Mit ein bisschen Abstand sahen es die deutschen Basketballer als das, was es war: ein Dämpfer zur richtigen Zeit, wie es Dennis Schröder formulierte. Zumindest dem ersten Teil dieser Aussage ist nicht zu widersprechen. Die 80:88-Niederlage gegen Slowenien platzte mitten hinein in die EM-Party, die die Nationalmannschaft dieser Tage in Köln feiert. Mit drei Siegen war die Auswahl von Bundestrainer Gordon Herbert in das Turnier gestartet. Besser noch als zu Zeiten eines Dirk Nowitzki. Dann kam Luka Doncic. Der NBA-Superstar in Diensten der Dallas Mavericks entzauberte die deutsche Mannschaft am Dienstagabend nahezu im Alleingang. 36 Punkte und zehn Rebounds sind beeindruckende Werte.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ihn bei der EM nur Giannis Antetokounmpo übertroffen, der beim 99:79-Sieg seiner Griechen gegen die Ukraine auf 41 Zähler kam. Doch schon am Mittwoch legte Doncic nach. Slowenien bezwang Frankreich mit 88:82, Doncic steuerte 47 Zähler bei – der zweitbeste Wert in der EM-Historie.
Gegen Doncic gab es für die deutsche Mannschaft keine Verteidigung
Den Deutschen blieb in diesem Zahlenwirbel nur die Erkenntnis, dass es gegen einen Doncic in Topform kaum ein Gegenmittel gibt. „Er ist superschwer zu verteidigen. Aber wir haben ihm auch zu viele freie Würfe gegeben“, sagte Franz Wagner. Er verdient sein Geld ebenfalls in der besten Basketballliga der Welt und spielt zusammen mit seinem derzeit verletzten Bruder Moritz für die Orlando Magic. An diesem Abend stand aber auch er im Schatten von Doncic. Maodo Lo fragte schulterzuckend: „Was willste machen?“ Es seien zwei Dinge zusammengekommen: „Wir hatten nicht unseren besten Tag, er hatte einen sehr guten Tag. Und dann wird es eben schwierig.“
Schnell aber hoben die Spieler und auch Bundestrainer Herbert hervor, dass die deutsche Mannschaft trotz der Niederlage eine starke Vorrunde gespielt hat. Der Einzug in die K.-o-Runde hatte schon vor der Partie gegen die Slowenen festgestanden. Durch deren Sieg gegen Frankreich war allerdings der Gruppensieg dahin, Deutschland ist Gruppenzweiter.
Deutschland besiegt Ungarn souverän
Da war es egal, dass die DBB-Auswahl am Mittwochabend souverän mit 106:71 (54:39) gegen Ungarn gewann. Und das, obwohl der Bundestrainer mit Schröder, Daniel Theis und Nick Weiler-Babb ein Trio schonte. Ungarn hat damit alle seine fünf EM-Spiele verloren und tritt als Gruppenletzter die Heimreise an. Für die deutsche Mannschaft war es der stimmungsvolle Abschluss einer spektakulären Vorrunde. Vor allem die Spiele gegen Litauen und Slowenien, die jeweils mehrere tausend lautstarke Fans mitbrachten, waren Gänsehautgaranten. Insgesamt verkauften die Organisatoren in Köln 236.521 Tickets, Rekord für eine EM-Gruppenphase.
Die Mannschaften, die sich für das Achtelfinale qualifiziert haben, ziehen nun nach Berlin weiter. Neben Köln waren Tiflis (Georgien), Mailand (Italien) und Prag (Tschechien) Gastgeber der anderen drei Gruppen. Deutschland trifft am Samstag auf Montenegro (18 Uhr/Magentasport). Durch ihre Leistungen in der Vorrunde hat sich die Mannschaft in den Kreis der Medaillenkandidaten katapultiert. In der allgemeinen Euphorie fand es Kapitän Schröder nach dem Slowenienspiel dennoch „gut, jetzt nach Hause zu gehen und so eine Niederlage kassiert zu haben. Wir brauchten auch mal eine Niederlage. Natürlich bringt uns das ein bisschen runter.“
Während in den Gruppen A und B keine Mannschaft ungeschlagen durch die Vorrunde gekommen ist, können das Griechenland und Serbien noch schaffen. Beide Teams haben bisher viermal gewonnen und tragen an diesem Donnerstag ihr letztes Spiel der Vorrunde aus.