Der Wechsel von Sinan Kurt zum FC Bayern München sorgte monatelang für Schlagzeilen. Öffentlich stritten Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer und sein Kollege aus Mönchengladbach, Max Eberl, um den damals noch siebzehnjährigen Ausnahmekicker. Mittlerweile ist Kurt volljährig und seit wenigen Tagen Profispieler des deutschen Rekordmeisters. Doch was zeichnet den Juniorennationalspieler, der laut den Bayern "eines der größten deutschen Talente" ist, aus?
Sinan Kurt: 77 Spiele, 71 Scorerpunkte
Sinan Kurt wurde am 23. Juli 1996 in Mönchengladbach geboren. Der pfeilschnelle und technisch hochversierte Linksaußen, der auch im Sturmzentrum und als hängende Spitze auflaufen kann, durchlief ab der U12 sämtliche Jugendmannschaften der "Fohlen." Zuvor war Kurt beim Rheydter SV - einer Stadtteilmannschaft Mönchengladbachs und dem SV Dohr 07 aktiv. Der Deutsch-Türke kam auch schon in der Regionalliga West für die U23 der Borussia zum Einsatz. Seine Leistungsbilanz in den Jugendteams ist dabei besonders beeindruckend. In 77 Spielen in der A- und B- Jugend von Mönchengladbach gelangen dem 1,73 Meter großen Linksfuß 47 Treffer und 24 Vorlagen. Sinan Kurt war sogar auf dem Sprung in den Kader von Luciens Favre A-Mannschaft. Im vergangenen Winter absolvierte Kurt das Trainingslager mit den Profis. Kurt wurde als potentielles Back-Up für Vereinsidol Juan Arango oder Top-Scorer Raffael angesehen.
Bis zu 2,5 Millionen Euro Ablöse
Kein Wunder also, dass der FC Bayern frühzeitig auf den 25-maligen Juniorennationalspieler aufmerksam wurde. Zumal der Rekordmeister ohnehin künftig beim Werben um deutsche Top-Talente früher einsteigen will als dies in der Vergangenheit oftmals der Fall war. Mit dem Wechsel in die bayerische Landeshauptstadt wird für Kurt nun "der große Traum wahr". Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack bei dem Transfer des "Mini-Reus" haften. Durch die Einigung beider Klubs auf den letzten Drücker wurde gerade noch eine rechtliche Auseinandersetzung vermieden. Diese strebten Sinan Kurt und sein Berater, Michael Decker im Falle eines Wechselverbots der Gladbacher um Manager Max Eberl, an. 1,1 Millionen bayrische Euro (plus möglicher Bonuszahlungen) verhinderten diesen Eklat dann glücklichweise und so unterschrieb Kurt einen Vierjahresvertrag in München. Sein Gehalt soll sich dadurch vervielfacht haben.
"Dieses Jahr wird mein Jahr"
Dennoch rückte das öffentliche Gezetere den kreativen und dribbelstarken Angreifer ungewollt mehr ins Scheinwerferlicht der Medien, als es ihm lieb gewesen sein dürfte. Die Entwicklung des Nachwuchsspielers wird nun kritischer beäugt werden, als bei so manch gleichaltrigen Kicker. Dazu kommt die ungeheure Konkurrenz in der Bayern-Offensive. Vorerst dürfte Kurt deshalb, auch zum Selbstschutz, erstmal in der zweiten Mannschaft der Bayern zum Einsatz kommen. Profi-Erfahrung hat das äußerst selbstbewusste Talent ohnehin noch keine vorzuweisen. Dies soll sich allerdings schnell ändern. "Dieses Jahr wird mein Jahr das kann ich euch versprechen! Ein Traum ein Ziel BUNDESLIGA!!!!", stand Anfang des Jahres auf der Facebook-Seite von Sinan Kurt.
Guardiola und Hermann als Hoffnungsträger
Helfen diesen Traum von der Bundesliga zu verwirklichen, sollen ihm dabei vorallem Bayern Chefcoach Pep Guardiola und sein Assistent Hermann Gerland. Beide Trainer stehen im Ruf ausgezeichnete Talentförderer zu sein. Zuletzt schafften Pierre-Emil Höjbjerg, Gianluca Gaudino und auch Lucas Scholl den Sprung zu den Profis. Die beiden erst genannten zählen sogar mittlerweile mindestens zum 18er Kader des amtierenden Double-Gewinners. Ob Kurt diesen Sprung allerdings auch schafft, steht in den Sternen. "Sinan hat sicherlich das Potenzial, es auf dem einen oder anderen Weg zu schaffen, auch wenn es dafür keine Garantie gibt", sagte Kurts Berater Decker unlängst gegenüber Sport1. Potential und Talent hatten allerdings schon viele andere begehrte Jugendspieler vor ihm. Dieses aber in konstantes Leistungsvermögen umsetzen, ist eine andere Geschichte. Und sie ist beim FC Bayern deutlich schwerer zu schreiben, als irgendwo sonst.