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    Frankfurt am Main In dem festgefahrenen Streit um die zunehmenden Fan-Ausschreitungen in einigen Stadien kommen der Deutsche Fußball-Bund und auch ein erster Landesinnenminister der umstrittenen Ultra-Bewegung weit entgegen. DFB-Präsident Reinhard Grindel kündigte an, die viel kritisierten Kollektivstrafen für Fußball-Fans zumindest vorübergehend aussetzen zu lassen. „Bis auf Weiteres“ wolle man „keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder Geisterspielen mehr“, sagte Grindel in einer Erklärung des Verbandes.

    Der DFB werde seinem Kontrollausschuss empfehlen, „bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist“. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius ging in einem Sport Bild-Interview sogar noch weiter und regte an, die von den Ultras so geliebte Pyrotechnik zumindest in bestimmten Bereichen eines Stadions zuzulassen. Bengalos seien „gefährlich, das kann man nicht einfach mal so abfeuern“, meinte der SPD-Politiker. „Nun sage ich: Okay, wenn einige Ultras-Gruppen ganz viel Wert darauf legen,

    Sein bayerischer Amtskollege Joachim Herrmann sieht das anders. „Pyrotechnik hat in unseren Fußballstadien nichts verloren. Daran gibt es nichts zu rütteln“, sagte der CSU-Politiker. Es sei naiv zu glauben, dass die Probleme mit gewaltbereiten Fußballchaoten auf diese Weise gelöst werden könnten. „Gerade erst haben Ultrabewegungen zum Krieg gegen den DFB aufgerufen. Jetzt gegenüber den gewaltbereiten Ultras die „weiße Fahne“ zu hissen, ist das absolut falsche Signal.“

    Teile der sogenannten Ultra-Bewegung auf der einen sowie Verbände wie der DFB und die Deutsche Fußball Liga auf der anderen Seite stehen sich seit Monaten unversöhnlich gegenüber. Die Unterbrechung des Pokalspiels zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC (0:2) am Montag hatte die Debatte um Fankrawalle in Deutschland ausgerechnet in der Woche des Bundesliga-Starts wieder erhitzt. Gerade die Kollektivstrafen und die Pyrotechnik sind für die Ultras zentrale Begriffe in dieser Auseinandersetzung. Boris Pistorius möchte am 11. November einen Fußball-Gipfel in seinem Bundesland abhalten, an dem sowohl Profivereine als auch Fangruppen teilnehmen sollen.

    Das Bündnis „Pro Fans“ zum Beispiel hatte in der Vergangenheit eine Abschaffung der Kollektivstrafen immer zu einer Bedingung für seine Teilnahme an diesem Treffen erklärt. „Vielleicht ist das das Zeichen, auf das wir lange gewartet haben“, sagte sein Sprecher Sig Zelt. „Es gibt bei uns immer noch Skepsis. Aber wenn es so ein Signal gibt, wollen wir Herrn Grindel gern beim Wort nehmen.“

    „Es ist Zeit zum Innehalten. Es ist Zeit zum Umdenken“, schrieb der DFB-Präsident in seiner Erklärung. „Wir wollen ein Zeichen setzen, um gemeinsam in den Dialog einzutreten.“ Der DFB ist dafür bereit, zumindest zeitweise auf die Ultra-Forderung nach der Abschaffung von Kollektivstrafen einzugehen. Der Verband fordert umgekehrt aber auch: „Verzicht auf Gewalt.“

    Grindel lud Ultra-Vertreter ein, sich endlich mit dem DFB, seiner Arbeitsgruppe Fankulturen sowie anderen Fan-Organisationen an einen Tisch zu setzen. „Wir müssen Vertrauen aufbauen, Missverständnisse ausräumen und gemeinsam klare Linien und Grenzen festlegen“, sagte er. Für diesen Vorstoß erhielt Grindel sofort die Zustimmung der Deutschen Fußball Liga. „Die Dialog-Initiative des DFB-Präsidenten an alle Fan-Gruppen ist der richtige Schritt, um neues Vertrauen zu bilden. Miteinander statt übereinander reden – das muss die Devise sein“, sagten Ligapräsident Reinhard Rauball und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert in einer gemeinsamen Erklärung.

    Auch Michael Gabriel, der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Deutschland, hatte bereits am Dienstag nach den Ausschreitungen von Rostock in einem Sky-Interview erklärt, eine Entspannung der Situation sei nur gemeinsam mit den Fans und nicht über ihren Kopf hinweg zu erreichen. (dpa)

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