Fußball ist ein Ergebnissport und am Ende zählt nur der Erfolg. Das mag für Sponsoren gelten, doch für die wahren Fans ist der Fußball nicht so eindeutig. Portugal hat mit dem EM-Titel erstmals ein großes Turnier gewonnen. Die Favoriten Frankreich, Deutschland und Spanien können nur gratulieren. Doch ist der Triumph Portugals auch verdient?
Zumindest ist er sehr glücklich. Erstmals nahmen an einer EURO 24 Mannschaften teil, im Nachhinein ein Glücksfall für Portugal. Denn ohne die Tatsache, dass auch die bestplatzierten Gruppendritten weiter kommen, wären Ronaldo und Co. bereits nach der Vorrunde in den Urlaub gefahren. Drei magere Unentschieden gegen Island, Österreich und Ungarn bedeuteten Platz drei - mehr war nicht drin.
Doppelt glücklich, denn im letzten Gruppenspiel gegen bereits qualifizierte Ungarn hätte es auch anders kommen können. 3:3 - einem Hackentor Ronaldos sei dank. Das Glück sollte sich fortsetzen. Im Achtelfinale gegen die favorisierten Kroaten dauerte es bis zur 117. Minute ehe Ricardo Quaresma das Siegtor schoss. Eine biedere Leistung der Portugiesen, dennoch Viertelfinale. Dort wurde es auch nicht besser. Gegen überlegene Polen zitterten sich die Portugiesen ins Elfmeterschießen und hatten erneut das bessere Ende für sich.
Portugal: Keine überzeugenden Leistungen bis zum EM-Halbfinale
Einzig im Halbfinale überzeugte die Elf um Superstar Cristiano Ronaldo. Der Lohn war ein 2:0-Erfolg gegen die Übermannschaft aus Wales. Der erste Sieg nach 90 Minuten. Das hatten zuvor auch die ausgeschiedenen Albaner und Türken geschafft - Hut ab.
Die Endspiele der 15 EM-Endrunden
10.07.1960 Paris UdSSR - Jugoslawien 2:1 n.V. (1:1,0:1)
21.06.1964 Madrid Spanien - UdSSR 2:1 (1:1)
08.06.1968 Rom Italien - Jugoslawien 1:1 n.V. (1:1,0:1); 10.06.1968 Rom Wiederholungsspiel 2:0 (2:0)
18.06.1972 Brüssel Deutschland - UdSSR 3:0 (1:0)
20.06.1976 Belgrad CSSR - Deutschland 5:3 i.E.(2:2,2:2,2:1)
22.06.1980 Rom Deutschland - Belgien 2:1 (1:0)
27.06.1984 Paris Frankreich - Spanien 2:0 (0:0)
25.06.1988 München Niederlande - UdSSR 2:0 (1:0)
26.06.1992 Göteborg Dänemark - Deutschland 2:0 (1:0)
30.06.1996 London Deutschland - Tschechien 2:1 n.V.* (1:1,0:0)
02.07.2000 Rotterdam Frankreich - Italien 2:1 n.V.* (1:1,0:0) 0
4.07.2004 Lissabon Griechenland - Portugal 1:0 (0:0)
29.06.2008 Wien Spanien - Deutschland 1:0 (1:0)
01.07.2012 Kiew Spanien - Italien 4:0 (2:0)
10.07.2016 Saint-Denis Portugal - Frankreich 1:0 n.V.
Und das Finale? Es begann mit der Verletzung von Ronaldo - die Chancen waren dahin. Doch dann zeigte Portugal, warum der Fußball trotz aller Kommerzialisierung unberechenbar bleibt. Die Verletzung des Superstars setzte neue Kräfte frei. Portugal kämpfte und verteidigte mit allem, was es hatte. Der Lohn: Zehn Minuten vor dem Ende der Verlängerung gelang das Goldene Tor. Nicht der Individualist Ronaldo, sondern das Team hatte den Titel geholt.
Frankreich war bei der EM 2016 auch nicht immer das bessere Team
Natürlich war Frankreich das spielbestimmende Team und Portugal hatte nicht nur beim Pfostentreffer von Frankreichs Gignac kurz vor Schluss Glück. Aber wenn die Franzosen ehrlich sind, dann waren sie auch gegen Deutschland nicht das bessere, aber das glücklichere Team.
Und hatten es die Griechen 2004 verdient? Mit Libero und einem Angelos Charisteas schrieb am Ende Otto Rehhagel Geschichte. Mauertaktik hin oder her - es bleibt der Sirtaki-tanzende Rehakles in Erinnerung.
Und was bleibt von der EM 2016 hängen? Mit Deutschland ist das beste Team bereits im Halbfinale ausgeschieden. Der glückliche Europameister heißt Portugal. Verdient hat es das Team um Superstar Cristiano Ronaldo aufgrund seiner Spielweise nicht wirklich. Allerdings waren die Portugiesen in den entscheidenden Momenten immer voll da. Frankreich hatte die besseren Einzelspieler, die bessere Mannschaftsleistung zeigte Portugal. Es gab schon Titelträger, die den Pokal mehr verdient hatten.