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FC Bayern: Sammer im Abseits

FC Bayern

Sammer im Abseits

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    Schmallippig: Matthias Sammer beim Bayern-Spiel am Dienstag.
    Schmallippig: Matthias Sammer beim Bayern-Spiel am Dienstag. Foto: dpa

    Was im Fußballbetrieb Ursache und was Wirkung ist, lässt sich in der Regel nur schwer ergründen. Hat der FC Bayern den russischen Meister ZSKA Moskau beim 3:0 (2:0)-Sieg am Dienstagabend deshalb so engagiert bearbeitet, weil Matthias Sammer der Mannschaft nach dem grauen Auftritt gegen Hannover 96 (2:0) den Kopf gewaschen hat, oder wären die Russen auch so demontiert worden?

    Lahm über Sammer-Kritik: "Wurscht"

    Am schönsten hat Philipp Lahm die Frage nach der Wirkung von Sammers öffentlicher „Dienst nach Vorschrift“-Kritik an der Mannschaft beantwortet: „Das war nicht unnötig, es hat aber auch nichts gebracht. Uns war es wurscht.“

    Der Sportdirektor selbst marschierte derweil wortlos, ein Rollköfferchen hinter sich herziehend, an den Journalisten vorbei. Wenn er sich im Stillen als Gewinner fühlte, tat er gut daran, das für sich zu behalten. Nach der Zurechtweisung durch Uli Hoeneß am Wochenbeginn legte Karl-Heinz Rummenigge Dienstagnacht nach. Der Sportdirektor habe eine „kontraproduktive Phantomdiskussion“ angezettelt. Der furiose Königsklassenstart „hatte nichts mit Matthias Sammer zu tun“.

    Ein klein wenig vielleicht doch, zumal die Spieler nicht verhehlen wollten, dass Sammers Weckruf Gehör gefunden habe. „Die Mannschaft wollte eine Reaktion zeigen und besser spielen als gegen Hannover“, sagte Lahm.

    Manchester und Bayern auf Achtelfinal-Kurs

    Das ist ihr zweifellos gelungen. Der Auftritt gegen den Tabellenführer der russischen Premier League war beinahe makellos, Moskau mit dem 0:3 nach Treffern von Alaba (4., 25-m-Freistoß), Mandzukic (41.) und Robben (68.) noch gut bedient. Damit hat sich in der Gruppe D schon mit dem ersten Spieltag die Spreu vom Weizen getrennt. Der Titelverteidiger aus München und Manchester City, ebenfalls 3:0-Sieger in Pilsen, sind erwartungsgemäß die beiden ersten Anwärter auf das Achtelfinale.

    Inzwischen zeichnet sich ab, dass der neue FC Bayern fürs Erste aussieht wie der alte. Das ist, angesichts der Erfolge der vergangenen Saison, kein Makel. Ein FC Bayern mit Barcelona-Anstrich wird Pep Guardiola auf absehbare Zeit wohl nicht gelingen. Es waren die Trümpfe, die auch vergangene Spielzeit schon gestochen haben, mit denen die Münchner ihre Spiele gewinnen, vorausgesetzt, die Mannschaft ruft ab, was in ihr steckt. Dazu gehören die Wucht ihres Angriffsspiels, das Moskau schon nach einer Viertelstunde in die Knie gezwungen hatte, und die Klasse ihrer großen Solisten, Ribéry und Robben, die mit Alaba und diesmal Rafinha prächtig besetzten Außenbahnen und die zupackende Viererkette, die am Dienstag dafür gesorgt hat, dass sich Thomas Müller „an keine Chance des Gegners erinnern konnte“.

    Rafinha bislang größter Gewinner unter Guardiola

    Mit Bastian Schweinsteigers Rückkehr in den letzten zwanzig Minuten der Partie steigt auch der Konkurrenzdruck im Mittelfeld wieder. Leidtragender dürfte schon am Samstag gegen Schalke Rafinha sein, überraschenderweise bislang der größte Gewinner der Amtszeit Guardiola. Der Brasilianer, eigentlich nur als Reservist vorgesehen, ersetzte zuletzt regelmäßig den aufgerückten Lahm. Der Kapitän wird nun wieder für Schweinsteiger Platz machen und auf seinen Stammplatz in der Viererkette zurückkehren.

    Mit Fragen zu ihrer Arbeitseinstellung sollte man den Bayern in den nächsten Wochen erst einmal nicht mehr kommen. Das Thema ist den Spielern am Ende stärker auf die Nerven gegangen als es so harmlose Sätze wie Arjen Robbens „Man muss auch nicht übertreiben“ vermuten lassen.

    Matthias Sammer, der sich in der Rolle des sauertöpfischen Grantlers gefällt, hat nun ein Problem. Erleiden die Bayern demnächst einen Rückfall, muss ihr Chefkritiker schweigen. Er hat sein Pulver verschossen.

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