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FC Bayern: Eine Überraschung namens Gaudino

FC Bayern

Eine Überraschung namens Gaudino

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    Gianluca Gaudino kam gegen den VfL Wolfsburg zu seinem ersten Bundesligaspiel für den FC Bayern München.
    Gianluca Gaudino kam gegen den VfL Wolfsburg zu seinem ersten Bundesligaspiel für den FC Bayern München. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Keine Interviews. Gianluca Gaudino wurde nach seinen ersten 90 Bundesliga-Minuten (für die Nachspielzeit ersetzte ihn Pierre-Emile Höjbjerg) schnell durch die wartenden Journalisten geschleust.  Der FC Bayern will den unvermeidlichen Hype um den 17-Jährigen nicht  befeuern.

    Zum Hochjubeln bestand kein Anlass - zu Respekt und Lob, wie solide der A-Jugendliche sein Debüt vor 71 000 Zuschauern im zentralen Mittelfeld gestaltet hatte, allerdings jede Menge. „Er ist sehr stabil in seinem Kopf“, sagte Trainer Pep Guardiola nach dem 2:1-Sieg im Eröffnungsspiel gegen den VfL Wolfsburg über Gaudino, der es weiter bringen kann als sein ebenfalls ballgewandter, aber immer ein bisschen launischer Papa Maurizio (fünf Länderspiele und fast 300 Bundesliga-Einsätze für Waldhof Mannheim, Stuttgart, Frankfurt und Bochum).

    Guardiola erinnerte aber daran, dass neben seinem Trainer-Mut die vielen Ausfälle Gaudino junior in die Startelf gespült hatten: „In diesem Moment hatte er es verdient, zu spielen.“ Der Moment kann für den viertjüngsten Debütanten der Bundesliga-Geschichte allerdings noch etwas länger andauern. Bis die Knie-Patienten Bastian Schweinsteiger und Thiago zurückkehren, werden Wochen vergehen.

    Das Gewisper, Schweinsteiger stehe wegen der chronisch entzündeten Patellasehne dicht vor dem Laufbahnende, ist groß. Die gute Laune, die der 30-Jährige etwa bei der Übernahme der neuen Dienstfahrzeuge in Ingolstadt zeigte oder in seinem witzigen Video zur derzeit im Netz grassierenden Ice-Bucket-Challenge,  als er sich von Kindern mit Eiswasser übergießen lässt, spricht aber nicht für Wahrheitsgehalt dieser düsteren Prognosen.

    Die aktuellen Probleme des Titelverteidigers, hervorgerufen durch den verspäteten Einstieg der WM-Teilnehme und sattes Verletzungspech, sorgten für ein spannendes Eröffnungsspiel. Das durchaus auch mit einem 2:2-Unentschieden hätte endeten können, wenn der eingewechselte Junior Malanda bei seiner Doppelchance für die in der zweiten Hälfte besseren Wolfsburger getroffen hätte, anstatt sich mit seiner Ungeschicklichkeit beim Nachschuss (79.) um „einen Eintrag ins Bundesliga-Jahrbuch“ (Trainer Dieter Hecking) zu bewerben.

    Sammer will nichts mehr von Problemen hören

    „Wir haben nur Beine für 65, 70 Minuten“, fand sich Guardiola bestätigt. „Bis die Mannschaft richtig zusammenwächst, wird es vielleicht Mitte Oktober“, prophezeite 1:0-Schütze Thomas Müller, allerdings mit anderem Schwerpunkt als sein Trainer. „Es fehlen die Trainingseinheiten, da geht es weniger um körperliche Fitness als um die Abstimmung.“ Sportvorstand Matthias Sammer mag das alles nicht mehr hören und auch nicht mehr über einen weiteren Zugang reden.

    „Wir müssen aufhören, uns mit unseren Problemen zu beschäftigen. Es ist alles gesagt, nun müssen wir angreifen.“ Das aber hatte die Mannschaft am Freitagabend bereits  getan. Kampfgeist und Wille ersetzten die gewohnte Physis und Ballsicherheit, am Ende hätte der Sieg gegen offene Wolfsburger auch deutlicher ausfallen können.

    „Wir haben die letzten zehn Minuten durchgeackert“, beschrieb Müller die eingesetzten Münchner Primärtugenden, die Hecking („In dieser Saison wird es ganz bestimmt keinen Münchner Alleingang geben“) mal lieber nicht unterschätzen sollte.  Während seines Kurzeinsatzes tat sich der eingewechselte Sebastian Rode hervor. Die Hoffnung des Ex-Frankfurters auf die Startelf war ebenso wie die von Xherdan Shaqiri nicht erfüllt worden. Aber das kann sich für Rode nächsten Samstag in Gelsenkirchen schon ändern.

    Guardiola pries seinen positiven Charakter. „Er hat uns sehr gut getan“, lobte Sammer den 23-Jährigen, der seine perfekte Joker-Vorstellung eigentlich mit dem 3:1 gekrönt hatte. Aber der Treffer zählte nicht - Pech, da Mitspieler Müller keineswegs im Abseits stand.  In auch für ihn überraschender Frühform präsentierte sich Arjen Robben, der erst am Vormittag vom Trainer erfahren hatte, dass er ohne Einsatzminute in den Partien zuvor auflaufen sollte.

    Er bereitete das 1:0 trickreich vor, war Initiator und Vollender des Konters zum 2:0 und ärgerte sich trotzdem, dass er kurz vor Schluss nur die Latte getroffen hatte. Nach großer letzter Saison, starker WM und bester Werbung im Eröffnungsspiel hofft der extrem ehrgeizige Niederländer nun sehr, dass er am Donnerstag zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wird.

    „Es wäre eine große Belohnung, dass ich auch nach harten Zeiten immer weiter gemacht habe“, sagt Robben- Die Konkurrenten sind Bayern-Kollege Neuer und der unvermeidliche Cristiano Ronaldo. 

    Dass Robert Lewandowski das erste Bundesliga-Tor für seinen neuen Klub versagt blieb, lag auch am gut aufgelegten VfL-Ersatztorwart Max Grün. Holger Badstuber lieferte nach 20 Monaten Verletzungspause ein solides Comeback in der Dreier-Kette, die nach der Pause um Neuzugang Juan Bernat um einen vierten Mann erweitert wurde. 

    Die Verfassung der eingesetzten Weltmeister: Müller und Kapitän Philipp Lahm agil, Neuer mit wenigen Wacklern, Mario Götze anwesend. Aus Guardiolas Fazit sprach Erleichterung: „Wir brauchen Zeit. Mit dem Sieg ist es leichter. Wir haben eine Woche für unsere Fitness gewonnen.“ Eine ruhige Woche, hat er wohl auch gemeint.

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