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FC Bayern: Darum musste Nerlinger gehen

FC Bayern

Darum musste Nerlinger gehen

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    Christian Nerlinger musste beim FC Bayern das schwere Erbe von Uli Hoeneß übernehmen.
    Christian Nerlinger musste beim FC Bayern das schwere Erbe von Uli Hoeneß übernehmen. Foto: dpa

    Keine Lust mehr auf Platz zwei: Mit dem neuen starken Mann Matthias Sammer will der FC Bayern München nach zwei titellosen Spielzeiten endlich wieder ganz nach oben. 53 Tage vor der neuen Saison überraschten die Münchner am Montag mit der brisantesten Personalie des Fußball-Sommers und forcierten ihren Großangriff auf Double-Gewinner Borussia Dortmund. Der langjährige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Europameister von 1996 löst mit sofortiger Wirkung Sportdirektor Christian Nerlinger ab. Zum Trainingsauftakt am Dienstag beginnt an der Säbener Straße damit eine neue Zeitrechnung: Die Sammer-Time.

    Sammer als neuer Hoffnungsträger

    Mit der Einsetzung des 44-Jährigen als "Vorstand für Lizenzspielerangelegenheiten" zogen die Münchner drastische Konsequenzen aus den jüngsten Misserfolgen, die in der bitteren Heimpleite im Champions League-Finale gegen den FC Chelsea gipfelten. Zudem hatte es in der Liga und im DFB-Pokal nur zu Platz zwei hinter dem BVB gereicht.

    Sammer sei in seiner neuen Funktion "zuständig für alle Dinge der Lizenzspieler-Mannschaft außerhalb des Trainingsplatzes und für das gesamte Nachwuchs-Konzept und das Scouting", erklärte Bayern-Präsident Uli Hoeneß im vereinseigenen TV-Sender. Jetzt soll Schluss sein mit zweiten Plätzen.

    "Unterschiedliche Auffassungen"

    Zu mehr hatte es unter dem glücklosen Christian Nerlinger nicht gereicht. Als Grund für die Trennung wurden "unterschiedliche Auffassungen über das Konzept für die Zukunft der Mannschaft" genannt. Die Vertragsauflösung sei bereits bei der Aufarbeitung der zurückliegenden Saison vereinbart worden, hieß es. Allerdings habe man sich darauf verständigt, die Trennung erst nach der am Sonntag beendeten Fußball-EM zu verkünden. "Wir wollten nicht von unserer Seite Unruhe in die Europameisterschaft bringen", betonte Hoeneß.

    Schon vor gut einem Jahr gab es offizielle Kritik an Nerlinger. Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bemängelte öffentlich, Nerlinger habe noch "zu viel Respekt" vor den Leistungen seines Vorgängers Hoeneß. Beckenbauer weiter: "Wenn der Uli in seinem Büro ist, dann gehen doch alle zum Uli und laufen an Nerlingers Büro vorbei."Dazu kamen die beiden zurückliegenden Jahre ohne Titel - und Nerlinger geriet immer mehr in die Defensive.

    Dennoch war der Vertrag mit Nerlinger erst im November vorzeitig um zwei weitere Jahre bis 2014 verlängert worden. "Ich möchte mich im Namen des Clubs bei Christian Nerlinger ausdrücklich für seine Arbeit in den vergangenen vier Jahren beim FC Bayern bedanken", sagte Hoeneß. "Ich hoffe sehr, dass unser aller gutes persönliches Verhältnis auch weiterhin Bestand hat." Nerlinger betonte: "Ich wünsche dem FC Bayern weiterhin alles erdenklich Gute. Ich habe hier eine gute und sehr intensive Zeit erlebt und werde dem Club auch weiterhin freundschaftlich verbunden bleiben."

    Ein Ex-Dortmunder soll es nun richten

    Nun ist Matthias Sammer an der Reihe. Ausgerechnet der ehemalige Dortmunder Sammer soll den Bayern nun wieder das Sieger-Gen einimpfen. Als Spieler war er mit dem BVB Meister und Champions-League-Sieger geworden und hatte den Club 2002 auch als Trainer zur deutschen Meisterschaft geführt. "Auf die Dauer habe ich keine Lust, immer Platz zwei zu belegen", hatte Hoeneß Mitte Mai nach dem bitteren Champions League-Endspiel angekündigt.

    DFB lässt Sammer nur ungern gehen

    Immer wieder war Sammer mit dem erfolgsverwöhnten Club von der Isar in Verbindung gebracht worden. Durch seinen Wechsel zum deutschen Vorzeige-Club nach dem deutschen Halbfinal-Aus bei der EM hinterlässt der positiv Besessene gleichzeitig eine große Lücke beim DFB. "Wir lassen Sammer nur sehr schweren Herzens gehen. Er hat mit seiner Kompetenz und Leidenschaft viel für die Talentförderung in Deutschland bewegt und dem Verband mit seiner Art unglaublich gut getan", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Bei der Nachfolgersuche wolle sich der Verband keinen Zeitdruck auferlegen, betonte Generalsekretär Helmut Sandrock.

    Am Wochenende waren sich der FC Bayern und Sammer endgültig einig geworden. Sammer teilte Niersbach seine Pläne am Montagmorgen am Telefon mit - kurz darauf bat Hoeneß offiziell um die Freigabe. Nach Rücksprache mit den Mitgliedern des DFB-Präsidiums wurde der bis 2016 laufende Vertrag daraufhin aufgelöst. Sammer war seit 2006 als Sportdirektor für die Jugend- und Talentförderung zuständig gewesen. Auch die Trainerausbildung fiel in seinen Bereich.

    BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke meinte zur Personalie Sammer via "Sport Bild" kühl: "Ob er eine Verstärkung für den FC Bayern ist? Nun, das wird die Zukunft zeigen, wie sie zusammen arbeiten werden. Aber Tatsache ist doch, dass Matthias Sammer für jeden Klub eine Verstärkung ist, darüber brauchen wir nicht reden."

    Hoeneß plant mit Trainerwechsel 2013

    Als neuer Sport-Vorstand dürfte der eigenwillige Sammer auch ein mächtiges Wörtchen bei der Trainerfrage mitreden. Der Vertrag mit Bayern-Coach Jupp Heynckes läuft in einem Jahr aus - und Hoeneß hat bereits in Aussicht gestellt, dass dann voraussichtlich ein anderer Fußball-Lehrer die Münchner zu Erfolgen führen soll. "Höchstwahrscheinlich holen wir einen", so Hoeneß vor einem Monat mit Blick auf die mögliche Wachablösung 2013.

    Als möglicher Nachfolger von Heynckes wird der langjährige Trainer des FC Barcelona, Josep Guardiola, gehandelt. Offiziell war dazu bislang nichts vom FC Bayern zu vernehmen. Jetzt sitzt Heynckes zudem Sammer im Nacken - auch wenn der bisher stets behauptet hat, nie mehr auf die Trainerbank zurückkehren zu wollen. dpa

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