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Panzergetriebe-Hersteller Renk: Wir können mehr produzieren

Augsburg

Chefin des Panzergetriebe-Herstellers Renk: Wir können mehr produzieren

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    Renk-Chefin Susanne Wiegand sieht große Chancen für das Unternehmen.
    Renk-Chefin Susanne Wiegand sieht große Chancen für das Unternehmen. Foto: Eckhart Matthaeus

    Susanne ist eine Managerin, die nicht um den heißen Brei herumredet. Die Chefin des Augsburger Panzergetriebe-Herstellers Renk spricht also verlässlich Klartext. So sagte sie in einem Interview mit unserer Redaktion zum Zeitenwende-Topf über 100 Milliarden Euro, mit dem die Bundeswehr besser ausgestattet werden soll: „Natürlich reicht die Summe nicht, um Deutschland kriegstüchtig zu machen, wie das Verteidigungsminister Boris Pistorius für die Bundeswehr anstrebt.“ Und sie sendete klare Signale an die politisch Verantwortlichen: „Bei Renk kann die Bundesregierung von der Stange kaufen.“ Dabei wurde die 52-Jährige konkret und stellte klar, Getriebe für Leopard- oder Puma-Panzer gebe es bei dem Augsburger Unternehmen „marktverfügbar“, also ohne lange Wartezeiten. Demnach kann der Maschinenbauer nach Erteilung des Auftrags zum Teil in weniger als einem Jahr liefern, was ein guter Wert ist. 

    Renk profitiert von VW- und MAN-Vergangenheit

    Angesichts der russischen Bedrohung kommt es auf Tempo an. Wiegand machte nach dem erfolgreichen Börsengang am 7. Februar bei der Vorlage der Renk-Bilanz am Mittwoch wiederum unmissverständlich deutlich: „Wir können mehr produzieren.“ Diese Ansage des Weltmarktführers von Getrieben für Panzer und Marineschiffe dürfte bei Regierungsvertretern westlicher Länder, die auf Renk-Produkte setzen, auf Interesse stoßen. Wiegand erklärte auch, warum die Firma vergleichbar zügig Aufträge abarbeiten kann, was für Kanzler Olaf Scholz angesichts der aggressiven Politik Russlands ein wichtiges Kriterium ist. Der Regierungschef will Rüstungsgüter sozusagen von der Stange kaufen und nicht Jahre darauf warten. Dass Renk Scholz-kompatibel ist, hängt auch mit der Vergangenheit des 151 Jahre alten Unternehmens zusammen. Ehe die Firma 2020 an den europäischen Finanzinvestor Triton, der starke deutsche Wurzeln hat, verkauft wurde, gehörte sie zum Volkswagen- und zuvor sehr lange zum MAN-Konzern. Aus Sicht Wiegands profitiert Renk angesichts der enorm gestiegenen Nachfrage von der Vergangenheit als Teil dieser großen Industrie-Spieler: „So haben wir heute genügend Platz, Kapazitäten und Maschinen.“ Um die Auftragsflut abzuarbeiten, müsse Renk nicht große Fabriken neu bauen. MAN wie VW haben eben regelmäßig in das Augsburger Unternehmen investiert. Das hilft dem heutigen Management. 

    Die Strategie der Renk-Managerin lautet: „Wir können skalieren, wenn wir entsprechend Mannschaften hochfahren und den Beschäftigten Material in die Hände drücken.“ Skalieren – das ist das Zauberwort der Zeitenwende. Es geht schlicht darum, die Voraussetzungen zu schaffen, um die Produktion möglichst schnell nach oben zu fahren. Die Formel für die Rüstungsindustrie lautet: Je aggressiver der russische Machthaber Wladimir Putin auftritt, desto schneller muss die westliche Verteidigungsindustrie das Geschäft skalieren. Die Zeiten eines Manufakturbetriebes sind vorbei, als Stück für Stück hergestellt wurde. Die Branche legt deshalb gerade den Schalter zur industriellen Produktion um.

    Rüstungsbranche schaltet auf industrielle Produktion um

    Dabei kommt es entscheidend auf die Beschäftigten an. Wiegand berichtet, dass Renk in Augsburg, also am bei Weitem größten Standort, pro Monat 15 bis 20 Beschäftigte einstellt. Das sei eine gesunde Zahl. Schließlich müssten die Mitarbeiter angelernt und in die Renk-Welt integriert werden. Das Unternehmen baut das Personal eben „mit Bedacht“ aus. In Augsburg sind rund 1650 Frauen und Männer beschäftigt. Vor vier Jahren, als das Unternehmen von Volkswagen verkauft wurde, waren es etwa 1200. Damit hat ein massiver Beschäftigtenaufbau stattgefunden. Renk kann sich das leisten, wie allein die wirtschaftliche Entwicklung des vergangenen Geschäftsjahres mit Rekordzahlen zeigt. Hier lag der Auftragseingang bei einem Allzeithoch von knapp 1,3 Milliarden Euro, während der Wert 2022 noch 987 Millionen Euro ausmachte. Das Orderbuch des zu rund 70 Prozent im militärischen und zu etwa 30 Prozent im zivilen Bereich tätigen Antriebsspezialisten ist gut gefüllt, derart komfortabel, dass auch die wichtige Kenngröße des Auftragsbestands mit 4,6 Milliarden Euro so hoch wie noch nie ausfällt. 

    Angesichts der zahlreichen Bestellungen stieg auch der Umsatz von 849 auf 926 Millionen Euro. Renk kratzt damit an der Erlös-Marke von einer Milliarde Euro – und das bei einem Vorsteuergewinn von 150 Millionen Euro gegenüber 144 Millionen Euro im Vorjahr. Dabei befindet sich auch die Renk-Aktie, die gestern noch einmal zeitweise deutlich auf über 37 Euro geklettert ist, weiter auf Rekordkurs. Gegenüber dem Ausgabepreis von 15 Euro hat sich der Wert des Panzergetriebeherstellers damit mehr als verdoppelt. Die gestiegene Bedrohungslage treibt generell die Kurse heimischer Verteidigungsunternehmen nach oben: Die Aktie des Düsseldorfer Rüstungskonzerns Rheinmetall legte etwa innerhalb eines Jahres von Werten unter 280 auf inzwischen rund 520 Euro zu. 

    Dividende für Renk-Aktionäre

    Renk kündigte an, dass auch die Aktionäre von dem profitablen Wachstum profitieren sollen. Daher schlägt die Firma für die Hauptversammlung am 26. Juni eine Dividende von 0,30 Euro je Wertpapier vor. Wiegand bleibt optimistisch für das Unternehmen: „Der weltweit hohe Bedarf an einer Rückkehr zur Vollausstattung der Streitkräfte gibt uns Rückenwind und wird auch künftig ein Treiber unseres Wachstums bleiben.“ Die Renk-Chefin wirkt inzwischen zufriedener, was die Umsetzung der Zeitenwende-Ziele der Bundesregierung und damit die Vergabe von konkreten Aufträgen an die Industrie betrifft. Früher sei den Unternehmen alles zu langsam gegangen, doch mittlerweile laufe das System besser. Auch hier nennt die Renk-Chefin die Dinge beim Namen: „Nach der guten Rede des Kanzlers zur Zeitenwende am 27. Februar 2022 hat sich Deutschland nach guten Zeiten schwergetan, in die Umsetzung zu kommen.“ Wiegand schaut nach vorn und nicht zurück. Daher meint sie: „Die Zeit, die wir verdaddelt haben, können wir nicht wieder zurückholen.“

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