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FC Bayern Saisonvorschau: Warum Guardiola einem Linienrichter danken sollte

FC Bayern Saisonvorschau

Warum Guardiola einem Linienrichter danken sollte

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    Pep Guardiola geht mit dem FC Bayern München in seine zweite Saison.
    Pep Guardiola geht mit dem FC Bayern München in seine zweite Saison. Foto: Axel Heimken (dpa)

    Pep Guardiola arbeitet seit einem Jahr beim FC Bayern. Weil der Spanier ein eifriger Angestellter ist und das Trainingsgelände in München allenfalls verlässt, um abends seinen drei Kindern und seiner Gattin eine gute Nacht zu wünschen, beschränken sich seine sozialen Kontakte auf sein berufliches Umfeld.

    Für Guardiola klingt es dementsprechend normal, was seine Spieler, die Funktionäre und Vorgesetzten im täglichen Austausch erzählen. Er kennt es nicht anders.

    Wahrscheinlich wundert er sich nicht, wenn Karl-Heinz Rummenigge seine Ausführungen stets mit folgenden Worten einleitet: „Wir sind gut beraten . . .“ Der FC Bayern war schon gut beraten, die besten Spieler nach München zu holen. Man war ebenfalls gut beraten, die Konkurrenz nicht kaputt zu kaufen und selbstverständlich ist man immer gut beraten, erst am Ende des Tages ein Fazit zu ziehen. Für Guardiola sind die rhetorischen Macken des Bayern-Vorstands nicht zu erkennen.

    Auch darum ist es fraglich, ob sich der Coach bewusst ist, welche Hochachtung er bei Rummenigge genießt. Der warf früher schon mal Ottmar Hitzfeld vor, nicht genau zwischen Mathematik und Fußball unterscheiden zu können.

    Guardiola aber stellte er nun eine Job-Garantie aus. Man werde diesen Trainer niemals entlassen, sagte Rummenigge. Guardiola „sei ein Geschenk des Himmels für den FC Bayern“. Für den Trainer mögen diese Ausführungen normal klingen. Für Rummenigge sind sie es nicht. Bayern vor Saisonstart von Sorgen geplagt

    Es wäre interessant zu wissen, ob sich Rummenigge genauso geäußert hätte, wenn Frank Willenborg am 17. Mai 2014 besser hingeschaut hätte. Wenn der Schiedsrichter-Assistent im Pokalfinale auf Tor entschieden hätte, als der Kopfball von Mats Hummels erst hinter der Linie von Dante geklärt wurde.

    Die Bayern hätten dann nach der Triple-Saison unter Guardiolas Vorgänger Jupp Heynckes möglicherweise lediglich die Meisterschaft geholt. Europäischer Supercup und der Titel des Club-Weltmeisters haben im bajuwarischen Selbstverständnis in etwa den Wert einer Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen.

    Madrid-Pleite drohte die Saison zu überlagern

    Die Meisterschale allein wäre nach einem über weite Strecken rauschhaften ersten Jahr aber gerade mal der Trostpreis gewesen. Eine desolate Partie hätte die vorzüglichen vorherigen Auftritte überlagert. Das 0:4 im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid hatte Wunden erzeugt, die in der Endphase der Spielzeit nicht vernarben wollten. Auf einmal galt der „Pep-Code“ als entschlüsselt. Die Stammtische waren sich einig, dass das kunstvolle Spiel der Münchner durch einfachste Mittel zum Erliegen gebracht werden kann.

    Guardiola nahm die Schuld für den Stimmungsumschwung auf seine Schultern. Es sei ein Fehler gewesen, die Bundesliga nach dem vorzeitigen Gewinn für beendet erklärt zu haben.

    Ein Fehler, der sich beinahe noch bis in die nun startende Saison ausgewirkt hätte. Wenn, ja, wenn Willenborg den Dortmunder Treffer auch als solchen erkannt hätte. Weil er es aber nicht tat, wurde nach dem Pokalsieg Guardiola auch dafür gefeiert, sich neu erfunden zu haben. Dabei handelte er lediglich pragmatisch. Stellte im Endspiel dem schnellen Dortmunder Konterspiel eine defensive Dreierkette und sieben Mittelfeldspieler gegenüber. Stürmer? Fehlanzeige. Zudem zeigte er – wie schon beim FC Barcelona – dass er nicht gewillt ist, auf die großen Egos von Angreifern Rücksicht zu nehmen. In Barcelona schickte er Eto’o und Ibrahimovic weg. In München strich er Mario Mandzukic vor dem Finale aus dem Kader.

    Den Rest der Mannschaft wusste er aber hinter sich. Von Verletzungen geplagt, der eigenen Form hinterherhechelnd, raffte sich das Team zu einer letzten großen Willensleistung auf. Gewann glücklich aber verdient gegen Dortmund. Das Wirken Guardiolas wird deshalb auch in seinem zweiten Jahr von keinerlei Skepsis begleitet.

    Es ist die erste Spielzeit seit Beginn der 80er-Jahre, in der nicht Uli Hoeneß den Münchnern als maßgebliche Instanz vorsteht. Der ehemalige Präsident verbüßt in Landsberg seine Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung.

    Es ist davon auszugehen, dass sämtliche weitreichenden strategischen Entscheidungen trotzdem mit Hoeneß abgesprochen werden. Ins Tagesgeschäft kann der Bayern-Patriarch aber nicht eingreifen. Zumindest um die Abteilung Attacke braucht sich Hoeneß keine Sorgen machen. Nachdem Neu-Präsident Hopfner den Wahrheitsgehalt der Aussagen von Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke bereits auf Münchhausen-Niveau verortete, legte in der Saisonvorbereitung Rummenigge beherzt nach. Als der Vorstand der Münchner im Dreitages-Rhythmus über Vertragsdetails des Dortmunder Marco Reus schwadronierte, verbat man sich beim BVB weitere Wortmeldungen aus München. Einer Bitte, der die Troika Rummenigge – Hopfner – Sammer mit Sicherheit nicht nachkommen wird . . .

    Die WM als Gefahr für einen gelungenen Saisonstart

    Auf das Spiel des Double-Gewinners werden die Scharmützel jenseits des Platzes keine Auswirkungen haben.

    Man sorgt sich beim Branchenprimus eher darum, dass sich der späte Einstieg der WM-Fahrer in der Vorbereitung negativ auf den Saisonstart auswirken könnte. Mit Sebastian Rode, Juan Bernat, Pepe Reina und Robert Lewandowski stießen immerhin vier Spieler zum Kader dazu, die nicht an der Weltmeisterschaft teilgenommen hatten. Im Gegenzug gaben die Bayern Toni Kroos sowie Mario Mandzukic ab und erwirtschafteten so zumindest kurzzeitig einen Transferüberschuss. Das muss aber nicht so bleiben. Weil Javi Martinez mit einem Kreuzbandriss ein halbes Jahr ausfällt, werden die Münchner einen großen Teil der der Transfereinnahmen in einen weiteren Abwehrspieler investieren. Bundesliga: Die Top-Clubs stehen in den Startlöchern

    Der Chef Auch wenn er zurückhaltend und schüchtern auftritt: In den vergangenen Jahrzehnten verfügte kein Trainer der Münchner über eine Machtfülle wie Pep Guardiola. Er allein entscheidet über Neuzugänge. Lässt Spieler wie Mandzukic über die Klinge springen. Ist trotzdem allseits beliebt und geachtet. Der uneingeschränkte Boss.

    Der Unverzichtbare Der FC Bayern ist auf jeder Position doppelt besetzt – neuerdings sogar mit einem Weltmeister wie Reina als zweitem Torwart. Doch ein Ausfall von Philipp Lahm würde die Mannschaft merklich schwächen – egal ob er rechts in der Viererkette oder im Mittelfeld eingesetzt wird.

    Der Hoffnungsträger Von Robert Lewandowski werden keine Tore erhofft, sie werden erwartet. Wirkliche Hoffnung aber ruht auf Thiago. Der Wunschspieler Guardiolas war in der stärksten Saisonphase der Münchner der spielbestimmende Mann. Nicht zufällig ging der zähe Saisonendspurt mit dem verletzungsbedingten Ausfall des 23-Jährigen einher.

    Der ist auch noch da Unbemerkt von der Konkurrenz haben sich die Münchner noch einen weiteren Neuzugang ablösefrei gesichert: Holger Badstuber. Nach eineinhalbjähriger Verletzungspause ist er wieder vollwertiges Kadermitglied. Mit seinem starken Passspiel erfüllt er das Anforderungsprofil Guardiolas an einen Innenverteidiger. Zugleich kann er auch den linken Part in einer Dreierkette spielen. Könnte eine der Überraschungen werden.

    Der größte Kritiker Hopfner und Rummenigge haben in den vergangenen Wochen ziemlich aufs Gas getreten. An Matthias Sammer aber kommen sie nicht ran. Kommt ligaweit niemand ran. Hart gegen andere – und die eigene Mannschaft.

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