Am Tag nach der großen Freude ist auch die Zuversicht beim Deutschen Handballbund (DHB) groß. „Wir glauben ans Halbfinale“, sagt Bundestrainer Alfred Gislason vor dem letzten EM-Hauptrundenspiel am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) gegen Kroatien. Sein Team hat sich durch das Ausrufezeichen beim 35:28-Erfolg über Ungarn eine gute Ausgangslage verschafft und zusätzlich für einen Stimmungsumschwung nach dem 22:22 gegen Österreich gesorgt. Mit einem weiteren Sieg würde die DHB-Auswahl ganz sicher am Freitag gegen Weltmeister und Titelfavorit Dänemark um den Endspieleinzug spielen.
Möglicherweise dürfen die Deutschen sogar verlieren, um ihr großes Ziel zu erreichen. Und zwar dann, wenn Ungarn gegen Frankreich sowie Österreich gegen Island jeweils unentschieden spielen. Bei Punktgleichheit mit beiden Rivalen würde die DHB-Auswahl den Dreiervergleich mit Ungarn und Österreich für sich entscheiden. Gut aus Sicht des WM-Fünften: Ungarn und Österreich spielen vor den Deutschen, die also beim Anwurf gegen Kroatien schon wissen, was sie holen müssen. Oder auch eben nicht.
Bundestrainer Gislason analysierte unentwegt bis tief in die Nacht
Torwart Andreas Wolff könnte mit einer Art Freundschaftsspiel gegen Kroatien zum Abschluss der Hauptrunde sehr gut leben. „Das wäre mir am liebsten. Denn auf die Kroaten in einem Spiel zu treffen, in dem es dann für uns um alles geht. Das will man nicht unbedingt“, hat der Schlussmann großen Respekt vor der Mannschaft vom Balkan, die sehr stark mit einem spektakulären 39:29-Kantersieg über Medaillenanwärter Spanien in das Turnier startete, zuletzt aber in der Hauptrunde dreimal in Folge verlor.
Außerdem könnte den Kroaten – so unglaublich bis skurril das auch klingt – mit Blick auf die Olympia-Qualifikation eine eigene Niederlage mehr helfen als ein Sieg über Deutschland, um so einen Halbfinaleinzug der noch auf Olympia hoffenden Österreicher zu verhindern. „Diese Konstellation wirkt absurd“, räumt auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer angesichts des komplizierten Reglements ein.
Deutsche Mannschaft schont sich nicht
Unabhängig davon wollen die Deutschen aber auf jeden Fall gewinnen, um auch ein gutes Gefühl mit ins Halbfinale zu nehmen. Nach dem Unentschieden gegen Österreich war die Mannschaft „hart mit sich ins Gericht gegangen“, wie Kreisläufer Johannes Golla verrät. Bundestrainer Gislason analysierte unentwegt bis tief in die Nacht, schlief wenig, bat zu einigen Videositzungen und traf vor allem auch den richtigen Ton in der Ansprache.
„Alfred hat sehr schöne Dinge gesagt, die uns zusammenschweißen“, berichtet Spielmacher Juri Knorr: „Er hat uns daran erinnert, warum wir das alles machen und dass wir dankbar für die Momente hier sein können, die uns keiner mehr nimmt. Eine Sportlerkarriere ist nicht so lang. Er gab uns deswegen mit auf den Weg, alles zu genießen.“ Das wollen die Deutschen auch am Mittwoch. Um dann am Finalwochenende weitere schöne Momente zu erleben.