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Champions League: Weniger ist mehr

Champions League

Weniger ist mehr

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    München Claudio Pizarro spielt seit 13 Jahren auf den großen europäischen Fußball-Bühnen. Häufig mit Werder Bremen, eine Saison mit dem FC Chelsea und nun wieder mit dem FC Bayern. Der Peruaner hat in 339 Bundesliga-Partien 160 Treffer erzielt. Damit ist er der mit Abstand erfolgreichste ausländische Stürmer in Deutschland. Trotzdem hat er sich bis ins fortgeschrittene Fußballer-Alter von 34 Jahren gedulden müssen, ehe ihm zum ersten Mal drei Tore in einem Champions League-Spiel gelungen sind.

    Mittwochnacht, beim Münchner Schützenfest im Gruppenspiel gegen den OSC Lille war es soweit. Pizarro steuerte drei Treffer (18., 23., 33.) zur 5:0-Pausenführung des Rekordmeisters bei. Beinahe jeder Schuss war ein Treffer. Hätte das Gästetor an diesem Abend die Größe eines Hasenstalls gehabt, die Torflut wäre für Lille nicht zu verhindern gewesen. Mit chirurgischer Präzision schlossen Pizzaro & Co. ihre Angriffe ab.

    Schweinsteiger hatte mit dem 1:0 (5.) vorgelegt, Robben (23.) und Kroos (61.) machten das halbe Dutzend voll. Kalou (57.) gelang zwischenzeitlich der Ehrentreffer. Dass die Begegnung nicht zweistellig endete, war vor allem Mickael Landreau zuzuschreiben. Lilles Torhüter steigerte sich gegen die im zweiten Durchgang allerdings deutlich nachlassenden Bayern in eine gespenstische Form.

    „Zehn Tore wären möglich gewesen“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, ohne an dieser Vorstellung Gefallen finden zu können. „Da wären die Korken nach oben geschnallt, das brauchen wir nicht“, so der Bayern-Boss. Zumal in der Champions League die Torausbeute weniger zählt, als der direkte Vergleich.

    Deshalb stehen die Münchner in der Tabelle der Gruppe F vor dem FC Valencia, den sie im Hinspiel 2:1 bezwungen haben. Der FC Bayern hat es in den verbleibenden Partien selbst in der Hand, als Erster ins Achtelfinale einzuziehen. Wer die Münchner zuletzt gesehen hat, wird daran nicht zweifeln.

    Jupp Heynckes kann derzeit sein Spielerkarrussell drehen und es mit verbundenen Augen wieder anhalten, er wird nur selten daneben greifen. Dafür steht Claudio Pizarro. Als Notbesetzung hinter den Platzhirschen Gomez und Mandzukic verpflichtet, schien der 34-Jährige einem unspektakulären, gleichwohl gut dotierten Karriere-Ausklang entgegenzuwarten. Glaubt man Matthias Sammer, ist das Gegenteil der Fall. Gerade die Hinterbänkler, die van Buytens, Rafinhas oder eben Pizarros würden besonders hart arbeiten. „Es ist kein Zufall, dass diejenigen, die nachrücken, gut spielen. Bei uns versteckt sich keiner und es ruht sich keiner aus“, erklärt der Sportdirektor.

    Dabei vertrat Pizarro lediglich den erkälteten Mandzukic. Nun könnte es sein, dass er auch am Samstag, in der Spitzenpartie gegen den Überraschungs-Dritten Eintracht Frankfurt zur Startformation zählt. Mario Gomez fühlt sich nach seiner dreimonatigen Verletzungspause zwar wieder fit, wird aber erst einmal auf der Bank sitzen, während Pizarro herausfordernd fragt: „Wer sagt, dass ich die Nummer 3 bin?“

    Wie groß der Respekt der Münchner vor der Truppe von Trainer Armin Veh ist, zeigt, dass schon Mittwochnacht die Köpfe der Münchner beim Duell mit dem Aufsteiger waren. Besonders Sammer ist immer um eine rasche Erdung der Spieler bemüht. Alles, was der Konzentration schadet, bringt den Sportdirektor auf die Palme. Sportbild-Spekulationen über einen möglichen Kroos-Transfer erklärt Sammer schlicht zur „Sauerei“. Noch weniger mag er im Moment über den Trainer reden, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. „Wir sind sehr glücklich, Jupp Heynckes zu haben“, beschied Sammer, „da ist alles gesagt.“

    Entspannter reagierten Rummenigge und Heynckes auf das Thema. „Der Jupp hat keine Eile und wir haben keine Eile“, erklärte der Bayern-Vorstandschef. Spätestens im März, verriet Heynckes, werde man sich zusammensetzen, um zu entscheiden. Weil die Münchner dann wahrscheinlich schon die Meisterfeier planen können und der 67-Jährige weder Rosen züchtet noch Golf spielt, lässt sich ahnen, wie die Gespräche um seine Vertragsverlängerung enden werden.

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