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Klettern: Sandra Hopfensitz vom DAV Augsburg will das Olympia-Ticket lösen

Klettern

Sandra Hopfensitz vom DAV Augsburg will das Olympia-Ticket lösen

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    Die Kletterspezialistin Sandra Hopfensitz bei der bayerischen Jugendmeisterschaft an der Kletterhalle der Sportanlage Süd.
    Die Kletterspezialistin Sandra Hopfensitz bei der bayerischen Jugendmeisterschaft an der Kletterhalle der Sportanlage Süd. Foto: Bernd Jaufmann

    Sandra Hopfensitz beißt in eine Reiswaffel. Sie sitzt im Bistrobereich des Augsburger Kletterzentrums und macht eine kleine Pause. Stärkt sich, ehe die nächsten Übungen an der Wand anstehen. Ehe der Fokus wieder gänzlich darauf liegt, welchen der bunten Griffe und Tritte sie nacheinander in Angriff nimmt. Klettern war schon immer ihre Leidenschaft. Längst ist der Ganzkörpersport für die junge Frau nicht mehr nur Freizeitbeschäftigung, sondern Tag füllende Tätigkeit. Olympische Spiele sind nicht mehr nur ein Traum. In den kommenden zwei Monaten wird die durchtrainierte Kletterexpertin alles Mögliche versuchen, um sich in Bestform zu bringen. Konkurrenzfähig möchte sie sein, wenn sie als eine von 50 Teilnehmerinnen im Mai in Schanghai (China) und im Juni in Budapest (Ungarn) um ein Ticket für die Sommerspiele in Paris kämpft. Gewertet wird die Gesamtwertung aus beiden Events.

    Hopfensitz: "Egal, wie es läuft – ich kann nichts verlieren"

    Hopfensitz, 21, ist eine von vier deutschen Starterinnen und müsste unter die zehn oder elf Besten kommen; die restlichen der 20 Startplätze für Olympia 2024 sind bereits vergeben. Anders als an der gräulichen Wand, an der sie angriffslustig und entschlossen wirkt, hinterlässt sie im Gespräch einen zurückhaltenden, mitunter sogar schüchternen Eindruck. Sie sei jemand, der sich viele Gedanken mache, der auch schnell zweifele, räumt sie selbst ein. Doch Zweifel kann sie sich nicht erlauben, wenn sie nach Paris möchte. Sie macht sich selbst Mut, als sie sagt: "Ich muss mir oft einreden, dass ich es schaffen kann. Ich weiß, dass diese Chance besteht." Sie werde ihr Bestes geben. "Egal, wie es läuft – ich kann nichts verlieren." 

    Schon die Teilnahme an den Ausscheidungswettkämpfen in Schanghai und Budapest kommen für Hopfensitz einem riesigen Erfolg gleich. Das größte Spektakel liefern die Speed-Kletterer, die wie Spiderman die Wände hochfliegen. Hopfensitz startet im Olympic Combined, einer Kombiwertung aus Klettern mit (Lead) und ohne (Bouldern) Seil. Qualifiziert hat sie sich über ein hervorragendes Weltcup-Ergebnis im vergangenen Jahr. Wirklich gut sei sie damals nicht in die Saison gekommen, erzählt Hopfensitz, über den Winter plagte sie sich mit einer Schulterverletzung. Letztlich half ihr sogar, dass sie die ersten Weltcups verpasste. Statt unterwegs zu sein, trainierte sie und baute Muskeln auf. "Ich bin richtig stark geworden. Irgendwann hat auch im Weltcup der Kopf mitgemacht und das Ergebnis war da."

    Trauen ihr viele die Olympia-Qualifikation nicht mehr zu?

    Mit der Chance, sich für Olympische Spiele qualifizieren zu können, wuchs die eigene Erwartung vor diesem Jahr. Hopfensitz gibt Einblicke: "Ich dachte: Die Wettkämpfe im vergangenen Jahr waren gut, in diesem müssen sie auch gut sein." Doch der Start verlief ähnlich schleppend. Teils stand sich die junge Frau selbst im Weg. Als jüngst über die Besetzung für die ersten Weltcups entschieden wurde, erfüllte die 21-Jährige nicht die Anforderungen. Ihre Kolleginnen aus dem Bundeskader werden unter Wettkampfbedingungen testen, sie muss vorerst zu Hause bleiben. Sie bemüht sich, den Nach- als Vorteil zu sehen. "Nach diesem Dämpfer bin ich motivierter denn je", betont Hopfensitz. Sie mutmaßt, viele würden ihr jetzt keine Olympia-Chance mehr einräumen. "Aber ich will jetzt wieder richtig angreifen und alle vom Gegenteil überzeugen." 

    Ebenfalls in China hätte der erste Weltcup dieses Jahres stattgefunden. Diesen wird Hopfensitz verpassen. Stattdessen steigt sie mit einem Europacup Ende April im österreichischen Klagenfurt in die Wettkämpfe ein. Zugleich ihre Generalprobe für die Olympia-Qualifikation. Davor und danach: viel Training. Hopfensitz stammt aus Freienried, einem Ortsteil von Eurasburg (Kreis Aichach). Nach dem Abitur zog sie nach München, wo sie studiert. Trainingsmittelpunkte sind München und Augsburg. Sollte sie die Olympia-Qualifikation verpassen, möchte sie sich nicht entmutigen lassen. Mittelfristig möchte sie sich in der Weltspitze etablieren.

    2023 nahm Hopfensitz an der WM in Bern teil

    Hopfensitz steht am Anfang ihrer Karriere. 2021 wurde sie deutsche Vizemeisterin im Leadklettern, erst vor zwei Jahren hat sie ihren ersten Weltcup geklettert, 2023 nahm sie an der WM in Bern teil. Mit jedem Wettkampf wächst die Erfahrung. Zugleich wachsen die Herausforderungen. Ein- bis zweimal pro Woche berät sie während der Einheiten ein Trainer, darüber hinaus hat sie Trainingspläne. Permanent verändere sich die Sportart, erzählt sie. "Es wird immer noch dynamischer, immer noch verrücktere Bewegungen sind gefragt. Da muss man dranbleiben und vieles neu lernen." Hopfensitz möchte einen Schritt nach dem anderen machen. Regelmäßig bei Weltcups das Finale im Lead (besten Acht) und im Bouldern (besten Sechs) erreichen, ist ihr Ziel. Mittelfristig möchte sie sich in der Spitze etablieren und sich einen Namen machen, erzählt sie. 

    Sollte sie sich für Olympia qualifizieren, hätte sie Letzteres schon jetzt geschafft. 

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