Hansi Flicks Zeit als Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist vorbei. Das bestätigte der DFB am Sonntagnachmittag. Der 58-Jährige ist mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten entbunden. Beim Länderspiel am Dienstag in Dortmund gegen Vizeweltmeister Frankreich werden Rudi Völler, Hannes Wolf und Sandro Wagner die Nationalelf einmalig betreuen. Ein neuer Bundestrainer soll laut DFB "zeitnah" präsentiert werden.
Wird ehemaliger Bayern-Trainer Flick-Nachfolger?
Wie das meist der Fall ist, kursieren auch jetzt bereits zahlreiche Namen im Zusammenhang mit Flicks Nachfolge. Als heißer Kandidat gilt Julian Nagelsmann, der im März beim FC Bayern beurlaubt wurde. Der Vertrag des 36-Jährigen läuft allerdings noch bis 2026. Demnach müsste sich der DFB mit dem FC Bayern einigen. Wahrscheinlich würde eine Ablöse fällig werden.
Ein anderer ehemaliger Bayern-Trainer hat sich selbst als Bundestrainer ins Spiel gebracht. "Normalerweise trainiere ich nicht mehr bei einem Verein, aber ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen", sagte der Niederländer Louis van Gaal der Bild. Aktuell ist der 72-Jährige arbeitslos. Bei der WM in Katar im vergangenen Jahr scheiterte er als Nationaltrainer der Niederlande am späteren Weltmeister im Viertelfinale.
Nach Entlassung von Flick: Auch Klopp als Nachfolger im Gespräch
Jürgen Klopp wäre wohl der Wunschtrainer vieler Fans – und auch von Lukas Podolski. "Er ist der Einzige, den ich sehe, der da noch mal was rausreißen kann", sagte der Weltmeister von 2014. Doch dass der 56-jährige Klopp seinen Trainerjob beim FC Liverpool an den Nagel hängt, ist eher unrealistisch. Sein Vertrag dort läuft noch bis 2026.
Auch Stefan Kuntz, der aktuell die türkische Nationalmannschaft trainiert, ist noch gebunden. Gerüchten zufolge steht er aber vor der Entlassung. Der 60-Jährige führte die deutsche U21 als Trainer bereits zu zwei EM-Titeln. 2021 verantwortete er das früh ausgeschiedene deutsche Olympiateam in Tokio.
Eine weitere Option wäre der 49-jährige Oliver Glasner. Der Österreicher gewann im vergangenen Jahr mit Eintracht Frankfurt die Europa League und war vorher mit dem VfL Wolfsburg erfolgreich. Aktuell ist er vereinslos.
Auch Matthias Sammer war als neuer Bundestrainer im Gespräch. Doch SID erfuhr am Montag aus seinem engsten Umfeld, dass er nicht zur Verfügung stehe. Sammer wolle aus gesundheitlichen Gründen keinen Job mehr im Tagesgeschäft übernehmen. Der 56-Jährige ist Teil der Taskforce zur Rettung des deutschen Fußballs, die nach dem WM-Desaster im vergangenen Jahr gegründet wurde. Zudem ist er Berater von Borussia Dortmund und Fernsehexperte. Sammer wurde 2002 als Trainer mit dem BVB deutscher Meister. Bis 2005 trainierte er den VfB Stuttgart.
Völler betreut Nationalelf am Dienstag – oder doch länger?
Mit Felix Magath brachte Stefan Effenberg einen eher überraschenden Namen ins Gespräch. "Wenn wir in neun Monaten eine vernünftige EM spielen und kurzfristig erfolgreich sein wollen, damit sich die Zuschauer mit der Mannschaft identifizieren können. Da kann es für mich nur einen geben: Felix Magath", sagte der ehemalige Nationalspieler am Sonntag im Fußball-Talk "Doppelpass" bei Sport1. Seine Argumente: "Klopp bekommt man nicht, Nagelsmann ist zu jung und für mich auch eher Vereinstrainer, und einen ausländischen Trainer würde ich nicht ziehen." Inzwischen hat Magath selbst seine Bewerbung für den Job ausgesprochen. Der DFB brauche nun einen Trainer, der in der Lage sei, die "völlig verunsicherte Nationalmannschaft" wieder aufzubauen, sagte der 70-Jährige dem Radiosender NDR 90,3. "Und ich denke, dass ich in der Lage bin, verunsicherte Mannschaften wieder aufzurichten und ihnen so viel Vertrauen zu geben, dass sie wieder sehr gute Leistungen bringen."
Oder gibt es vielleicht doch nicht "zeitnah" einen neuen Bundestrainer? Es wäre auch möglich gewesen, dass aus der Übergangslösung mit DFB-Sportdirektor Völler mehr wird und der Weltmeister von 1990, der Deutschland schon 2002 ins WM-Finale führte, auch bei der EM im kommenden Jahr auf der Bank sitzt. Doch Völler stellte am Montag klar: "Für mich ist das eine einmalige Sache."