Mit einem nicht mehr für möglich gehaltenen Kraftakt schaffte die nach einem Platzverweis dezimierte DFB-Elf beim 3:2-Sieg gegen Nigeria in letzter Sekunde den Sprung ins Viertelfinale, wo am 10. Oktober der viermalige Weltmeister Brasilien als nächster Gegner wartet. "Ich muss den Jungs ein Riesenkompliment machen. Sie sind mit Spaß und Freude bei der Sache und haben etwas geschafft, was nach den 25 Absagen im Vorfeld nicht für möglich gehalten wurde", sagte Hrubesch glückstrahlend.
Auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer war begeistert von der Vorstellung der DFB-Junioren in einem dramatischen Achtelfinale. "Wenn es eines letzten Beweises des Charakters der Auswahl von Horst Hrubesch bedurft hat, dann war das heute der Fall", befand Sammer. Im Quartier der deutschen A-Nationalmannschaft in Mainz hat der Erfolg ebenfalls Jubel ausgelöst. "Wieder einmal hat Hrubesch den deutschen Jugendfußball gut vertreten", meinte DFB-Manager Oliver Bierhoff.
Matchwinner war der 20 Jahre alte Verteidiger Björn Kopplin vom FC Bayern München, der mit zwei Treffern sowie einem Assist den Grundstein zum Erfolg legte und das Siegtor unmittelbar vor Ablauf der Nachspielzeit erzielte. "Ich habe ein wenig spekuliert, weil wir zu zweit auf einen Verteidiger losgelaufen sind. Deshalb habe ich den direkten Weg zum Tor gesucht. Ein unglaubliches Gefühl", sagte Kopplin, der die letzte Chance in der regulären Spielzeit nutzte.
Damit schafften die Deutschen nicht nur zum vierten Mal den Sprung in ein WM-Viertelfinale, sondern ersparten sich auch die anstrengende Verlängerung, die für Hrubeschs Elf nach dem umstrittenen Feldverweis für Tobias Kempe (64.) ein noch viel größerer Kraftakt geworden wäre. So imponierte der Titelträger von 1981 mit einer unglaublichen Moral und schaffte nach zweimaligem Rückstand durch die Treffer von Kopplin (53./90.+2) und Mario Vrancic (75.) noch den Sieg.
"Ich habe immer daran geglaubt, dass wir noch eine Konterchance bekommen würden. Das war eine sensationelle Energieleistung", schwärmte Hrubesch, der als Spieler und Trainer EM-Titel gewann, aber noch nie bei einer WM triumphierte. "Heute genießen wir, morgen denken wir uns was für Brasilien aus", meinte der DFB-Coach.
Die Südamerikaner, die durch ein 3:1 über Uruguay weiter kamen, waren zuletzt auch vor vier Jahren bei der WM in den Niederlanden Gegner der Deutschen in der Runde der besten acht Teams. Damals setzten sich die Brasilianer 2:1 nach Verlängerung durch. Das Siegtor schoss der heutige Schalker Bundesliga-Profi Rafinha. "Brasilien wird ein harter Brocken, aber ich traue den Jungs nach dieser Leistung koch einiges zu", meinte Sportdirektor Sammer.