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Randbemerkung von Tilmann Mehl: Julian Draxler: Schule oder Leben

Randbemerkung von Tilmann Mehl

Julian Draxler: Schule oder Leben

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    Schalker Pokal-Akt: Dank Draxler ins Halbfinale
    Schalker Pokal-Akt: Dank Draxler ins Halbfinale Foto: DPA

    Relativ gesehen ist ein Tor gegen einen mittelmäßigen Erstligisten keine große Sache. Für einen 17-Jährigen ist es aber wohl das absolut schönste. Julian Draxler ist relativ jung für einen Fußballprofi. Sein Trainer beim FC Schalke kann die Entscheidung Draxlers, die Schule abzubrechen, absolut verstehen. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hingegen hat dafür absolut kein Verständnis. Wobei sich Sammer neuerdings ohnehin schwer damit tut, seine Zelte ab- und zu neuen Ufern aufzubrechen.

    Draxler hat beim 3:2-Sieg im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg das Siegtor in der Verlängerung geschossen. Außerdem hat er das Gymnasium eineinhalb Jahre vor dem Abitur verlassen. Das sind die beiden Determinanten, aus denen sich unterschiedliche Schlüsse ableiten lassen.

    Draxlers ehemaliger Sportlehrer schlägt sich dabei auf die Seite Magaths und führt dafür monetäre Gründe an. Demnach verdiene Draxler in einer Saison mehr, als es ihm in zehn Jahren Schuldienst möglich wäre. Was wiederum relativ schön für Draxler ist und sich auch als absolute Summe ansehnlich auf dem Konto machen dürfte.

    Ob Katzeklo oder Glühbirne - Schulbildung war nicht nötig

    Ohnehin muss das vorzeitige Verlassen einer Lehranstalt nicht zwingend zu kühlen Nächten unter zugigen Brücken führen. Joschka Fischer wurde Außenminister, Helge Schneider machte Geld mit einem Katzeklo, Thomas Edison erfand die Glühbirne und Bushido lebt sehr gut von Liedern, in denen er über Beischlafgewohnheiten sinniert.

    Letztgenannter ist einer der bekanntesten Vertreter der Theorie, dass elementares Wissen außerhalb des Klassenraums vermittelt wird. Gelernt wird sowieso nicht für die Schule, sondern fürs Leben. Insofern kann sich Draxler nun guten Gewissens seiner Ausbildung zum Fußballprofi zuwenden.

    Sollte ihn seine Karriere entgegen der Erwartung nicht nach Mailand und Madrid, sondern nach Bottrop und Bocholt führen, kann er sein Abitur immer noch nachholen. Ist auch schon anderen gelungen. Albert Einstein fand wenig Gefallen an seiner schulischen Ausbildung und ließ sie erst einmal ruhen, bevor er sich dazu aufschwang, der bekannteste Physiker der Neuzeit zu werden. Auch aufgrund einer Theorie, wonach - leicht abgewandelt - alles relativ ist.

    Oder, um es mit den Worten Bushidos zu sagen: Zeiten ändern dich.

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