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Skandal in Hamburg: Guerrero verschärft HSV-Krise

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Skandal in Hamburg: Guerrero verschärft HSV-Krise

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    Skandal in Hamburg: Guerrero verschärft HSV-Krise
    Skandal in Hamburg: Guerrero verschärft HSV-Krise Foto: DPA

    Dies zeigte sich auch am Ostermontag, als Guerrero öffentlich Buße leistete: Statt des von vielen erwarteten Rauswurfs gab es für den Peruaner "nur" die höchste Geldstrafe der HSV-Geschichte von geschätzten 50 000 bis 100 000 Euro. "Vereinsintern erhält er eine Geldstrafe, wie wir sie im Verein noch nie hatten", sagte Bernd Hoffmann. Weitere vereinsinterne Sanktionen werde es nicht geben.

    Bei der rund 40-minütigen Pressekonferenz des Fußball-Bundesligisten zeigte sich Guerrero als reumütiger Sünder. "Ich möchte mich bei allen, denen ich geschadet habe, entschuldigen", sagte der Angreifer, der noch in dieser Woche persönlich bei seinem Wurfopfer Abbitte leisten will. Hoffmann begründete den Verzicht auf noch drastischere Sanktionen mit der "zweiten Chance", die sich Guerrero verdient habe. "In den vier Jahren bei uns hat er sich zu Fans und Mitspielern nie auffällig verhalten", betonte er.

    Ausgestanden ist für Guerrero, dessen Aussetzer nach dem 0:0 im Nordduell gegen Hannover 96 das deutlichste Sinnbild für die HSV-Krise ist, die Sache aber noch lange nicht. Die drohende schwere Strafe durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) steht nach seiner in deutschen Stadien bislang beispiellosen Attacke noch aus. Der

    Vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League am 8. April bei Standard Lüttich, in dem der HSV das 2:1 aus dem Hinspiel verteidigen will, muss die aufgeheizte Stimmung dringend deeskaliert werden. "Es ist etwas passiert, was nicht passieren darf", sagte Labbadia, nach der medialen Dauerkritik der vergangenen Tage selbst angeschlagen, "er ist extremst beschimpft worden, aber wir müssen dem standhalten und professioneller reagieren."

    Mannschaft, Trainer und Vorstand hatten sich nach der Nullnummer mehr als eine halbe Stunde in der Kabine verschanzt, um den Eklat zu besprechen. Guerrero war durch den Stadion-Hinterausgang davongeschlichen und in seinem Ferrari geflüchtet. Die erschütternde HSV-Leistung gegen den Tabellenvorletzten hatte die Langmut der Fans bis an die Schmerzgrenze strapaziert. Anschließend brachte Guerrero mit seinem unentschuldbaren Ausraster gegen einen Zuschauer das Fass zum Überlaufen. Unter dem Pfeifkonzert der enttäuschten Besucher soll ihn ein Fan auf den teureren Plätzen beschimpft haben. Der 26-Jährige feuerte daraufhin seine fast volle Trinkflasche in das Gesicht des Anhängers und wollte sogar auf die Tribüne klettern, um gegen den Mann Hand anzulegen. Teamkollege Joris Mathijsen hielt den Stürmer nur mit Mühe zurück und bugsierte ihn in die Katakomben.

    "Das kann man nicht entschuldigen, aber die Mannschaft steht hinter Paolo", sagte HSV-Kapitän David Jarolim. Das Opfer der Wurf- Attacke hat sich von Sanitätern im Stadion untersuchen lassen, schlimmere Verletzungen sollen nicht festgestellt worden sein. DFB- Sportdirektor Matthias Sammer erinnerte in der Talkshow des Bezahlsenders Sky an Guerreros "Vorbildfunktion". So etwas dürfe "nie passieren", so Sammer. Als der frühere HSV-Spieler Thimothee Atouba den eigenen Fans einst den "Stinkefinger" zeigte, wurde er clubintern für zwei Spiele gesperrt. Guerrero, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, musste sogar mit der Kündigung rechnen, kam aber mit der saftigen Geldstrafe davon.

    Geradezu erschreckend waren die Reaktionen, die aus dem Team nach Guerreros Fehlleistung laut wurden. Der sonst als moralische Instanz des HSV bekannte Frank Rost meinte: "Damit muss man auch als Zuschauer rechnen, wenn man sich so äußert. Das ist Fußball, das gehört dazu." Der Torhüter zog die Attacke gar ins Lächerliche: "Er hat ihn sauber getroffen. Die New York Yankees würden ihn sicher sofort verpflichten." Einen Tag später relativierte Rost auf seiner Homepage: Er gebe zu, "dass Zynismus nicht wirklich ein geeignetes Mittel der Reaktion" bei einem Live-Interview sei.

    Waren Mannschaft und Fans noch vor Monaten eine Einheit, so trennt sie jetzt ein breiter Riss. In den vergangenen sieben Spielen gelang Labbadias Schützlingen nur ein Sieg gegen den Tabellenletzten Hertha BSC. Ursprünglich wollte und sollte man um den Titel und die Champions-League-Plätze mitspielen, nun gerät auch die Qualifikation zur Europa League in Gefahr. Die Fans werden von Spieltag zu Spieltag unzufriedener - und lauter. "Wir hatten uns mehr Unterstützung gewünscht. Ab der 20. Minute haben die Zuschauer schon gepfiffen", beschwerte sich Dennis Aogo.

    Ralf Bednarek, Chef der 61 000 Mitglieder umfassenden HSV-Fan- Supporters, sieht Guerreros Tat nicht als Reaktion auf Zuschauer-Unmut. "Die Mannschaft versucht, von eigenen Problemen abzulenken", meinte der Rechtsanwalt. "Guerrero sind die Nerven durchgebrannt, weil die Mannschaft unter Strom steht", erklärte Bednarek - und legte Wert darauf, dass die beleidigenden Worte nicht von den Stehplätzen der Hardcore-Fans in der Nordkurve, sondern aus dem Schnittchen-Bereich des Stadions gekommen waren.

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