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EM-Finale: Gianluigi Donnarumma ist Italiens neue Torwart-Legende

EM-Finale

Gianluigi Donnarumma ist Italiens neue Torwart-Legende

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    Erst 22 Jahre alt, aber schon sehr erfahren: Italien-Keeper Gianluigi Donnarumma.
    Erst 22 Jahre alt, aber schon sehr erfahren: Italien-Keeper Gianluigi Donnarumma. Foto: Laurence Griffiths, dpa

    Das Erstaunen war offenkundig. Eigentlich hatte die Siegerehrung noch gar nicht begonnen, Italiens neue Helden formten noch nicht einmal ein Spalier für unterlegene Engländer, als Gianluigi Donnarumma auf dem heiligen Rasen von Wembley einen zarten Hinweis empfing. Der italienische Nationaltorwart solle doch mal nach vorne gehen, um sich die Auszeichnung zum „Player of the tournament“ abzuholen. Der 22-Jährige wirkte sichtlich verdutzt, betrachte aber bald in seinen Pranken sehr genau eine eigenwillig anmutende Trophäe.

    Vielleicht ist sie nicht wirklich hübsch, aber allemal wertvoll.  Zumal er nun der erste EM-Torhüter ist, an den diese Auszeichnung ging, die 1996 an selber Stelle erstmals Matthias Sammer empfing. Danach waren feine Strategen wie Zinédine Zidane (2000), Theodoros Zagorakis (2004), Xavi Hernández (2008), Andrés Iniesta (2012) und Antoine Griezmann (2016) an der Reihe, doch nun entschieden sich 16 technische Beobachter im Auftrage der Uefa, darunter der 1996er-Europameister Steffen Freund, für die „Bank von Italien“. Für den ZDF-Experten Peter Mertesacker war der so erwachsen wirkende Mann mit dem mächtigen Bart und dem breiten Kreuz „bester Torwart des Turniers“, für seinen Trainer Roberto Mancini ist er sogar der „beste Torhüter der Welt“ - und nicht allein wegen 1,96 Meter Körpergröße eine herausragende Erscheinung.

    Torwart Gianluigi Donnarumma kassierte nur vier Gegentore

    Nur vier Gegentore, neun wichtige Paraden und die gehaltenen Elfmeter gegen den Spanier Alvaro Morata und nun die Engländer Jadon Sancho und Bukayo Saka katapultieren ihn nach seinem 33. Länderspiel in den Mittelpunkt der Huldigungen. Europameister, Elfmeterheld und bester Turnierspieler – die volle Dröhnung für die italienische Nummer 21. Für ihn war diese EM ein einziger Triumphzug, wobei er die Huldigungen mit einer Bärenruhe ertrug – als müsste er selbst bei den Feierlichkeiten noch als Stabilisator fungieren.

    Bester Spieler der EM: UEFA-Boss Aleksander Ceferin ehrt Italien-Keeper Gianluigi Donnarumma.
    Bester Spieler der EM: UEFA-Boss Aleksander Ceferin ehrt Italien-Keeper Gianluigi Donnarumma. Foto: Christian Charisius, dpa

    Putzig, wie ihn der fast einen Kopf kleinere Stürmer Andrea Belotti auf den Rücken sprang; rührig, wie sich der fast zwölf Jahre ältere Kollege Salvatore Sirigu für ihn freute. Donnarumma schrieb auf seinem Instagram-Account: „Stolz darauf, allen Italienern ein Lächeln geschenkt zu haben und gemeinsam mit unseren außergewöhnlichen Fans so viele magische Nächte erlebt zu haben.“ Später postete er noch ein Bild dazu, wie er im Flieger zurück nach Rom der Trophäe einen Schmatz verpasste – wobei das Torwart-Wunderkind ja selbst vom Glück geküsst ist.

    Donnarumma besuchte das Jugend-Internat des AC Mailand

    An ihm imponiert nicht nur eine ausgesprochen ausgewachsene Erscheinung, sondern auch eine extreme Coolness bei frühreifer Prägung. Donnarumma verließ seine sizilianische Heimat Castellammare di Stabia mit 13, um in das Jugend-Internat des AC Mailand zu wechseln. „Mein Zuhause hat mir sehr gefehlt, ich habe morgens immer geweint“, sagte er kürzlich wieder. Mit 16 debütierte „Gigio“ in der Serie A, mit 17 in der Squadra Azzurra, als er zur Halbzeit für Gianluigi Buffon eingewechselt wurde, von dem Donnarumma lange ein Poster in seinem Kinderzimmer hängen hatte. Und dann hat Italien immer noch die Torwart-Legende Dino Zoff, 79, der zuvor zuvor mit der

    Nächster Welttorhüter heißt nicht mehr Neuer, sondern Donnarumma

    Zoffs Uralt-Länderspielrekord hatte Donnarumma schon während der EM kassiert, als er 1169 Länderspiel-Minuten ohne Gegentor blieb. Dass bei ihm speziell in der K.o.-Runde nicht jeder Ausflug oder Zugriff saß, gehört zur nicht abgeschlossenen Entwicklung: In diesem Alter kann kein Keeper perfekt sein. Aber der Tormann verkörpert die Zukunft, während das Verteidiger-Duo Leonardo Bonucci, 34, und Giorgio Chiellini, 36, die italienische Brücke in die Vergangenheit schlägt. Seine unaufgeregten Taten könnten das Torwartspiel auf gewisse Art neu prägen: Der beste Rückhalt ist der, der die größte Ruhe ausstrahlt. Dass der nächste Welttorhüter nicht mehr Manuel Neuer, sondern Donnarumma heißt, ist ausgemacht.

    Auch sein Standing bei den Tifosi wird nun wieder neu definiert, nachdem ihr Landsleute vor vier Jahren bei der U21-EM mit Dollar-Noten bewarfen, weil er ein üppiges Vertragsangebot von Milan abgelehnt hatte – „Dollarumma“ hieß er fortan. Damals blieb er noch bei den „Rossoneri“, nun allerdings ist der Vertrag ausgelaufen – und der Ortwechsel von seinem Berater Mino Raiola längst ausverhandelt. Der ablösefreie Wechsel zu Paris St. Germain, der nur noch verkündet werden muss, soll für Agent und Akteur gleichermaßen lukrativ sein. PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi dürfte sich als Gast beim EM-Finale auf der Ehrentribüne in London bereits die Hände gerieben haben, welch hochdekorierten Torwart sich sein Klub geangelt hat.

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