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Champions-League-Finale: Was der FCB dem BVB voraushat

Champions-League-Finale

Was der FCB dem BVB voraushat

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    Ein Allgäuer, der 1997 zum Helden der Dortmunder Fans wurde: Karl-Heinz Riedle (rechts) mit Andreas Möller und dem Champions-League-Pokal.
    Ein Allgäuer, der 1997 zum Helden der Dortmunder Fans wurde: Karl-Heinz Riedle (rechts) mit Andreas Möller und dem Champions-League-Pokal. Foto: Ferdinand Ostrop, dpa

    Herr Riedle, es gibt einige Parallelen in der Vorgeschichte der Champions-League-Endspiele 1997 und 2013. Damals galt Dortmund als krasser Außenseiter, diesmal auch. Und wie vor 16 Jahren konnte der BVB nach zwei deutschen Meisterschaften in Folge den nationalen Titel nicht verteidigen und musste den Bayern den Vortritt lassen.

    Karl-Heinz Riedle: Stimmt. Eigentlich spricht am Samstag alles für den BVB (lächelt). Bayern ist derzeit das Maß aller Dinge und auch 1997 hatte Juve die Übermannschaft schlechthin – mit Zinédine Zidane. In den ersten 20 Minuten hat uns

    Und einen Kalle Riedle, der den BVB 2:0 in Führung brachte. Sie hatten in der Nacht vor dem Endspiel geträumt, zwei Tore zu schießen.

    Riedle: Ja, das war irre.

    Haben Sie später von Treffern geträumt, die dann tatsächlich fielen?

    Riedle: Nein, nie mehr.

    Wir fragen Sie dennoch: Wer gewinnt das Champions-League-Finale 2013?

    Riedle: Die Chancen stehen 60:40 zugunsten der Bayern.

    Und wem wünschen Sie den Sieg?

    Riedle: Dortmund, weil ich dort vier sehr erfolgreiche Jahre hatte und die Fans einfach unschlagbar sind.

    Womöglich gibt es noch eine Parallele zwischen 1997 und 2013. Wieder könnte das Finale zur Zäsur in der Geschichte des BVB werden. Götze verlässt den Klub, andere scheinen auch vor dem Absprung zu sein.

    Riedle: Wenn ein Klub wie der BVB so viele gute Spieler produziert, ist es ganz normal, dass die von anderen Vereinen gejagt werden. Borussia Dortmund hat nun mal nicht den Stellenwert von Real Madrid, Barcelona oder Bayern München.

    Karl-Heinz Riedle: "Die Chancen stehen 60:40 zugunsten der Bayern"

    Aber die Bedingungen in Dortmund sind doch nicht zu verachten. Warum verlässt ein Götze einen solchen Klub?

    Riedle: Natürlich hätte auch viel dafür gesprochen, beim BVB zu bleiben. Aber der FC Bayern ist nochmals eine andere Größenordnung. Der Spieler weiß, dass er mit dem FC Bayern normalerweise immer in der Champions League antreten kann und mit Pep Guardiola einen der weltbesten Trainer haben wird.

    Warum haben Sie selbst eigentlich nie für den FC Bayern München gespielt?

    Riedle: Einmal gab es eine Anfrage. Das war 1994, unmittelbar vor dem Wechsel von Lazio zum BVB. Franz Beckenbauer rief an. Allerdings hatte ich damals bereits Dortmund mein Wort gegeben.

    Warum haben Sie sich nach dem Champions-League-Sieg aus Dortmund verabschiedet?

    Riedle: Mit Nevio Scala kam ein neuer Trainer. Mir war schnell klar, dass sich damit auch für mich was verändert hat. Im Trainingslager fand ich mich auf einmal in der zweiten Mannschaft wieder. Als das Angebot aus Liverpool kam, habe ich keinen Augenblick gezögert. Das war ein super Klub und es war schon immer mein Traum, in England zu spielen.

    Sie hatten den BVB zum Champions-League-Sieg geschossen und dann wurden Sie abserviert. Waren Sie wütend?

    Riedle: Nein, man muss als Profi akzeptieren, dass irgendwelche Leute Entscheidungen treffen. Zu jener Zeit wurden beim BVB einige falsche Entscheidungen getroffen.

    Muss man sich jetzt wieder Sorgen um den BVB machen?

    Riedle: Ich bin zuversichtlich, dass man aus den Fehlern gelernt hat, dass man diesmal beide Füße auf dem Boden behält, nicht blind einkauft, keine 40 Millionen für einen Spieler ausgibt. Die Verantwortlichen werden besonnener agieren. Und Jürgen Klopp hat ja in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen, dass er eine super Nase für gute, entwicklungsfähige Spieler hat.

    Aber wenn neben Götze auch noch Lewandowski, Gündogan oder Hummels den Verlockungen anderer Topklubs erlägen, würde selbst ein Jürgen Klopp an seine Grenzen stoßen.

    Riedle: Das ist die Gefahr. Dieser Dominoeffekt muss vermieden werden. Sonst ist vielleicht auch noch Klopp weg. Ich denke, dass er es durchaus reizvoll findet, zwei, drei interessante Spieler einzubauen. Aber eine komplett neue Mannschaft aufzubauen, darauf hat er wohl keine Lust mehr.

    "Der Dominoeffekt muss vermieden werden. Sonst ist auch noch Klopp weg"

    Matthias Sammer war Teil des 97er- Champions-League-Siegerteams. Seit Juli 2012 ist er Sportvorstand beim FC Bayern München. Welche Rolle spielt diese Personalie?

    Riedle: Matthias hat einen großen Anteil am Erfolg. Das Gesicht der Mannschaft hat sich im Vergleich zur Vorsaison kaum verändert. Aber es fällt auf, dass die Truppe homogener geworden ist. Natürlich ist das vor allem ein Verdienst von Jupp Heynckes. Aber Matthias war immer wieder da, wenn das Team drei, vier gute Spiele gemacht hat. Er hat dann auf die Lobbremse gedrückt, damit niemand abhebt.

    Das verschafft ihm das Image eines „Motzkis“.

    Riedle: Dass er in die Schublade gesteckt wird, ist Quatsch.

    Er konnte 1997 auch feiern?

    Riedle: Aber sicher. Matthias war an dem Abend gut dabei, auch wenn es andere noch mehr krachen ließen.

    Gab es schon mal ein Treffen der Dortmunder Champions-League-Helden von damals?

    Riedle: Nein, und das finde ich ehrlich gesagt auch schwach. Aber wir sind jetzt zum Finale ins Wembley-Stadion eingeladen. Ich werde das Thema bei dieser Gelegenheit ansprechen. Auch da ist der FC Bayern München dem BVB voraus. Die gehen mit ihren Legenden anders um.

    Sicher sind Sie als Kind, das in Bayern aufwuchs, Fan des FC Bayern München gewesen?

    Riedle: Nein, ich war Gladbach-Anhänger.

    Interview: Roland Wiedemann

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