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Fußball: Vor dem Spiel gegen Ungarn: Hansi Flick als großer Umdeuter

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Vor dem Spiel gegen Ungarn: Hansi Flick als großer Umdeuter

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    Hansi Flick sieht die Belastung durch die Nations League durchaus positiv.
    Hansi Flick sieht die Belastung durch die Nations League durchaus positiv. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    In seiner langen, traditionsreichen Geschichte hat die Nations League den deutschen Nationaltrainern nicht nur Glück gebracht. Erinnert sei an einen Vorgänger Hansi Flicks, der sich der Bedeutung des Wettbewerbs nicht gewiss war und ihn nach einem missratenen WM-Turnier zum Experimentierfeld umdeutete. Es war dem Ruf Joachim Löws nicht zuträglich, dass sein Team auf dem letzten Platz landete und er nach der Schmach von Russland auch den Abstieg aus der höchsten Klasse der Nations League zu verantworten hatte.

    Weil es den Uefa-Granden aber seit jeher nicht an Reformwillen fehlt, um die Wettbewerbe noch attraktiver zu gestalten (siehe Erweiterung des EM-Teilnehmerfeldes auf 24 Mannschaften), profitierte das deutsche Team von einer Aufstockung seiner Gruppe und durfte sich fortan weiter mit den besten Mannschaften messen. Bei der folgenden Austragung allerdings war es eine 0:6-Niederlage gegen Spanien, die Löws Ruf nachhaltig ramponierte und Aussicht geben sollte auf die eher mäßige EM im vergangenen Jahr.

    Für Hansi Flick haben beide Nations-League-Spiele eine große Bedeutung

    Der ewige Löw fremdelte merklich mit der Nations League und mit ihm seine Spieler. Seinem Nachfolger allerdings gilt der Wettbewerb als willkommene Einstimmung auf die Aufgaben, die da warten. Die beiden Partien gegen Ungarn am Freitag (20.45 Uhr/ZDF)und kommenden Montag gegen England (20.45 Uhr/RTL)sind die letzten beiden Spiele, bevor Hansi Flick seinen WM-Kader benennen wird. Der Großteil der Reisegruppe gen Katar scheint festzustehen, aber wie die vergangenen Tage auf unliebsame Weise vergegenwärtigten, steht dann eben doch relativ wenig fest. Manuel Neuer und Leon Goretzka verließen am Mittwoch die Mannschaft, nachdem sie positiv auf Corona getestet wurden.

    Weil sie am Sonntag zusammen mit ihren Kollegen des FC Bayern auf dem Oktoberfest eher frustig denn lustig auf dem Oktoberfest zusammensaßen, liegt die Vermutung nicht allzu fern, dass sie sich dort infiziert haben könnten. O’gsteckt is. Flick sieht den Ausflug auf die Wiesn mit gemischten Gefühlen. Zum einen könne man sich „nicht fesseln lassen“, und das Leben müsse trotz der Pandemie weitergehen, allerdings gebiete es der „gesunde Menschenverstand“, Kontakte zu reduzieren.

    Vorwürfe machte der Bundestrainer seinen Spielern aber nicht, viel mehr deutete er die Infektionen als „gute Vorbereitung“. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Virus die WM nämlich nicht boykottieren. Also werden die Nationaltrainer während des Turniers häufiger zu spontanen Umgestaltungen ihrer Pläne gezwungen sein. Im Falle Flicks bedeutete dies, dass er den Wolfsburger Mittelfeldspieler Maxi Arnold und Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann nachnominierte.

    Beide reisten zusammen mit der Mannschaft am Donnerstag von Frankfurt aus gen Leipzig, wo am Freitag das Duell mit Ungarn steigt. Vor zwei Jahren noch musste sich die Nationalmannschaft Kritik gefallen lassen, weil sie die 200 Kilometer von Stuttgart nach Basel mit dem Flugzeug hinter sich brachten. So hat sich unter der Ägide von Hansi Flick nicht nur der Blick auf die Nations League gewandelt, sondern auch die Reiseplanung.

    Zwei Siege und die Sommerferien werden verkürzt

    An erster Stelle geht es dem Bundestrainer aber selbstverständlich um zwei erfolgreiche Spiele gegen Ungarn und England. Sollte die deutsche Mannschaft beide Partien gewinnen, wäre ihr der erste Platz in der Gruppe sicher. Was unter Löw noch für Achselzucken gesorgt hätte, gilt nun als erstrebenswert. Als Gruppensieger nämlich wäre der deutschen Mannschaft die Teilnahme am Finalturnier im kommenden Juni sicher. Flick gilt das als verheißungsvoll, schließlich stünden ansonsten nach der Weltmeisterschaft keinerlei Pflichtspiele mehr an, bevor man den Großteil Europas im Jahr 2024 als bereits qualifizierter Gastgeber bei der Heim-EM begrüßt.

    Ob die Spieler den Termin im kommenden Sommer ebenfalls für erstrebenswert halten, ist dagegen eher fraglich. Sie mussten schon heuer nach einer langen Saison noch wegen Nations-League-Spielen ihren Urlaub nach hinten verschieben. Dass nun die Lust groß ist, nach einer von einer WM unterbrochenen Spielzeit nochmals zwei Partien hintanzuhängen: dürfte nicht für alle gelten.

    Möglicherweise aber hat auch hier ein Umdenken im deutschen Team stattgefunden und die traditionsreiche Nations League erfährt jene Würdigung, die ihr zusteht.

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