Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

FC Bayern: Großes Spektakel bei der Präsentation von Trainer Pep Guardiola

FC Bayern

Großes Spektakel bei der Präsentation von Trainer Pep Guardiola

    • |
    Der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola steht bei seiner Vorstellung in der Münchner Allianz Arena neben Maskottchen Bernie.
    Der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola steht bei seiner Vorstellung in der Münchner Allianz Arena neben Maskottchen Bernie. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Am Anfang kommt immer Markus Hörwick. Der 57-Jährige ist seit 30 Jahren für die Öffentlichkeitsarbeit des FC Bayern zuständig. Pressesprecher hieß das früher, als Hörwick zum

    Pep Guardiola wechselt zum FCB

    Was sich allerdings gestern in der Münchner Allianz-Arena abgespielt hat, war selbst für Hörwick neu. 250 Journalisten aus elf Ländern sowie 50 Fernseh- und Radiostationen hatten sich in den großzügig angelegten Pressesaal gedrängt, um von der Präsentation des neuen FC-Bayern-Trainers Pep Guardiola zu berichten. Die Erregung hätte nicht größer sein können, wäre Sepp Herberger vor Ort auferstanden.

    In solchen Momenten kommt Hörwick. 20 Minuten vor zwölf übernimmt er die Regie. Dirigiert, beantwortet Fragen der Fotografen („Wer betritt als Erster das Podium?), erklärt die Abläufe. Es ist, wie er sagt, die größte Pressekonferenz in der Geschichte des FC Bayern.

    Große Nachfrage: Pep ist gefragtester Trainer weltweit

    Um fünf nach zwölf, wegen der Liveübertragungen fünf Minuten später als in der offiziellen Einladung angekündigt, öffnet sich eine Seitentür. Pep Guardiola erscheint, gefolgt von der Bayern-Führungsspitze mit Präsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Matthias Sammer. Guardiola trägt Anzug, Weste und Krawatte. So, wie er aussieht, könnte er Sammers südamerikanischer Halbbruder sein.

    Eine smarte Erscheinung. Ein Fußball-Intellektueller, der erfolgreichste Trainer der vergangenen Jahre. Er hat den FC Barcelona zur besten Klubmannschaft der Welt geformt und mit den Katalanen in vier Jahren 14 Titel gewonnen. Die ganze Welt wollte ihn.

    Die größten Klubs haben ihm in den zwölf Monaten seiner New Yorker Auszeit ihre Aufwartung gemacht – unterschrieben aber hat er beim FC Bayern. Nach vielen Vorgesprächen, die vor zwei Jahren beim Audi-Cup in München mit dem Guardiola-Satz „I can imagine to work for Bayern“ begonnen hatten, bis zum Hoeneß-Besuch in New York vor einem halben Jahr. „Nach fünf Minuten“, erzählte Hoeneß gestern, „ habe ich gewusst, das passt.“ Ein Gefühl, das blieb, obwohl Guardiola den Bayern-Boss, dem nur wenig ferner ist als moderne Kommunikationstechnik, über Stunden mit Ideen und Informationen auf seinem Laptop quälte.

    Gute Grammatik nach nur vier Monaten Deutsch-Kurs

    So also saß der Verehrte gestern auf dem Münchner Podium, während die Welt auf das erste Wort aus seinem Mund wartete. Es würde deutsch klingen. Das hatte er angekündigt. Es klang, na ja, international. Ein lang gezogenes „Aaahh“.

    Vier Monate, bis zu vier Stunden täglich, hatte er in New York täglich mit einer Deutschlehrerin gepaukt. Selbst am Sonntag, auf dem Flug nach München, war er mit Vokabeln beschäftigt. Und dann ein „Aaahh“. Hätte er einfacher haben können, war man geneigt zu sagen, ehe der Spanier richtig loslegte. Beeindruckend sicher in Grammatik und Aussprache, verständlicherweise noch bemüht in der Wortfindung, was den Zuhörer gelegentlich leiden ließ.

    Dass sich manche Botschaft im Nichts verlor, glich der Charme aus, den südländisch gefärbtes Deutsch verbreitet. „Was ich fühle heute, ist eine Geschenk, eine Gluck, hier zu sein“, sprach Guardiola. Die Stirn, die anfangs noch in Falten lag, entspannte sich mit jedem Satz, den er ins Ziel brachte.

    Enormer Druck lastet auf Pep Guardiola nach seinem Wechsel zum FCB

    Es waren süße Freundlichkeiten, die über das Podium hin- und herwanderten. Für Inhaltsschweres war es noch zu früh. Die Bayern-Bosse schauten dennoch zufrieden. Selbst Hoeneß, dem die Qual des drohenden Steuerprozesses ins Gesicht geschrieben stand, gelang gelegentlich ein Lächeln. Die prominente Neuverpflichtung hatte ihren ersten Sieg eingefahren.

    Guardiola wird noch viele weitere Erfolge benötigen, um die Erwartung zu erfüllen. So traumhaft die Kombination – erfolgreichster Trainer der besten europäischen Klubmannschaft – auch klingen mag, sie ist vertrackt und wie alle Beziehungen, die mit Erwartungen überfrachtet sind, vom Scheitern bedroht. Guardiola übernimmt eine Mannschaft, die vor wenigen Wochen alles abgeräumt hat, was es im Vereinsfußball zu gewinnen gibt. Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League. Das erste Triple in der Vereinsgeschichte des FC Bayern. Was soll da noch kommen? Mehr geht nicht. Weniger aber wäre zu wenig.

    Pep will den FC Bayern München nicht verändern

    Hoeneß nannte einen Mittelweg, aber schon der ist steinig genug. „Nach oben zu kommen, ist das eine, oben zu bleiben ist das andere“, postulierte der 61-Jährige indirekt die Wiederholung der Triumphe der abgelaufenen Spielzeit. Rummenigge wäre fürs Erste mit weniger zufrieden. Die Bundesliga sei auch für den FC Bayern das Maß der Dinge, „der ehrlichste Titel“, wie der Vorstandschef sagt, weil er das Ergebnis einjähriger Arbeit sei, in dem sich Glück und Pech ausgleichen. Dazu würde es ihm genügen, „in den anderen Wettbewerben eine gute Rolle zu spielen“.

    Das müsste zu schaffen sein. Schließlich übernimmt Guardiola eine Mannschaft, die hervorragend besetzt, fein abgestimmt, stabil und erfolgreich ist – gleichzeitig aber noch Entwicklungspotenzial besitzt.

    Ob Guardiola aus ihr einen neuen FC Barcelona formt? Eine Mannschaft also, deren rotierendes Kurzpass-Spiel stilprägend war, das gegnerische Teams erst in die Verzweiflung und danach in den Untergang getrieben hat.

    Mario Gomez bleibt beim FCB

    „Ich muss das Spiel auf den Spieler anpassen, nicht umgekehrt“, hat der 42-Jährige die Frage beantwortet. Damit ist klar: Bayern bleibt Bayern. Das gilt wohl auch für die Besetzung. Guardiola ließ bislang keine Lust auf Umbauten erkennen. Auch am Spielerkader scheint sich nicht mehr viel zu ändern. Selbst Mario Gomez, der angeblich nach Italien wechseln möchte, scheint ein Münchner zu bleiben.

    „Es gibt keine offizielle Anfrage für ihn“, bestätigte Rummenigge. Gomez wird also am Mittwoch, 17 Uhr, beim Trainingsauftakt in der Allianz-Arena dabei sein. Ebenso wie 25.000 Zuschauer, denen die Bayern gegen fünf Euro Eintritt zugunsten der Hochwasserhilfe die Tore öffnen.

    Dort, wo Schweinsteiger & Co. dann erste Runden drehen, stand gestern ein dunkler Audi A 8 – Guardiolas Dienstwagen. Die Schlüsselübergabe war Chefsache, weshalb

    Die Münchner Inszenierung war damit wenigstens eines Papstbesuches würdig. Ab Mittwoch ist der Spaß für den Spanier vorbei. Was er dann braucht, ist viel Gluck.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden