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Wertingen: Schüco will in Wertingen wachsen - und neue Wege gehen

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Schüco will in Wertingen wachsen - und neue Wege gehen

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    Das Firmenlogo passt zum neuen Projekt: In Wertingen sollen bei Schüco künftig auch Oberflächen veredelt werden. Dazu will das Unternehmen auf seinem Grundstück eine neue Produktionshalle für einen zweistelligen Millionenbetrag bauen.
    Das Firmenlogo passt zum neuen Projekt: In Wertingen sollen bei Schüco künftig auch Oberflächen veredelt werden. Dazu will das Unternehmen auf seinem Grundstück eine neue Produktionshalle für einen zweistelligen Millionenbetrag bauen.

    Etwas „Revolutionäres“ kündigte Nicolai Blome den Mitgliedern des Wertinger Bauausschusses an, als er ihnen am Mittwoch das neue Projekt seines Unternehmens Schüco ankündigte. In der Zusamstadt soll eine neue Produktionshalle gebaut werden, mit der Schüco selbst in das Gebiet der Oberflächenveredelung einsteigen will.

    Bislang wird in Wertingen seitens Schüco gar nichts produziert, der Standort mit seinem weitläufigen Grundstück an der Industriestraße und rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dient als Logistikzentrum. Schüco ist ein international tätiges Unternehmen, das mit seinen Systemlösungen für Türen, Fenster und Außenfassaden Handwerksbetriebe beliefert. Von Wertingen aus werden solche Systemteile in Richtung Tschechien, Griechenland, Ungarn, die Türkei, Italien, Zypern Österreich und den ganzen süddeutschen Raum auf die Reise geschickt.

    In Wertingen soll im Pulverbeschichtungsverfahren gearbeitet werden

    Oberflächenveredelung – also das, was nach der Fertigung auf Aluminium-Profile aufgetragen wird – wurde bisher an externe Firmen ausgelagert und geschah nicht bei Schüco selbst. Sein Unternehmen habe diesbezüglich keine praktische Erfahrung, sagte Blome bei seiner Präsentation. Deshalb wird die neue Produktionshalle ein sogenanntes „Joint Venture“ mit der Firma Kemper, die ein langjähriger und enger Partner Schücos auf diesem Gebiet sei. Gemeinsam soll ein neues Unternehmen gegründet werden, die „Schüco Coating Solutions“, bei der Schüco 66 und Kemper 33 Prozent Anteil halten.

    Soweit zum organisatorischen Überbau. Für die Praxis soll im nördlichen Teil des Wertinger Geländes von Schüco eine dreischiffige, mehr als 8500 Quadratmeter große Produktionshalle samt Verwaltungsgebäude gebaut werden. Bis zu 100 neue Arbeitsplätze könnten im Zuge des Projekts entstehen, so der Unternehmenssprecher. Gegenüber unserer Zeitung bestätigte er, dass das Projekt einen zweistelligen Millionenbetrag veranschlagen wird.

    Gearbeitet werden soll im sogenannten „Pulverbeschichtungsverfahren“, Arbeiten mit Nasslack werden nicht stattfinden, so der Schüco-Sprecher weiter. Die neue Produktionshalle solle „state of the art“ sein, also an den modernsten Verfahren ausgerichtet.

    2023 soll die neue Werkshalle in Betrieb gehen

    Warum Schüco in diesen neuen Bereich vordringt? Blome verdeutlichte es den Ausschussmitgliedern mit einer Grafik. Deutschland ist dort in etwa horizontal in zwei Bereiche eingeteilt. Alles, was nördlich des „Weißwurstäquators“ liegt, wird vom Standort Bielefeld aus versorgt. Für den gesamten süddeutschen Raum ist das Logistikzentrum Wertingen zuständig.

    Im Norden ist das Unternehmen aber enger mit externen Partnern in der Oberflächenveredelung vernetzt als im Süden, erklärte Blome. Im Süden sei es schwerer, regionale Partner für Oberflächenveredelungen zu gewinnen. Deshalb will Schüco diesen Schritt der Wertschöpfungskette nun selbst übernehmen.

    Natürlich werden dabei auch die Gewinne ins eigene Haus zurückgebracht, die sonst bei den Partnerfirmen liegen bleiben. Und schließlich solle durch das eigene Werk die Überwachung der Qualitätsstandards noch effizienter werden. Für die Stadt Wertingen biete der Bau ebenfalls Vorteile – er sei ein klares Bekenntnis zum Standort, schaffe lokale Arbeitsplätze und die Stadt dürfe Mehreinnahmen an Gewerbesteuer erwarten.

    Noch stehen Stellungnahmen aus

    Der Zeitplan für den Bau ist ambitioniert. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. „Wenn alles glatt geht, können wir Anfang 2023 den Betrieb aufnehmen“, so Blome. Doch zuerst braucht es noch den offiziellen Segen. Der erste Schritt wurde am Mittwoch im Bauausschuss dabei schon getan. Für die neue Produktionshalle sei eine minimale Anpassung des Bebauungsplanes nötig, sagte Bauamtsleiterin Katrin Joachim, um die Halle in der von Schüco gewünschten Größe zu bauen. Einstimmig beschlossen die Ausschussmitglieder, den erforderlichen Änderungen des Bebauungsplanes zuzustimmen und diese öffentlich auslegen zu lassen.

    Stadtrat Tobias Kolb erkundigte sich, ob der Bau aus Gründen des Hochwasserschutzes überhaupt möglich sei – ein Teil des Grundstücks gelte als Überschwemmungsgebiet. Aus Sicht von Katrin Joachim ist dies aber kein Grund, den Bebauungsplan nicht zu ändern, da Schüco ein eigenes Retentionsbecken errichtet. Das habe das Unternehmen vor, sagte Nicolai Blome. Überschwemmungsschutz habe oberste Priorität, es würden Rückhalteräume für das Wasser geschaffen. Ansonsten kommt es nun darauf an, was nach der öffentlichen Auslegung der Pläne die offiziellen Stellen zu dem Vorhaben sagen, etwa das Wasserwirtschaftsamt.

    Bei Schüco ist man zuversichtlich. Der Platz sei am Standort da, die Bedingungen gut. Jetzt hoffe man auf eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden. Denn, so Blome: „Wir sind schon 40 Jahre in Wertingen, und wir wollen noch weitere 40 Jahre hier bleiben.“

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