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Sicher durch Eis & Schnee: Was muss Autofahrer zu Winterreifen wissen sollten

Sicher durch Eis & Schnee

Was muss Autofahrer zu Winterreifen wissen sollten

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    Die Profilierung macht den Unterschied: Links sind Sommerreifen, in der Mitte Allwetterreifen und rechts Winterreifen.
    Die Profilierung macht den Unterschied: Links sind Sommerreifen, in der Mitte Allwetterreifen und rechts Winterreifen. Foto: Robert Günther/dpa-tmn

    Na, haben Sie schon gewechselt? Sie kennen ja sicher die Faustformel "Von Oktober bis Ostern" für Winterreifen?

    Ob die immer noch gültig ist und auf was in Bezug auf die "Winterschuhe" des Autos sonst noch zu achten ist, klären der Auto Club Europa (ACE) und der ADAC. Antworten auf häufige Fragen:

    Von Oktober bis Ostern - wann sind Winterreifen Pflicht?

    Als grobe Faustformel oder Eselsbrücke kann "O bis O" (Oktober bis Ostern) für das Aufziehen der Winterreifen immer noch herhalten. Doch rechtlich hat das keine Relevanz. Denn in Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht.

    Das heißt: Unabhängig von einem bestimmten Zeitraum sind Winterreifen immer dann Pflicht, wenn es die Wetterverhältnisse mit Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte erfordern.

    Räderwechsel in der Werkstatt: Spätestens vor dem ersten Schneefall sollte das erledigt sein.
    Räderwechsel in der Werkstatt: Spätestens vor dem ersten Schneefall sollte das erledigt sein. Foto: Alexander Heinl/dpa-tmn

    Ansonsten können Bußgelder ab 60 Euro und ein Punkt in Flensburg folgen. Im Ausland gelten oft andere Regeln, die man kennen sollte, wenn man dorthin fährt. ACE und ADAC halten Infos dazu auf ihren Internetseiten parat.

    Wann ist der richtige Zeitpunkt?

    Orientierung kann die Wetterprognose für die kommenden Tage bieten - im Zweifel für mehr Sicherheit lieber früher als zu spät wechseln. So umgeht man auch, bei einer plötzlichen Winterwetterlage mit vielen anderen vor der Werkstatt Schlange zu stehen.

    Winterreifen könnten schon bei Tageshöchsttemperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius an das Auto. "Die Reifen nehmen dadurch keinen Schaden", beruhigt Ruprecht Müller vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. Die Fahrbahntemperaturen lägen ja meist unter den höchsten Lufttemperaturen.

    Wie erkenne ich zulässige Winterreifen?

    Winter- und Ganzjahresreifen, die ab dem 1. Januar 2018 hergestellt wurden, dürfen auf winterlichen Straßen gefahren werden, wenn sie mindestens das Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) tragen. Vor 2018 hergestellte Reifen, die nur eine "M+S"-Kennzeichnung tragen, haben nur noch Bestandschutz bis zum 30. September 2024: "Für diese Reifen beginnt die letzte Wintersaison", so Constantin Hack vom ACE.

    Was unterscheidet sie von Sommerreifen?

    Winterreifen haben eine andere, weichere Mischung. "Somit bleiben sie auch bei kälteren Temperaturen geschmeidig und haften besser auf der Fahrbahn", erklärt Hack. Das Mischungsverhältnis sei von den Herstellern in der Regel so gewählt, dass sie bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius gegenüber Sommerreifen ihre Vorteile ausspielen.

    Auf Schnee bietet Winterreifen mehr Grip. Das liegt an ihrer weicheren Mischung, ihrem Profil und kleinen Lamellen im Gummi.
    Auf Schnee bietet Winterreifen mehr Grip. Das liegt an ihrer weicheren Mischung, ihrem Profil und kleinen Lamellen im Gummi. Foto: Bernd Thissen, dpa/dpa-tmn

    Für wen sind Ganzjahresreifen eine Alternative?

    Ganzjahresreifen sind quasi eine Mischung aus Winter- und Sommerreifen. Diese auch Allwetterreifen genannten Pneus sind ein Kompromiss. Die Gummimischung müsste laut ADAC-Mann Müller zumindest theoretisch so ausgelegt sein, dass sie zwischen minus 30 und plus 40 Grad funktioniert, wenn der Ganzjahresreifen die volle Einsatzbreite der Spezialisten abdecken soll. In der Praxis schaffe er dies nicht.

    Wer aber in einer klimatisch gemäßigten Region lebt und weder Skiurlaub noch Sommerferien im heißen Süden plant, kann darin eine Alternative sehen. Auch für Zweit- und Kleinwagen mit geringen, vor allem innerstädtischen Laufleistungen können Ganzjahresreifen infrage kommen. Beachten: Auch sie müssen die Kennzeichnung von Winterreifen - das Alpine-Symbol - tragen.

    Wie viel Profil müssen Winterreifen haben?

    Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Beide Verkehrsclubs raten allerdings zu mindestens vier Millimetern. Die Profiltiefe sei vor allem bei Aquaplaning entscheidend, also bei stehendem Wasser.

    "Je größer das Restprofil, desto mehr Wasser kann der Reifen verdrängen und findet wieder Halt", erläutert Constantin Hack. Und auf Schnee und Schneematsch kann mehr Profil den Grip für Vortrieb und fürs Bremsen sicherstellen.

    Um den Wert zu ermitteln, gibt es Profiltiefenmesser für wenige Euro. Wer keinen hat, behilft sich mit einer 2-Euro-Münze: Ihr silberner Außenring um das Motiv herum ist vier Millimeter breit.

    Darf ich verschiedene Marken fahren?

    "Juristisch ist es alles möglich. Sie können Winterreifen, Sommerreifen und Ganzjahresreifen bunt mischen, und selbst an jeder Position einen Reifen eines anderen Herstellers aufziehen", erläutert Constantin Hack. Aber: Bei winterlichen Straßen muss sich an jeder Position ein zugelassener Winter- oder Ganzjahresreifen drehen.

    "Wir empfehlen immer, paarweise auf der Achse zumindest die gleichen zu haben", sagt Hack. Also das gleiche Modell desselben Herstellers.

    Und auch wenn nur einer von beiden defekt ist und getauscht werden muss: Besser beide wechseln. Denn es kann vorkommen, dass etwa das ESP durcheinanderkommt, wenn sich der Umfang der Reifen etwa durch verschieden stark abgefahrene Profile unterscheidet, so Hack. Zudem kann sich das allgemein schlecht aufs Fahrverhalten auswirken.

    Das Reifenpaar mit dem noch besseren Profil sollte stets auf die Hinterachse kommen. Der Hintergrund: Das Seitenführungspotenzial der Hinterachsreifen stabilisiert das Fahrzeug besonders bei Kurvenfahrt, so ADAC-Experte Ruprecht Müller.

    Achtung bei laufrichtungsgebundenen Reifen, die meist durch einen Pfeil in Laufrichtung und "Rotation" beschriftet sind: Diese nicht von links nach rechts tauschen.

    "Weil der Reifen, der vorwärts rollen soll, würde dann rechts rückwärts rollen. Das geht zum Beispiel bei so einem Reifen nicht", erklärt Hack. Folge: Sie verschleißen schneller und das Fahrverhalten ist schlechter. Auch das Aquaplaning-Risiko steigt.

    Wann sollten neue Winterreifen her?

    Als Faustformel rät der ADAC etwa alle sechs Jahre zu neuen Winterreifen. Zeigen sie keine äußerlichen Alterungserscheinungen, dürften sie auch gerne länger genutzt werden, so Müller. Dazu ist ein fachlicher Rat etwa in einer Fachwerkstatt hilfreich.

    Meist sei aber ein regelmäßig gefahrener Reifen in dem Alter schon so weit verschlissen, dass er allein wegen der geringen Restprofiltiefe ersetzt werden sollte, so der Fachmann.

    Produktionswoche und Jahr lassen sich in der Regel an einer vierstelligen Ziffernfolge - der DOT-Nummer - an der Reifenflanke erkennen. Lautet die etwa "1022", wurde der Reifen in der zehnen Produktionswoche im Jahr 2022 hergestellt.

    Was sind die besten Winterreifen?

    Den absolut besten Reifen gibt es nicht. Da er immer ein Kompromiss aus Haftung, Haltbarkeit und damit auch Verbrauch sei, so ACE-Experte Constantin Hack. Die Hersteller müssen einen Kompromiss finden - und der wiederum muss zum Auto, dem Fahrstil, der Region und eben damit dem vorherrschenden Wetter passen. Auch am Preis lässt sich die Qualität nicht immer festmachen.

    "Weil die Reifen für den Verbraucher ziemlich gleich aussehen und trotzdem gravierende Unterschiede aufweisen, machen wir regelmäßig aufwendige Reifentests", so Hack. Auch der ADAC macht Tests und rät aufgrund der daraus gewonnenen Erfahrungen der vergangenen Jahre "dringend" dazu, vor dem Kauf Tests zur Orientierung zu lesen.

    "Es gibt tatsächlich Reifen, die in einigen Disziplinen - besonders auf Nässe - regelrecht versagen", führt Müller aus. Das spürten dann auch Autofahrende, die glauben, durch defensive Fahrweise mögliche Nachteile der Reifen kompensieren zu können und damit auf der sicheren Seite zu sein.

    Ein schlechter Reifen mache den Segen der besten Assistenzsysteme zunichte, vor allem auf Nässe, so Müller.

    Auch ein Händler kann fahrzeugspezifisch beraten, wenn man etwa mit den Infos im Fahrzeugschein nicht klarkommt oder nicht weiß, welche Reifen überhaupt aufgezogen werden dürfen.

    Autofahrer sollten auch darauf achten, was ihnen wichtig ist: "Fragen Sie sich, in welchen Bereichen der Reifen gut sein muss. Es bringt ja nichts, wenn der Reifen perfekt auf Schnee abgestimmt ist, aber der Fahrer nie in verschneiten Regionen unterwegs ist", so Hack. Dann sollte man hier eher auf einen kurzen Bremsweg auf Nässe achten.

    Wichtige Kriterien, die gute Reifen bei Tests erfüllen sollten:

    • kurze Bremswege auf trockener als auch nasser Fahrbahn
    • Stabilität in Kurven
    • hohe Aquaplaning-Sicherheit
    • leiser Lauf und geringe Geräuschentwicklung
    • hoher Abrollkomfort
    • niedriger Rollwiderstand, geringer Verschleiß

    Was taugen billige Reifen?

    Ob Billigangebote per se schlechter sind als teurere, lässt sich laut Ruprecht Müller ohne eingehenden Test schwerlich sagen: Hier gebe es positive, aber auch negative Überraschungen, stellt er mit Blick auf die ADAC-Tests klar.

    Nach wie vor gebe es in der Reifenbranche einen scharfen Wettbewerb. Deswegen seien die Preise überwiegend nicht in dem Maß gestiegen, wie man es von anderen Alltagsprodukten kenne. "Trotzdem macht es Sinn, rechtzeitig bei einigen ortsansässigen Reifenhändlern Vergleichsangebote abzufragen."

    Spartipp: Der Wechsel auf eine gängige und damit günstigste Reifendimension. Hier sind laut Müller die Angebote häufig deutlich vielfältiger und so auch günstiger als bei einer eher ausgefallenen Seriendimension - selbst wenn der neue Reifen breiter ausfällt.

    Welche alternativen Dimensionen gewählt werden können, wird aus dem Fahrzeugschein und den sogenannten CoC-Papieren ersichtlich. Auch Hersteller, Reifenhändler oder Werkstätten können informieren.

    Im Winter auf Sommerreifen - Versicherungsprobleme drohen

    Nach einem Unfall mit Sommerreifen auf winterlichen Straßen kann es im Einzelfall wegen grober Fahrlässigkeit zu Kürzungen oder Regressforderungen bei der Autoversicherung kommen. Darauf weist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hin.

    Die Kfz-Haftpflichtversicherung übernimmt dann zwar auch auf jeden Fall den Schaden des Unfallopfers. Aber sie kann den Verursacher auf Sommerreifen mit bis zu 5000 Euro in Regress nehmen.

    Wer vor der Fahrt hätte erkennen müssen, dass Sommerreifen angesichts der Verhältnisse auf den Straßen komplett ungeeignet sind, muss bei einem Unfall mit anteiligen und in besonders schweren Fällen mit vollständigen Leistungskürzungen in der Voll- und Teilkaskoversicherung rechnen.

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