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Fußball-EM 2021: Mit der Hilfe des Flügelschlags findet Deutschland zurück in die Erfolgsspur

Fußball-EM 2021

Mit der Hilfe des Flügelschlags findet Deutschland zurück in die Erfolgsspur

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    Es ist nicht immer von Eleganz, was Robin Gosens auf dem Platz vollführt – aber der Wille ist ihm permanent anzusehen. Der Linksfuß passt mit seiner direkten Art gut in das ansonsten von Künstlern geprägte Offensivspiel.
    Es ist nicht immer von Eleganz, was Robin Gosens auf dem Platz vollführt – aber der Wille ist ihm permanent anzusehen. Der Linksfuß passt mit seiner direkten Art gut in das ansonsten von Künstlern geprägte Offensivspiel. Foto: Pierre Lahalle, Witters

    Robin Gosens hat nun wirklich keinerlei Ähnlichkeit mit einem Zitronenfalter. Oder einem Taubenschwänzchen. Die flatterhafte Eleganz eines Schmetterlings geht ihm ab. Mesut Özil besaß noch das Wesen eines Tagpfauenauges. Mal hier, mal da, mal nirgendwo zu sehen und wie selbstverständlich die Nebenleute merken lassen, ihnen ästhetisch überlegen zu sein. Gosens aber: Brachial vor und zurück. Und wieder vor.

    Die Wiedergeburt der deutschen Turniermannschaft lässt sich aber dennoch am besten mit dem so genannten „Schmetterlingseffekt“ beschreiben. Demnach kann ein Flügelschlag in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen. Kleine Ursache, große Wirkung – und noch dazu eine nicht vorherzusehende. Joachim Löw hatte gegen Portugal im Vergleich zum Frankreich-Spiel nur Kleinigkeiten verändert. Es standen dieselben Spieler in derselben Formation auf dem Feld. Er schob sie in ihrer Grundausrichtung nur ein paar Meter weiter nach vorne. Der Gedanke dahinter war klar: Die Portugiesen früh unter Druck setzen und zugleich weit weg vom eigenen Tor agieren. Keine Taktik ohne Risiko: Im Rücken der deutschen Mannschaft befand sich derart viel Platz, dass nicht einmal der feldspielende Manuel Neuer ihn hätte abdecken können.

    Joachim Löw hat wieder Vertrauen in die alten Stärken des DFB-Teams

    Löw lag richtig. Seine Mannschaft erdrückte die portugiesischen Angriffsversuche. Der Bundestrainer scheint wieder Vertrauen in das von ihm bevorzugte aktive Spiel gefunden zu haben. Nach der WM in Russland hatte er sich noch selbst gegeißelt, seine Taktik als "fast schon arrogant" bezeichnet. Mit ultraoffensivem Fußball und nicht endenden Ballzirkulationen sollten die Gegner schwindlig gespielt werden, letztlich drehten sich die Deutschen schnell aus dem Turnier. In den Folgejahren suchte Löw nach der richtigen Mixtur.

    Er forcierte das Umschaltspiel, ließ seine Elf auch mal kontern. Zur Eigenheit dieser sensiblen Mannschaft gehört aber, dass sie über das Spielfeld regieren will. Die französische Elf gibt willfährig weite Teile des Platzes frei und verlässt sich auf ihre außergewöhnlichen Einzelspieler, die im Konterspiel ihr künstlerisches Potenzial ausleben. Wenn sich aber die deutsche Mannschaft freiwillig in die eigene Hälfte begibt, kleingeistert sie herum, wie im Spätherbst des vergangenen Jahres geschehen. Das 0:6 von Sevilla bedeutete aber möglicherweise auch den Wendepunkt in der taktischen Ausrichtung des Nationalteams.

    Joachim Löw hat die Mannschaft immer weiterentwickelt.
    Joachim Löw hat die Mannschaft immer weiterentwickelt. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Löw entwickelte ausgehend von der WM 2006 eine Spielweise, die immer dominanter wurde. Erst mit dem krachenden Scheitern 2018 setzte ein Paradigmenwechsel ein. Der deutschen Mannschaft aber gelang es seitdem nie, lustvoll zu verteidigen und nur vereinzelte Angriffe zu starten, um diese dann aber exquisit zu vollenden.

    EM 2021: Gegen die Ungarn soll die Nationalmannschaft wieder offensiv spielen

    Auch im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ungarn am Mittwoch (21 Uhr, ZDF) wird Löw sein Team wieder mindestens genauso offensiv agieren lassen wie gegen Portugal. Die Mannschaft hat bereits in der Vorbereitung gegen Dänemark und Lettland angedeutet, passgenaue Lösungen für tief stehende Gegner entwickeln zu können. Nach dem Rückschritt gegen Frankreich scheint die Mannschaft nun durch kleinere Anpassungen ihres Trainers nahe an ihrem Leistungsmaximum angelangt zu sein.

    Thomas Müller wird wegen einer Kapselverletzung im Knie wohl ausfallen, dafür aber dürfte Leon Goretzka mit seinen energischen Läufen die ungarische Defensive herausfordern.

    Die Auftaktpartie gegen Frankreich hat aber auch gezeigt, dass das System der Deutschen fragil ist. Kleinere Schwächen haben große Auswirkungen – und je weiter das Team bei dieser EM kommt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gegner sich mit Wonne daranmacht, die Verbindungen innerhalb des Systems auf ihre Stabilität zu überprüfen.

    Bis dahin aber vergehen zumindest noch 90 Minuten. Die Ungarn werden die Deutschen wohl noch nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Mögen sie auch noch so flattern.

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