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DFB-Krise: Weiter Löw-Wirbel und Gerichts-Termin

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DFB-Krise: Weiter Löw-Wirbel und Gerichts-Termin

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    DFB-Krise: Weiter Löw-Wirbel und Gerichts-Termin
    DFB-Krise: Weiter Löw-Wirbel und Gerichts-Termin Foto: DPA

    Das Krisen-Management des DFB kommt nach den mit viel Getöse geplatzten Vertragsverhandlungen mit Löw und Bierhoff sowie den Belästigungs-Vorwürfen in der einst hochgelobten deutschen Schiedsrichter-Szene immer mehr in die Kritik. Und plötzlich bekommt auch das Image des bisher öffentlich viel gelobten und vielfach ausgezeichneten Verbands-Chefs Theo Zwanziger Kratzer.

    So recht weiß niemand an der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt, dem DFB-Hauptsitz, warum das Dilemma begann. "Gehen wir nur ein paar Monate zurück, da standen wir glänzend da: Wir hatten fünf Europameistertitel; die Nationalmannschaft war direkt für die WM qualifiziert; wirtschaftlich war alles bestens", hatte DFB- Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor einigen Wochen im DSF auf die für den Verband selbst überraschende Trendwende verwiesen. "Wir haben 260 hauptamtliche Mitarbeiter. Da leben wir mit dem Anspruch, topp- professionell im Sinne der Vereine und der Schiedsrichter unseren Job zu machen. Das tun wir gut, aber nicht fehlerfrei."

    Mit einem neuen Wettskandal, wenn auch mit weit weniger Auswirkungen, startete die turbulente Zeit. Es folgten die schon heftigeren Scharmützel um die Kompetenzen für die wichtigste Junioren-Mannschaft U21 des Landes, auf die sowohl Bundestrainer Löw als auch Sportdirektor Matthias Sammer ihre Hand halten wollten. Und dann sorgten das Handschlag-Desaster um den neuen Vertrag von Löw - Zwanziger hatte voreilig die Einigung verkündet -, riesige Diskrepanzen in den Vertrags-Gesprächen selbst und anhaltende Indiskretionen für die erste Eskalation am Anfang diesen Jahres.

    "In Sachen Löw/Bierhoff, da haben sicherlich alle Fehler gemacht", räumte DFB-Generalsekretär Niersbach inzwischen ein. Trotz des verkündeten Friedens aber sind die Scherben noch längst nicht aufgefegt. Bierhoff, der von Zwanziger in die Position eines Gegenspielers geschoben wurde, biss sich in den Tagen vor dem WM-Test der Nationalmannschaft gegen Argentinien oft auf die Lippen. "Die WM-Vorbereitung ist das Wichtigste. Ich mache meinen Job professionell", sagte offiziell der Teammanager, der natürlich spürt, dass der Verband eher Löw allein als den Doppelpack Löw/Bierhoff über die WM 2010 hinaus weiterbeschäftigen will.

    Löw regierte sichtbar verärgert auf immer wiederkehrende Fragen und das neue Werben der Verbandsspitze um seine Weiterbeschäftigung: Er habe das Gefühl, "dass einige denken, ich meine nicht, was ich sage", erklärte er in München und fügte an: "Ich habe jetzt schon mehrmals gesagt, dass es weitere Gespräche erst nach der WM geben wird." Bis dahin würde das Thema ruhen: "Das sage ich zum letzten Mal."

    Dass auf jener Präsidiumssitzung am 4. Februar in Frankfurt, als die Gespräche mit Chefverhandler Bierhoff im Chaos endeten, noch ein weit brisanteres Thema behandelt wurde, kam erst später über die Medien ans Licht. "Diese hoch delikate Geschichte", wie Niersbach den Hilferuf des jungen FIFA-Schiedsrichters Michael Kempter und die Belästigungs-Vorwürfe von inzwischen vier weiteren Referees an den ehemaligen Schiedsrichter-Funktionär Manfred Amerell nannte, wird nun an diesem Donnerstag das Landgericht München beschäftigen.

    Unabhängig von dem Ausgang des Verfahrens wird Kempter am Sonntag auf den Platz zurückkehren. Der 27-Jährige werde ein Spiel der 2. Bundesliga leiten, sagte der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses Volker Roth. Welche Partie Kempter pfeift, werde am 5. März bekanntgegeben. "Es ist keine einfache Situation, aber er macht einen stabilen Eindruck", sagte Roth. "Ich bin sicher, dass das gut geht."

    Unter dem Aktenzeichen 25 O 3245/10 verhandelt das Münchner Gericht im Sitzungssaal 212 des Justizpalastes in München "über den Verfügungsantrag eines ehemaligen Funktionärs des Deutschen Fußball-Bundes auf zukünftige Unterlassung einzelner Behauptungen, die der DFB im Rahmen einer Pressemitteilung vom Februar 2010 getätigt hatte", wie es am

    Präsident Zwanziger selbst hatte nach internen Ermittlungen des DFB die Anschuldigungen als erhärtet bezeichnet und die Angelegenheit um Amerell schon vor zwei Wochen offiziell als abgeschlossen erklärt. Seitdem verging jedoch kaum ein Tag mehr, an dem nicht neue Zeugen auftauchten oder neue Anschuldigungen oder Gegenanschuldigungen erhoben wurden. Das ehemalige Mitglied im DFB-Schiedsrichterausschuss Amerell soll mehrere Unparteiische sexuell belästigt haben. Der 63-jährige Amerell bestreitet alle Vorwürfe.

    Längst gibt es Fragen über die Rolle des ehemaligen Bundesliga-Referee Franz-Xaver Wack, der sich als "Vertrauensmann" der Schiedsrichter bezeichnet, die ihre Vorwürfe auch in einer eidesstattlichen Erklärung festhielten. Und es türmen sich Fragen um das Wissen des Schiedsrichter-Ausschuss-Vorsitzenden Volker Roth. Wack hatte unter anderem im DSF behauptet, er habe schon 2005 den Verdacht gegen Amerell an Roth weitergegeben. Roth konterte mit der Ankündigung einer Klage, falls Wack bei dieser Behauptung bleibt. Bei Funktionären wie Franz Beckenbauer, der zum DFB-Präsidium gehört, ist schon Ratlosigkeit ausgebrochen: "Wie willst du das lösen?"

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