Einst haben sie für ihn ein ganzes Stadtviertel abgesperrt. Als Fernando Alonso die im Rückblick wenig glückliche Entscheidung getroffen hatte, sich 2007 McLaren anzuschließen, war die Begrüßung gigantisch. In Valencia drehte Alonso mit seinem Formel-1-Rennwagen Runden durch das neue Hafengebiet, der öffentliche Verkehr stand still. Es folgten ein Konzert und der Auftritt des Cirque du Soleil. Es waren Zeiten, als im Motorsport noch Gigantismus herrschte und die Kosten eine untergeordnete Rolle spielten.
Alonso war ein spanischer Held, er hatte zuvor bereits zweimal den WM-Titel gewonnen. Entsprechend sollte er seinen Landsleuten in Valencia präsentiert werden. McLaren war stolz auf den Coup, Alonso von Renault weggelockt zu haben. Dumm nur, dass das britische Traditionsteam, unterstützt vom deutschen Hersteller Mercedes, sich damals als Teamkollegen für den aufstrebenden Lewis Hamilton entschieden hatte. Alonso und Hamilton - das passte nicht. Mehr noch: Es entwickelte sich ein knallhartes Stallduell, an dessen Ende es im eigenen Team nur Verlierer gab. Weltmeister wurde Kimi Räikkönen im Ferrari.
Die Giftpfeile zwischen Alonso und Hamilton flogen schnell und präzise. Mit dem Tiefpunkt eines Boxenstopps in Ungarn, als Alonso so lange stehen blieb, dass Hamilton in der Qualifikation keine Zeit mehr für eine schnelle Runde hatte. Schockierend für den Formel-1-Zirkus war zudem die Spionageaffäre rund um McLaren. Das Team soll illegal Daten über Ferrari erhalten haben. Zunächst drohte Alonso, sein Wissen öffentlich zu machen, später trat er als Kronzeuge auf. McLaren erhielt eine Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar. Nach nur einem Jahr verließ Alonso das Team.
Alonso stoppte Schumachers Titeljagd
Es ist eines von vielen Kapiteln in der langen Formel-1-Geschichte des Spaniers. Am Sonntag (21 Uhr) fährt der 43-Jährige in Mexiko sein 400. Rennen, damit ist er Rekordhalter mit großem Abstand. Auf Platz zwei folgt Kimi Räikkönen mit 349 Rennen. Der Finne hat seine Karriere längst beendet. 2001 war Alonso in die Formel 1 eingestiegen, er begann bei Minardi, einem Team, das wenig Erfolg versprach. Weiter ging es zu Renault, 2003 wurde der Spanier dort Stammfahrer. Und zum großen Widersacher von Michael Schumacher, dessen Titeljagd er tatsächlich beendete. Fünf Mal in Folge hatte Schumacher im Ferrari triumphiert, 2005 war Alonso an der Reihe. Und er wiederholte ein Jahr später seinen Erfolg.
Es waren Alonsons Glanzzeiten. Bei allem fahrerischen Talent sollte es bei diesen zwei Titeln bleiben. Er versuchte sich später bei Ferrari, dummerweise aber genau zu dieser Zeit, als Sebastian Vettel mit Red Bull die Königsklasse dominierte. Eine Rückkehr zu McLaren brachte ebenso wenig den Erfolg zurück wie die weiteren Stationen bei Renault-Nachfolger Alpine oder jetzt Aston Martin. Von 2019 bis 2021 hatte er die Formel 1 verlassen, er gewann in dieser Zeit die 24 Stunden von Le Mans und fuhr bei der Rallye Dakar durch die Wüste. Ein Allrounder, der allerdings nicht genug von der Formel 1 bekommt und zurückkehrte.
Seine Zahlen sind beeindruckend. Zweimal wurde Alonso Weltmeister, 32 Siege hat er eingefahren, 106 Mal stand er auf dem Podium. Momentan fährt er seine 21. Saison in der Formel 1. Mehr als 360.000 Kilometer hat er in der Formel 1 zurückgelegt, damit käme er bis zum Mond. Seit dem 14. Juli 1996 startet er mit der Nummer 14. Als damals 14-Jähriger hat er sich die Zahl nach seinem Kart-WM-Titel ausgesucht. Mit 118 unterschiedlichen Fahrern bekam er es bislang auf der Strecke zu tun. In seinem eigenen Team hat er sich meist gegen seinen Kollegen durchgesetzt.
Alonso ist ein Fan der japanischen Kultur
Weil Alonso fahrerisches Gespür hat. Weil er schneller reagiert als 100-Meter-Superstar Usain Bolt. Und weil er kompromisslos und schonungslos sein kann. Auch im eigenen Team. Als ihm während seiner zweiten Zeit bei McLaren der Honda-Motor überhaupt nicht passte, sprach er über den Boxenfunk vor einem Millionenpublikum über einen „GP2-Motor“. Also über einen Antrieb, der gerade mal für die unter der Formel 1 angesiedelte Rennsportklasse tauge. Eine Ohrfeige für den japanischen Hersteller. Alonso war das egal. Er schaut auf sich und seinen Erfolg.
Alonso ist ein großer Fan Japans und der dortigen Kultur. Er hat sich ein Samurai-Tattoo auf den Rücken stechen lassen. Und Alonso hat noch lange nicht genug. Vor allem seit klar ist, dass sich Stardesigner Adrian Newey dem Aston-Martin-Team anschließen wird, hat Alonsos Lust aufs Rennfahren weiter zugenommen. Irgendwann aber wird Schluss sein. Nur wann? Und was folgt? Alonso ist da unschlüssig. Klar ist nur: Er möchte eine eigene Familie haben. Mit Frau und Kindern. Bislang fehlte ihm die Zeit dazu. Er ist ständig unterwegs. Und das seit mehr als 20 Jahren.
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