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Doping: Beben erschüttert Leichtathletik

Doping

Beben erschüttert Leichtathletik

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    Frankfurt am Main Doping-Enthüllungen ungeahnten Ausmaßes erschüttern die internationale Leichtathletik. Wenige Stunden nach der Offenbarung von US-Sprinter Tyson Gay, positiv getestet worden zu sein, raste die Nachricht um die Welt, dass auch der ehemalige 100-Meter-Weltrekordler Asafa Powell und seine jamaikanische Teamkollegin Sherone Simpson in die Kontroll-Falle gerast sind.

    „Ich bestätige, dass eine Probe, die ich bei den nationalen Leichtathletik-Meisterschaften im Juni abgegeben habe, einen positiven Befund hatte“, hieß es in einer am Sonntagabend verbreiteten Erklärung von Powell. Ähnlich äußerte sich Sherone Simpson, die bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen mit der jamaikanischen Sprint-Staffel Gold gewonnen hatte. Beide gaben auch bekannt, dass in ihren Proben das Doping-Stimulanzmittel Oxilofrin gefunden wurde.

    Nach mehreren Medienberichten soll auch Staffel-Olympiasieger Nesta Carter zu insgesamt fünf positiv getesteten Spitzenathleten aus Jamaika gehören. Bei den weiteren beiden Athleten soll es sich nach dpa-Informationen um Werfer handeln.

    Spektakuläres Geständnis

    Powell war 2008 mit Jamaikas Staffel Olympiasieger über 4x100 Meter geworden. Er hielt den Weltrekord, ehe er von Landsmann Usain Bolt abgelöst wurde. Unterdessen versicherte Bolts Manager, dass sein Athlet nicht zu den fünf positiv getesteten jamaikanischen Sprintern gehöre. Simpson gewann 2004 mit Jamaikas Frauen über 4x100 Meter Olympia-Gold und holte vergangenes Jahr in London olympisches Staffel-Silber.

    Der spektakuläre Doping-Paukenschlag vier Wochen vor der WM in Moskau (10.–18. August) begann am Sonntag mit dem Geständnis von Tyson Gay, das WM-Titelduell mit Bolt wegen eines positiven Tests absagen zu müssen. Der schnellste Mann über 100 Meter in diesem Jahr bestätigte in einer Telefonkonferenz, dass er bei einer Trainingskontrolle am 16. Mai positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden sei. „Ich komme nicht mit einer Sabotage-Theorie. Fakt ist vielmehr, dass ich Leuten vertraut habe, die mich nun hängengelassen haben“, sagte Gay.

    Die Anti-Doping-Agentur der USA begrüßte, wie Gay „mit der Situation“ umgehe. Zudem kündigte die Agentur an, die Analyse der B-Probe in Kürze vorzunehmen.

    Die ersten Reaktionen auf das Doping-Beben reichten von Ungläubigkeit bis Unverständnis. „Das ist eine Hammer-News“, sagte Julian Reus, der deutsche Meister über 100 und 200 Meter, dem TV-Sender Sky Sport News HD. „Wir sind schockiert und entrüstet. Für die Leichtathletik und den Männer-Sprint im Besonderen ist das eine große Belastung. Damit werden im Grunde alle Spitzenleistungen infrage gestellt“, sagte Helmut Digel, Councilmitglied des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF.

    Gay hatte bei den US-Trials mit 9,75 Sekunden über 100 Meter und 19,74 Sekunden über 200 Meter aufhorchen lassen. Er galt als ernsthafter Herausforderer für Jamaikas Sprint-König Usain Bolt, für den der Weg zum WM-Gold nun frei zu sein scheint. Zuvor hatte bereits dessen Landsmann und Titelverteidiger Yohan Blake verletzungsbedingt passen müssen.

    Der 30 Jahre alte Gay will die B-Probe zwar schnellstmöglich öffnen lassen, hat seinen Start bei den Titelkämpfen vom 10. bis 18. August in Moskau aber bereits abgesagt. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur hatte den dreifachen Weltmeister am Freitag über das positive Ergebnis der Dopingprobe informiert. Um welche Substanz es sich handelt, verriet Gay nicht.

    Er war in dieser Saison fit zurückgekehrt, nachdem er in den vergangenen Jahren wegen Bänder- und Muskelbeschwerden sowie einer Hüftoperation den Anschluss an die Weltspitze verloren hatte. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London reichte es für den Amerikaner lediglich zu Silber mit der US-Staffel über 4x100 Meter. (dpa)

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