licht der Börse. Es ist grell. Weil Siemens direkt und indirekt nur noch mit knapp 20 Prozent an seiner einstigen Tochter beteiligt ist, fehlt die schützende Hand gegenüber dem von den Kapitalmärkten ausgehenden Renditedruck. Andererseits kann das Osram-Management schneller Entscheidungen als bisher fällen und erspart sich manch lästigen Bittgang zu sparsamen Siemens-Chefs.

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