Es war an Lionel Messi, mit seinem Outfit ein Zeichen zu setzen. Das alles andere als dezent glitzernde Sakko des Argentiniers symbolisierte gleichermaßen Glamour und Lachhaftigkeit jener Veranstaltung, deren Hauptdarsteller er nun schon zum siebten Mal wurde.
Natürlich ist es eine Lächerlichkeit, dass aus den besten Mannschaften der Welt auch noch die besten Spieler gewählt werden. Es gibt keinerlei Kriterien, die eine Wahl auch nur ansatzweise legitimieren könnten. Die demokratische Basis des Siegers gleicht der eines selbst ausgerufenen Regierungschefs einer beliebigen Bananenrepublik. Und tatsächlich bedürfe es ja auch nur weniger Orden um Messis Sakko in eine dieser wundervollen Fantasieuniformen der Diktatoren umzugestalten.
Es ist nicht unüblich, einen Einzelnen aus dem Ensemble herauszuheben. Die Oscars etwa verlaufen nach dem gleichen Muster. Setzt man aber die Maßstäbe des Ballon d’Or an, müsste jedes Jahr der Hauptdarsteller eines Superhelden-Blockbusters gewinnen. Seit 1990 (Lothar Matthäus) dürfen sich mit zwei Ausnahmen ausschließlich Offensivspieler als bester Akteur der Welt bezeichnen. Fabio Cannavaro und Matthias Sammer dürften die Trophäe auch nur aus Furcht der Juroren vor den beiden erhalten haben.
Der FC Bayern schickt die wichtigsten Mitarbeiter
Selbstverständlich aber wird der Preis in der Branche ernst genommen. Wie wohl auch die Vereinigung der Handstaubsauger-Vertreter ihre Gala ernst nimmt. So entsandte der FC Bayern mit Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Julian Nagelsmann gleich drei leitende Angestellte, um Lewandowski bei der Gala im Pariser Théâtre du Châtelet zur Seite zu sitzen. Kontaktreduzierungen? Masken? Aber doch nicht, wenn eine wichtige Gala ansteht.
Wiewohl die Münchner mit ihrer Reisegruppe dem Torjäger eindrücklich ihre große Wertschätzung demonstrierten. Die nämlich bemängelt der 33-Jährige dann und wann und vor allem wenn es darum geht, einen neuen Vertrag mit den Münchnern auszuhandeln. Mehr Wertschätzung in Form eines höheren Gehalts können die Bayern kaum mehr ausdrücken. Der Stürmer ist schon Bestverdiener der Bestverdiener. Es sind die kleinen Gesten, die eine Beziehung frisch halten.
So umriss der Vorstandsvorsitzende Kahn die Vorzüge Lewandowskis hymnisch: "Auch ohne den Goldenen Ball ist Lewandowski im Olymp der Größten des Weltfußballs längst angekommen". Weil ihn wohl auch die Ausrichter des Magazins France Football dort angesiedelt sehen, schufen sie noch schnell einen neuen Preis. Recht kurzfristig wurde der Tagesordnungspunkt "Angreifer des Jahres" ins Ehrungsprotokoll aufgenommen. Lewandowski kann sich die lampenschirmförmige Trophäe zu Hause neben eine seiner sechs Torjägerkanonen stellen.
Weltfußballer? Eine ganz normale Zirkusveranstaltung
Preisverleihungen bedingen Dankesreden. Überraschend oft stellt sich dabei beispielsweise heraus, dass Schauspieler zwar die Gefühlswelt anderer überzeugend interpretieren können, die freie Rede aber recht kantig vorgetragen wird. Messi folgte immerhin der wichtigsten Regel eines Gewinners: niemals herablassend auf die Verlierer blicken. "Jeder weiß, dass du letztes Jahr der Gewinner warst. Ich finde, France Football sollte dir den Preis für 2020 noch geben. Du hast ihn verdient und solltest ihn auch zu Hause haben", wandte er sich an Lewandowski. Im vergangenen Jahr war die Gala wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.
Es war das Jahr, in dem Lewandowski mit dem FC Bayern jeden erdenklichen Titel gewonnen hatte. Immerhin zeichnete ihn der Weltverband Fifa dafür als weltbesten Fußballer aus – den Ballon d’Or aber, diesen goldenen Fußball, darf Messi nun schon zum siebten Mal mit nach Hause nehmen. Das sei Produkt einer „Skandal-Wahl“, ist sich die skandalerprobte Bild sicher. Dabei hatte sich doch lediglich ein kleiner Mann in einem Glitzer-Sakko vor großes Publikum gewagt, um für Unterhaltung zu sorgen. Zirkus eben.