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Kommentar: Mit der Regenbogen-Absage hat die Uefa erneut eine Chance vertan

Kommentar

Mit der Regenbogen-Absage hat die Uefa erneut eine Chance vertan

Florian Eisele
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    Aleksander Ceferin kann sich ein Final-Four-Turnier in der Champions League vorstellen.
    Aleksander Ceferin kann sich ein Final-Four-Turnier in der Champions League vorstellen. Foto: Laurent Gillieron, dpa

    Nun steht fest: Der Regenbogen wird gegen Ungarn nicht leuchten. Die Uefa mit ihrem Präsidenten Aleksander Ceferin lehnte den Antrag der Stadt München ab, die Fröttmaninger Arena zum letzten Gruppenspiel der DFB-Elf in den Regenogenfarben erstrahlen zu lassen. Es wäre ein Zeichen gewesen gegen die ultrakonservative Politik des ungarischen Staatschefs Viktor Orban, der erst kürzlich wieder Gesetze erlassen hat, mit denen Homosexuelle diskriminiert werden.

    Und es wäre ein Zeichen der Uefa gewesen, dass die Kampagne "Equal Game", die sie sich vor der EM gegeben hat, mehr ist als ein schöner Schein. Mit eben jener Kampagne solle Diskriminierung jeder Art bekämpft werden. Denn, so ein Zitat aus dem Kampagnentext des europäischen Dachverbands: "Rassismus, Homophobie, Sexismus und alle Formen von

    Die Uefa steht nur für Werte ein, solange es nicht kritisch wird

    Dass die Uefa für diese Werte einsteht, wenn es auch mal kritisch wird - diesen Beweis hat der Dachverband nicht erbracht. Mal wieder. Wie so oft in der Vergangenheit galt stattdessen die Devise: Solange es niemanden weh tut, tritt die Uefa für Respekt, Gleichbehandlung und Inklusion ein - aber sobald davon die Geschäftsbeziehungen dieses Verbandes tangiert werden, gibt es umgehend einen Rückzieher.

    Während des EM-Spiels gegen Ungarn wird das Stadion in München nicht in den Regenbogen-Farben leuchten.
    Während des EM-Spiels gegen Ungarn wird das Stadion in München nicht in den Regenbogen-Farben leuchten. Foto: Tobias Hase, dpa

    Viktor Orban ist ein wichtiger Verbündeter der Uefa in den Zeiten der Corona-Pandemie. Der ungarische Staatschef kommt den Forderungen des Verbandes auf nahezu uneingeschränkten Zuschauereinlass nach, in der Budapester Arena waren bei den bisherigen Gruppenspielen jeweils knapp 60.000 Menschen. Sogar das Finale der EM könnte aus London nach Budapest wandern, weil in der britischen Hauptstadt die Delta-Variante des Coronavirus wütet und die dortige Regierung den dreisten Forderungen der Uefa auf Spezialbehandlungen einer VIPs nicht nachkommt.

    Die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban pflegt immer wieder eine homophobe Rhetorik und schränkt die Rechte von LGTB-Menschen ein.
    Die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban pflegt immer wieder eine homophobe Rhetorik und schränkt die Rechte von LGTB-Menschen ein. Foto: John Thys, dpa

    Die Uefa will ihren Verbündeten Viktor Orban nicht verärgern

    Da wäre es natürlich taktisch dumm, einen so praktischen besten Freund wie Viktor Orban zu verärgern. Deswegen beruft sich die Uefa darauf, dass sie eine "politisch und religiös neutrale Organisation" sei und sich deswegen nicht zu politischen Statements hinreißen wolle. Ja, wir reden von derselben Uefa, die - wenn es ihr gerade passt - zum Kampf gegen alle Formen von Diskriminierung aufruft. Und der klar sein müsste, dass eben jene Diskriminierung oft von autoritären Staatsregierungen wie der in Ungarn ausgeht.

    Letztlich ist das Kneifen der Uefa aber nur folgerichtig. Denn schon in der Vergangenheit hat sie bewiesen, dass die Gier nach Geld immer den Kampf gegen Diskriminierung schlägt. Alleine die Ermittlungen gegen Manuel Neuer wegen dessen Kapitänsbinde in Regenbogen-Optik waren vielsagend.

    Endspiele von internationalen Wettbewerben werden in Staaten wie Aserbaidschan und Ungarn verhandelt, die sich nachweislich nicht um die Rechte von Homosexuellen scheren. Ein echtes Zeichen wäre es gewesen, wenn die Uefa Ungarn bei der Vergabe der EM-Spiele nicht berücksichtigt hätte. Aber dazu hätte es jenen Mut gebraucht, den man bei diesem Verband nur in den leeren Worthülsen einer Kampagne findet, die offensichtlich auch bei der Uefa niemand ernst nimmt.

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