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Kommentar: Das sagt der deutsche Auftaktsieg gegen Schottland aus - und das nicht

Kommentar

Was der deutsche Sieg gegen Schottland aussagt – und was nicht

Florian Eisele
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    Die deutsche Nationalmannschaft erwischte gegen Schottland einen Traumstart ins Turnier - aber was ist der nun wert?
    Die deutsche Nationalmannschaft erwischte gegen Schottland einen Traumstart ins Turnier - aber was ist der nun wert? Foto: Federico Gambarini, dpa

    Wenn man sich einen Gegner für das Auftaktspiel einer Heim-EM malen dürfte - er würde wohl große Ähnlichkeit mit der schottischen Mannschaft haben. Das sympathische Team von der britischen Insel kam mit vielen ebenfalls sympathischen Fans nach München, die tagelang die Innenstadt bevölkerten, im Stadion für eine tolle Atmosphäre sorgten und selbst nach dem 1:5 nicht völlig frustriert nach Hause gingen. Und dann gab es die schottische Mannschaft, die ihren Teil zu einem Traumstart der deutschen Mannschaft beitrug.

    Die Schotten, die mit der Bürde von sieben Spielen ohne Sieg zur EM angereist waren (der letzte Sieg stammt aus der Partie gegen Gibraltar) ließen der deutschen Mannschaft viel Platz, bekamen ihre Abwehrreihe von Beginn an nie geschlossen und gaben der deutschen Mannschaft die Räume, die sie gerne hat. Die DFB-Elf ging von Beginn an entschlossen und konzentriert zur Sache, gewann auch in der Höhe verdient – aber zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass das schwache schottische Team kein Gradmesser für den Rest der EM sein kann.

    Fast jedes deutsche Tor scheint eine eigene Geschichte zu haben

    Wertvoll aus Sicht der deutschen Elf ist es dennoch, was sich am Freitagabend in München zugetragen hat. Nahezu jedes Tor, jede Vorlage scheint eine eigene Geschichte zu haben. Ilkay Gündogan, der oft kritisierte Kapitän, zeigte eines seiner besten Länderspiele und war endlich der Spieler, der für Manchester City oder jetzt Barcelona an vielen Offensivaktionen beteiligt war. Das deutsche Traumduo im Mittelfeld, der überragende Jamal Musiala und Florian Wirtz, wirbelten endlich so wie es sich die deutschen Fans immer erhofft hatten und steuerten jeweils ein Tor zum Sieg bei; die Treffer von Kai Havertz und Niclas Füllkrug geben den beiden Kandidaten für die vorderste Reihe sofort Selbstvertrauen. Das Tor von Emre Can, der sich bis vor wenigen Tagen noch im Urlaub befand, könnte ein Zeichen dafür sein: Jetzt ist alles möglich.

    Und, ja: Selbst das Eigentor von Antonio Rüdiger ist dahingehend wertvoll, dass es zeigt: Auch kleine Fehler, geringe Nachlässigkeiten können bei dieser EM schnell bestraft werden. Das sich die Mannschaft über das Gegentor geärgert hat, wie Bundestrainer Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz betont hat, ist ein gutes Zeichen. Sehr wahrscheinlich wird ein derartiger Fehler im nächsten Gruppenspiel gegen Ungarn deutlich schmerzhafter sein.

    Ungarn hat der deutschen Mannschaft zuletzt immer wehgetan

    Die Mannschaft stellt – bei allem Respekt vor den Schotten – ein anderes Kaliber dar. Trainer Marco Rossi, seit 2018 im Amt, hat das Team zu einem schwer bespielenden, taktisch äußerst disziplinierten Gegner geformt, der der deutschen Mannschaft immer wieder wehgetan hat. Dazu hat Ungarn mit Dominik Szoboszlai einen Offensivspieler, wie es ihn im Kader der Schotten nicht gibt. In den vergangenen drei Spielen gelang der deutschen Auswahl kein Sieg, in der Bilanz stehen zwei Remis (eines davon äußerst knapp) und eine Niederlage.

    Die deutsche Mannschaft hat es sich verdient, sich für den souveränen Sieg gegen die Schotten feiern zu lassen. Eines sollte aber auch klar sein: Der Erfolg am Freitagabend war die erste und wohl niedrigste Hürde – nicht mehr, nicht weniger.

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