Der Litauer Mykolas Alekna hat mit 74,35 Metern einen Diskus-Weltrekord aufgestellt und damit die fast 38 Jahre alte Bestmarke von Jürgen Schult überboten. Der Schweriner hatte am 6. Juni 1986 in Neubrandenburg die Scheibe auf 74,08 Meter geschleudert, seine Marke war zuletzt der älteste Herren-Weltrekord in der Leichtathletik.
"Ich hatte 38 Jahre Zeit, mich vorzubereiten, und jetzt ist es so weit", sagte Schult der Deutschen Presse-Agentur und gratulierte seinem Nachfolger. "Es ist auf keinen Fall Enttäuschung, sondern Freude, dass wieder einer so weit wirft", betonte der 63-Jährige. "Ich bin stolz, das eine Weile gehabt zu haben und den Staffelstab weiterzureichen." Er erinnerte daran, dass über die Jahrzehnte auch deutsche Diskus-Asse wie Lars Riedel oder Robert Harting nie das Glück gehabt hätten, einen derart weiten Wurf zu erwischen. Schult hatte durch Freunde aus den USA davon erfahren, dass in Ramona im US-Bundesstaat Oklahoma der Rekord attackiert werden sollte und hatte auch schon Videos gesehen. Auf einem freien Feld, über das der Wind wehte, gelang Europameister Alekna bei perfekten Bedingungen eine fabelhafte Serie von sechs Würfen über jeweils mehr als 70 Meter.
Alekna Top-Favorit auf Olympia-Gold
Im fünften Versuch schaffte der in Kalifornien studierende Alekna den Rekord. Nach Angaben des Leichtathletik-Weltverbandes wurden zunächst 74,41 Meter gemessen, die Weite wurde dann um sechs Zentimeter nach unten korrigiert und muss auch noch offiziell als Rekord anerkannt werden. "Das macht mir Spaß, das gesehen zu haben", betonte Schult.
"Ich stehe immer noch ein wenig unter Schock, es ist schwer zu verstehen, was ich getan habe", sagte Alekna im litauischen Rundfunk. Der Weltrekord sei aber nicht sein Ziel gewesen. "Gold bei den Olympischen Spielen ist das Ziel dieser Saison. Darauf konzentriere ich mich mehr." Der 21-Jährige ist damit Top-Favorit für die Spiele in Paris, zwei Monate zuvor stehen Anfang Juni noch die Europameisterschaften in Rom an.
Der WM-Zweite von 2022 und WM-Dritte von 2023 ist der Sohn von Virgilijus Alekna, der 2000 und 2004 Olympiasieger war und auch zwei WM-Titel gewann. Seine Bestleistung waren 73,88 Meter. Er könne es immer noch nicht glauben, dass er seinen Vater überholt habe, sagte Alekna junior und verwies auch auf die äußeren Bedingungen.
Beim Meeting in Ramona war der Kubanerin Yaime Perez bereits am Samstag mit 73,09 Metern der weiteste Wurf bei den Frauen seit 1989 gelungen. Den Weltrekord hält seit dem 9. Juli 1988 die Cottbuserin Gabriele Reinsch, sie hatte damals in Neubrandenburg 76,80 Meter erzielt.
(dpa)