Die ungarische Fußballauswahl hatte sich zuletzt zu einer Art Kryptonit für die deutsche Elf entwickelt. Die Mannschaft hat vieles von dem, was die deutsche Mannschaft nicht mag: schnelles Umschalten, gefährliche Standards, bissige Defensive. Eine Kombination, die in der Vergangenheit oft dazu geführt hat, dass der DFB-Elf die Mittel ausgingen. Bei der EM 2021 bewahrte erst ein Tor von Leon Goretzka in der Schlussphase das damalige Löw-Team vom Scheitern in der Gruppenphase.
Auch beim zweiten Gruppenspiel dieser EM in Stuttgart wurde von Beginn an klar: Schon bei kleinen Fehlern kann es sofort gefährlich werden. Ein Beleg dafür war der Ballverlust von Ilkay Gündogan nach 20 Sekunden. Manuel Neuer riskierte alles und hinderte Roland Sallai am Torschuss. Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre das ein recht sicheres Zeichen für einen aus deutscher Sicht bitteren Spielverlauf gewesen.
Nagelsmann stützte Manuel Neuer und Ilkay Gündogan – und wurde belohnt
An diesem Mittwochabend war das nicht der Fall. Die Faktoren für den Sieg waren an diesem Tag ein überragender Manuel Neuer – und eine Leistung des deutschen Teams, das von einer eindeutigen spielerischen Weiterentwicklung zeugt. Die deutsche Nationalmannschaft versteht sich mittlerweile auf ein variables Angriffsspiel, profitiert dabei natürlich von der Form von Jamal Musiala. Nagelsmanns Verdienst ist es, der Mannschaft klare Strukturen gegeben zu haben und Spieler wie Neuer oder den Torschützen und Vorlagengeber Ilkay Gündogan auch gegen Widerstände verteidigt zu haben.
Der Sieg gegen Ungarn ist nicht nur wertvoll, weil das Achtelfinale nun sicher ist. Er ist der Beleg dafür: Deutschland kann nicht nur gegen einen sportlich unterdurchschnittlichen Gegner wie die Schotten Hurra-Fußball spielen, sondern kann auch Arbeitssiege. Bundestrainer Nagelsmann formulierte es so: "Im Novembr hätten wir dieses Spiel noch nicht gewonnen." Er und Kapitän Ilkay Gündogan formulierten nun das Ziel: Gegen die Schweiz soll der Gruppensieg klar gemacht werden. Dieser Sieg gegen Ungarn hat aber auch ein Signal nach außen gesendet. Es lautet: Jetzt ist wirklich alles möglich für die deutsche Elf.