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Fussball-EM 2024: FCA-Blindenreporter kommentiert mehrere Spiele der EM

Fussball-EM 2024

FCA-Blindenreporter kommentiert mehrere Spiele der EM

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    Fabian Kapfer bei der EM im Stuttgart
Beim Spiel der DFB-Elf gegen Ungarn berichtet Fabian Kapfer für sehbehinderte und blinde Menschen.
    Fabian Kapfer bei der EM im Stuttgart Beim Spiel der DFB-Elf gegen Ungarn berichtet Fabian Kapfer für sehbehinderte und blinde Menschen. Foto: Florian von Stackelberg

    Fabian Kapfer malt mit seinen Worten ein Bild für alle die, die das Bild nicht sehen können. So hat er es am Mittwochabend in Stuttgart getan, so wird er es Anfang Juli in München tun. Denn Kapfer, der bei der Heim-EM als Blinden- und Sehbehindertenreporter tätig ist, darf insgesamt vier Spiele im süddeutschen Raum kommentieren. Zuletzt auch das Vorrundenspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn. Dort sei die Stimmung hervorragend und friedlich gewesen, erzählt der Zirgesheimer am Tag nach dem 2:0 Sieg der DFB-Elf. "Die Fans haben miteinander gesungen und sind nach dem Spiel zusammen zur Bahn gelaufen." Auch er sei gegen 22 Uhr in Stuttgart in den ICE gestiegen und um kurz vor eins daheim in Augsburg angekommen. Der Weg zu seinem nächsten Spiel ist für den Blindenreporter ein kürzerer, bei den kommenden Aufgaben "geht ein Traum in Erfüllung".

    Wenn der 25-Jährige nicht gerade innerhalb Deutschlands von Stadt zu Stadt tingelt, studiert er Germanistik, arbeitet als freier Mitarbeiter für unsere Redaktion und ist als Reporter für blinde- und sehbehinderte Menschen für den FC Augsburg im Einsatz. Dort ist er einer von fünf Personen, die die Spiele der Fuggerstädter kommentieren. Den Kommentar zu den Spielen des FCA kann man sich an Spieltagen live in der WWK-Arena anhören. "Dort sind wir mittlerweile zu einer kleinen Gemeinschaft zusammengewachsen", sagt Kapfer. Man kenne und habe sich zum Ende der vergangenen Bundesliga-Saison zum Grillen getroffen. Bei den Spielen der EM, die Kapfer kommentiert, weiß er nicht ganz, wer gerade zuhört. Denn den Kommentar, der auf der Website und der App der UEFA angeboten wird, hören viele Menschen im deutschsprachigen Raum. 

    Vier Kommentatoren des FC Augsburg sind bei der EM dabei

    Er sitzt jedoch nicht alleine am Mikrofon: zwei Reporter wechseln sich ab, "spielen sich die Bälle zu", wie Kapfer es nennt. Alleine würde es nicht klappen: "Es ist durch und durch eine Team-Arbeit", betont der Zirgesheimer. Jede drei bis fünf Minuten wechseln sich die beiden Reporter ab, länger gehe es nicht, "sonst redet man sich den Mund fusselig". Beim Spiel der DFB-Elf gegen die Ungarn saß Kapfer Seite an Seite mit einem ehemaligen Kommentator des VFB Stuttgart. Vor dem Spiel müssen sich beide auf die Partie vorbereiten: "Das sind wir unseren Hörerinnen und Hörern schuldig", erläutert Kapfer. Taktik, Spieler mit den jeweiligen Rückennummern und viele Details beider Mannschaften schaue er sich vor dem Spiel an. "Anders als beim FCA benötige ich dafür mehr Vorbereitung im Vorfeld", bei den Fuggerstädtern habe er im Laufe der Saison schnell einen Überblick gewinnen können.

    Dass Kapfer und drei andere Kommentatoren aus Augsburg bei der EM berichten dürfen, haben sie "t_ohr" zu verdanken, dem Zentrum für Blindenreportage in Gesellschaft und Sport. "Der Dienstleister arbeitet mit allen Bundesliga- und Zweitliga-Klubs zusammen und hat den Auftrag der UEFA für das diesjährige Turnier bekommen", erläutert er. Dass gleich vier FCA-Reporter dabei sind, zeige, "dass wir in Augsburg relativ fit sind." Im Stadion begegne man zudem Blindenreportern aus dem Ausland: "Klar tauschen wir uns untereinander aus." Mit den ungarischen Kollegen habe es einen guten und freundlichen Austausch gegeben, "auch die Dänen waren sehr nett." Dass die UEFA ein solches Angebot für Sehbehinderte und Blinde hat, ist, nach Kapfers Meinung, angebracht. "Es lohnt sich dann umso mehr, auch als blinder Mensch ins Stadion zu gehen." Wie unterscheidet sich jedoch die Kommentierung von Kapfer und seinen Kollegen von der typischen Radio-Berichterstattung?

    Fabian Kapfer darf ein Achtel- und ein Halbfinale in München kommentieren

    Kapfer sagt, er verorte wesentlich öfter: "Wir sagen zum Beispiel immer dazu, wo der Ball gerade ist, wie viel Distanz er zum Tor hat oder wo der Spieler genau auf der rechten Seite des Spielfelds steht." Zudem könne man nicht vom Spielgeschehen abschweifen oder ein Zwischenfazit ziehen, "sonst können unsere Zuhörerinnen und Zuhörer dem Spiel nicht mehr folgen." Der Zirgesheimer empfiehlt jedem, mal in die Übertragung zu hören, egal ob im Auto, Zuhause oder vor dem Fernseher. Im Vergleich zu seiner Tätigkeit beim FCA, wo er ehrenamtlich arbeitet, wird Kapfers Arbeit bei der EM bezahlt. "Allemal ist es schon etwas für mich sehr Besonderes, bei dem Turnier dabei sein zu dürfen", betont er. Als Nächstes warten ein Achtelfinale und ein Halbfinale in München auf ihn, "lauter Höhepunkte".

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