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Aktien: Wert verdoppelt: Das Rätsel um die Osram-Aktie

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Wert verdoppelt: Das Rätsel um die Osram-Aktie

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    Am 27. Februar 2014 fand bei Osram die erste Hauptversammlung statt.
    Am 27. Februar 2014 fand bei Osram die erste Hauptversammlung statt. Foto: Rene Ruprecht, dpa

    Zwei Mal musste der Gang von Osram an den Aktienmarkt verschoben werden – dann klappte es am 8. Juli vergangenen Jahres doch. Am Ende war es keine klassische Börsennotierung, sondern sozusagen eine geschenkte. Der Mutterkonzern Siemens verzichtete darauf, die Wertpapiere öffentlich zu verkaufen. So bekamen die Anleger für je zehn

    Wer der Versuchung widerstand, die Papiere des Lichtkonzerns rasch abzustoßen, hat ein glückliches Händchen bewiesen. Gestern, am Tag der ersten Osram-Hauptversammlung in München, notierte die Aktie mit rund 48,5 Euro in etwa doppelt so hoch wie bei ihrem Debüt. Kaum einer glaubte, dass „Osram zum Stern am deutschen Börsenhimmel“ wird, wie es Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt bei dem Treffen der Anteilseigner nannte. Mancher Finanzanalyst hätte sich nicht gewundert, wenn die Aktie eingebrochen wäre.

    Der erwartete Kursrutsch der Aktie blieb aus

    Doch der Kursrutsch blieb aus, was für einige Experten einem Rätsel gleichkommt, schließlich steckte Osram tief in den roten Zahlen und sieht sich nach wie vor einem harten Preiskampf im Zukunftsgeschäft mit Leuchtdioden (LEDs) ausgesetzt. Die Spezialisten der US-Bank Morgan Stanley meinten nur: „Wir versuchen immer noch zu verstehen, wo dieser kräftige Bewertungsaufschlag herrührt.“

    Das Erstaunen der Börsenprofis verwundert nicht. Die Siemens-Aktie und damit das Papier eines ungleich größeren Konzerns wird nur rund doppelt so hoch wie Osram bewertet. Und das, obwohl das Licht-Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr gerade einmal einen Gewinn von 34 Millionen Euro erwirtschaften konnte.

    Osram-Chef Wolfgang Dehen scheint es gelungen zu sein, Experten von Osrams Erfolgsaussichten zu überzeugen

    Dieses Ergebnis wirkt aber lediglich auf den ersten Blick bescheiden. Im Vergleich zum Vorjahr fällt der Wert umso strahlender aus. Hier kam ein happiger Verlust von 391 Millionen Euro ans Tageslicht. Osram-Chef Wolfgang Dehen schaffte es neben der Gewinnwende aber auch, neue Investoren aus dem angelsächsischen Bereich zu gewinnen. Ein Insider: „Er hat beim Börsengang einen guten Job gemacht.“

    Dabei führte der 60-Jährige reichlich Gespräche mit Finanzanalysten. Zieht man den Aktienkurs heran, muss es dem Manager gelungen sein, die Experten zu überzeugen, dass Osram in einem sich radikal wandelnden Lichtmarkt – weg von Glühlampen und hin zu Leuchtdioden – gute Karten besitzt.

    Bis Jahresende sollen fast 9000 Stellen gestrichen werden

    Und wie es immer ist, wenn der Aktienkurs explodiert, spielt auch ein Restrukturierungsprogramm eine entscheidende Rolle. Bei Osram heißt das Konzept zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit „Push“. Bis Ende 2014 sollen weltweit 8700 Stellen wegfallen. 7200 Arbeitsplätze hat das Unternehmen bereits abgebaut. Werke wurden verkauft und geschlossen. Dehen glaubt aber weiter an eine gute Zukunft der regionalen Standorte in Augsburg und Schwabmünchen mit zuletzt zusammen rund 1750 Mitarbeitern. Aber auch hier wird gespart. An beiden Standorten fallen insgesamt etwa 400 Stellen weg.

    Was Beschäftigte erzürnt, sehen Börsianer meist anders. Es ist nach ihrem Geschmack, dass Osram dank „Push“ brutto 1,2 Milliarden Euro einsparen will. Schon sind 538 Millionen Euro der Summe eingespielt. Hinzu komme, dass Osram, wie Finanzvorstand Klaus Patzak sagt, über eine starke Eigenkapitalbasis verfüge und solide finanziert sei.

    So klärt sich das Rätsel über den starken Anstieg der Osram-Aktie auf. Börsianer lieben eben Geschichten, in denen ein Konzern-Chef wie Dehen einen Negativtrend bricht und Zukunftsaussichten in leuchtenden Farben darzustellen weiß. Jetzt fehlt zum Aktionärsglück nur noch eine Dividende. Doch auch hier will der Osram-Chef ab der nächsten Hauptversammlung regelmäßig Vollzug melden.

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