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Fußball-EM 2024: Wie Füllkrug die Rolle als Mannschaftsanwalt und Dampfmacher annimmt

Fußball-EM 2024

Wie Füllkrug die Rolle als Mannschaftsanwalt und Dampfmacher annimmt

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    Niclas Füllkrug zeigte einem ungarischen Journalisten ein Handybild und erntete damit Lacher.
    Niclas Füllkrug zeigte einem ungarischen Journalisten ein Handybild und erntete damit Lacher. Foto: Christian Charisius, dpa

    Als der ungarische Journalist nach dem Tor für Deutschland fragt, geht Niclas Füllkrug in die Beweisführung über. Im Kern ging es bei der Frage darum, ob dem 1:0 durch Jamal Musiala ein Foul von Ilkay Gündogan an Ungarns Abwehrspieler Willi Orban vorausging. Später sollten die beiden Beteiligten noch jeweils ihre Sicht der Sache darstellen. Orbans ("Für mich ist es ein Foul, er gibt mir einen Check in die Hüfte") und Gündogans ("Ich habe sieben Jahre in der Premier League gespielt. Da hätten sie sich kaputt gelacht, wenn das Tor nicht gegeben worden wäre") Sichtweisen wichen deutlich voneinander ab. Sind aber eben Meinungen. Füllkrug präsentiert an dieser Stelle Fakten – in Form eines Bildes, das auf seinem Handy gespeichert ist.

    Es zeigt ihn nach seiner Einwechslung, wie er von eben jenem Willi Orban bei einem Luftduell geschubst wird, mit beiden Händen. In Richtung des ungarischen Reporters sagt Füllkrug: "Was hältst du davon? Ist das dann auch ein Foul? Da schubst er auch, es ist aber kein Foul." Die Szene lief ihm Spiel weiter, das Bild dazu sei ihm gerade geschickt worden. Abschließende Conclusio von Füllkrug: "Es war ein reguläres Tor."

    Füllkrug wünscht seinem Konkurrenten Havertz bei der EM "jedes Tor"

    Die Verve, mit dem Füllkrug seine Kollegen verteidigt, könnte ihm den Titel als Mannschaftsanwalt einbringen. Und es untermauert, was Füllkrug im Vorfeld der EM, als sich seine Ersatzrolle abgezeichnet hatte, über seine eigene Situation gesagt hatte: "Ich wünsche Kai jedes Tor, das er machen kann." Schließlich bedeute das, dass der Erfolg der Mannschaft wahrscheinlicher wird. Das ist insofern bemerkenswert, als der 31-jährige Füllkrug seine erste EM spielt, angesichts seines Alters nicht zwingend eine zweite folgen wird und er mit der vielleicht besten Torquote eines deutschen Spielers in den vergangenen Jahren daherkommt: Zwölf Tore sind es in bisher 18 Länderspielen, eine stattliche Quote. Nur zum Vergleich: Havertz brauchte für seine bisher 17 Treffer im Deutschland-Trikot 48 Partien.

    Beim 2:0-Sieg gegen Ungarn am Mittwochabend kam für keinen der beiden Angreifer ein weiterer Treffer hinzu. Gegen die Schotten war das noch anders gewesen. Havertz hatte per Elfmeter, Füllkrug fünf Minuten nach seiner Einwechslung getroffen. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass Füllkrug für ein mögliches Tor jeweils deutlich weniger Zeit zur Verfügung hatte als Havertz. Nach 58 Minuten löste der BVB-Spieler gegen Ungarn den Arsenal-Profi ab. Mit der Rolle als Ersatzspieler hadert er nicht, betonte "Fülle": "Ich hatte schon meine ein, zwei gefährlichen Situationen. Es ist so, dass du als Einwechselspieler nicht viele Chancen bekommst." Statt eines Stammspielers ist er der Dampfmacher von der Bank. Die Position in der Spitze scheint in der ansonsten klar definierten Startelf der DFB-Auswahl, die zum dritten Mal in Folge gleich aussah, die einzige zu sein, die nicht zweifelsfrei umrissen ist. Bisher fiel die Antwort auf die Frage "Havertz oder Füllkrug" aber immer gleich aus. Füllkrug nimmt es gelassen – und man ist gewillt, ihm zu glauben, wenn er sagt: "Klar will ich von Anfang an spielen. Aber darum geht es nicht."

    Füllkrug brach einem Fan gegen Schottland versehentlich die Hand

    Sondern darum, möglichst weit im Turnier zu kommen, gegen die Schweiz soll nun der Gruppensieg klar gemacht werden. Füllkrug ist spät, erst mit 29 Jahren, in die Nationalelf berufen worden. Sein bisher einziges Turnier, die WM in Katar, geriet zur einzigen Enttäuschung. Diesmal soll alles anders, also besser werden. Notfalls eben als Bankspieler, gerne aber eben in der Startelf gegen die Schweiz. Da scheint das letzte Wort nicht zwingend gesprochen zu sein.

    Am Rande des letzten Gruppenspiels wurde zudem bekannt, dass Füllkrug gegen Schottland einen Treffer der anderen Art gelandet hatte: Beim Torschusstraining während des Aufwärmens hatte er einen Fan getroffen. Der hatte sich dabei die Hand gebrochen und musste ins Krankenhaus gebracht werden – ein schnelles Ende des Eröffnungsspiels. Füllkrug zeigte sich davon betroffen: "Das tut mir sehr leid." Verwundert sei er nur gewesen, dass die Uefa offenbar die Fangnetze abgebaut hatte, die im Liga-Alltag eben das verhindern sollen. Vom DFB und von Füllkrug gab es für den Mann gute Besserungswünsche und ein Geschenk-Paket ins Krankenhaus. Ein Füllkrug weiß eben, was sich gehört.

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