Felix Sturm kann einfach nicht anders. Im Alter von mittlerweile 44 Jahren steigt der Ex-Weltmeister wieder in den Boxring, um ein erfolgreiches Comeback zu feiern und vielleicht irgendwann noch mal um einen WM-Titel zu kämpfen.
"Manche sagen irgendwann: Es reicht und ich kann mit dem Kapitel abschließen. Bei mir ist das jetzt noch nicht der Fall. Ich habe noch genug Benzin im Tank", sagte der schillernde Boxprofi der Deutschen Presse-Agentur: "Ich spüre noch Feuer in mir und bin noch nicht satt."
Und so streift sich Sturm am Samstag (gegen 22.00 Uhr/DAZN) in der Stuttgarter Porsche-Halle wieder die Boxhandschuhe über und stellt sich in seinem 53. Profikampf dem im Allgäu lebenden Türken Sükrü Altay. Fast elf Monate nach seiner Niederlage im WM-Ausscheidungskampf gegen den Ungarn Istvan Szili nach dem Verbüßen seiner Haftstrafe.
Danach war heftig über ein endgültiges Karriereende des gebürtigen Leverkuseners spekuliert worden. Doch so wollte Sturm nicht abtreten. "Ich habe mich top gefühlt, dachte, ich marschiere da durch, gewinne. Gar kein Thema. Das mache ich so nebenbei, dachte ich", sagte Sturm rückblickend: "Das war mein Hauptfehler."
Mit einem Sieg zum Karriereende
Und es ist nun seine große Motivation. "Er möchte seine Karriere mit einem Sieg beenden", sagte sein Trainer Maurice Weber dem "Express": "Dieses Ring- und Punktrichter-Desaster will er nicht so stehen lassen."
Sturm zählt sich selbst weiterhin "zu den besten Boxern Deutschlands und zu den wenigen, die internationales Spitzenformat besitzen", wie der mittlerweile im Halbschwergewicht kämpfende Athlet vor einigen Wochen sagte.
Sein fortgeschrittenes Alter sieht er zumindest noch nicht als Problem. "Ich habe mich körperlich und optisch gut gehalten. Ich werde meistens auf 34 statt 44 geschätzt", sagte er nicht ohne Stolz. Im Sparring mit deutlich jüngeren Kollegen erkenne er, "welche Energie ich noch aufbringen kann".
Wie in fast allen Sportarten könne man auch im Boxen mit Ende 30 oder Anfang 40 "noch extreme Leistungen bringen", meint Sturm. Er halte seinen Ernährungsplan mit wenig Fleisch und viel Fisch strikt ein, "ich sehe die Ergebnisse ja".
Altay - Unbekannter Gegner, aber gefährlich
Fit sieht Sturm aus - aber wie gut kann er noch boxen? Seinen größten Kampf lieferte er einst in Las Vegas gegen Superstar Oscar de la Hoya in einer Ringschlacht über zwölf Runden. Doch das ist bereits 19 Jahre her.
Der für seine abwartende und konternde Art bekannte Athlet trifft nun auf einen wenig namhaften, aber sehr motivierten Gegner. Boxer wie Altay seien "gefährlicher als Leute, die oben mitboxen", sagte der favorisierte Sturm, "er hat die einmalige Chance, auf sich aufmerksam zu machen, und er wird alle Register ziehen, um zu gewinnen".
Eine siebte Niederlage könnte Sturms letzte sein. Wenn er zurücktritt, dann soll es auch für immer sein. Sturm will Boxern wie George Foreman diesbezüglich nicht nacheifern. "Mit 50 Jahren möchte ich nicht noch mal Kämpfe machen, weil ich zu früh aufgehört habe", sagte er: "So lange die Energie und die Geschwindigkeit der Hände da sind, will ich noch einige Kämpfe machen."
Und danach? Es gebe "ein paar Ideen und Pläne" für die Zeit nach der Box-Karriere, aber verraten wolle er die noch nicht. Seine volle Konzentration gilt dem erneuten Comeback. "Nach drei Jahrzehnten in diesem Sport ist es schwer zu sagen: Das war es jetzt", gab Sturm zu. Zumal bei einem wie ihm, der schon fünfmal Weltmeister war. "Keine Wettkämpfe, kein Adrenalin und kein Nervenkitzel mehr. Damit muss man sich erstmal abfinden." Noch soll es nicht so weit sein.
(Felix Schröder und Jörg Soldwisch, dpa)