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ADAC Sicherheitscheck enthüllt: So fit ist Ihr Auto wirklich

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ADAC-Check in Schwabmünchen: Sicherheitsprüfungen und Anekdoten

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    Die mobile ADAC-Prüfstation stand an zwei Tagen auf dem Eislaufplatz in Schwabmünchen. Reger Zulauf inklusive.
    Die mobile ADAC-Prüfstation stand an zwei Tagen auf dem Eislaufplatz in Schwabmünchen. Reger Zulauf inklusive. Foto: Kristina Orth

    Christian Fendt vom ADAC Südbayern fährt die Autos für den Fahrzeugtest in die mobile Prüfstation hinein. Er hat einen neonfarbenen Arbeitsoverall an, silberfarbene Haare und ein paar Tätowierungen auf dem Arm. Einige der auf dem Schwabmünchner Eisplatz in einer Autoschleife wartenden Autofahrer kennen Fendt aus früheren Jahren. Die Fenster sind heruntergelassen, zum Teil stehen die Türen offen. Leise fachsimpeln ein paar Männer miteinander. Es wird viel gefeixt auf dem Platz, auch über das Auto der Reporterin, ein 20 Jahre alter Honda Logo: „Der Pflegefall da draußen“, sagt Fendt und grinst verschmitzt. Die Scheinwerfer vorne seien ja schon ganz blind. Als Fendt das Auto zur Prüfstation nach oben fährt, witzelt Henry aus Untermeitingen mit seinem Mercedes-Oldtimer Cabrio: „Das sind ja noch die Winterreifen drauf. Willst du heute noch auf eine Alpenstraße?“ Bei der Hitze keine schlechte Idee.

    ADAC Prüfer Christian Fendt überprüft den Unterboden, die Achsen und Bremsen auf Rost, während das Auto auf einer Hebebühne steht.
    ADAC Prüfer Christian Fendt überprüft den Unterboden, die Achsen und Bremsen auf Rost, während das Auto auf einer Hebebühne steht. Foto: Kristina Orth

    Grundsätzlich kann jeder zum ADAC Verkehrscheck kommen, sagt Dieter Weberstetter von der ADAC-Prüfstelle in München. Eine ADAC-Mitgliedschaft ist nicht notwendig. Gecheckt werden Bremsen, Stoßdämpfer, Unterboden und Karosseriezustand. Alles, was eben in wenigen Minuten geht. Rund 5600 Fahrzeuge haben die ADAC-Prüfer um Christian Fendt vergangenes Jahr in fast 70 südbayrischen Städten im Zeitraum von März bis November durchgecheckt. Jedes zweite Fahrzeug ab einem Alter von zehn Jahren weise laut Weberstetter gravierende Mängel bei der Verkehrssicherheit auf. „Das Geld sitzt nicht mehr so locker im Vergleich zu früher“, zieht er sein Fazit.

    ADAC Südbayern testet Fahrzeuge in Schwabmünchen auf Verkehrssicherheit

    Sonores Motorengebrumm im Hintergrund. Dann rattert es. Langsam fährt Fendt den BMW einer Schwabmünchnerin die Rampe herauf, bis die Vorderräder in die Mulde für die Bremsprüfung einsinken. Bewegliche Rollen messen die Bremskraft. Ein Bildschirm zeigt an, wann gebremst und Gas gegeben werden soll. Für Routinier Fendt ist die Funktionsprüfung kein Problem. Er agiert mit viel Fingerspitzengefühl und bewegt das Auto wenige Zentimeter weiter vor auf rote, quadratische Felder. Es fängt an zu rütteln. Die Stoßdämpferprüfung. Die ganze mobile ADAC-Prüfstation vibriert. Als die Hebebühne auf halbe Höhe hochfährt, leuchtet Fendt mit einer Taschenlampe zwischen den Felgen hindurch auf die Bremsscheiben. Dort ist Rost durch das Salzstreuen im Winter.

    Vorne ist die Mulde für die Bremsprüfung, dahinter die quadratischen, roten Vierecke für den Stoßdämpfer-Rüttel-Test.
    Vorne ist die Mulde für die Bremsprüfung, dahinter die quadratischen, roten Vierecke für den Stoßdämpfer-Rüttel-Test. Foto: Kristina Orth

    „Umso mehr Mängel wir aufdecken, umso mehr verbessert sich die Pannenstatistik“, sagt Dieter Weberstetter. Deshalb zieht die mobile ADAC-Station, mit ihren vier hydraulischen Füßen, nach ihrem Einsatz weiter. Ein Lastwagen bringt sie von Ort zu Ort. Meistens sind laut Weberstetter die Bremsen und Achsträger durchgerostet. Sein schlimmster Fall sei ein Wagen mit komplett durchgerosteter Karosserie gewesen. Einen Monat nach dem neuen TÜV. „Bei einem Unfall hätte es den ganzen Rahmen wie eine Ziehharmonika zusammengeschoben“, sagt er. Wer die Fahrzeugelektronik oder den Akku eines E-Autos auf Hochwasserschäden prüfen lassen wolle, der müsse zum regulären Prüfzentrum kommen. Dort dauere der Test ein bis zwei Stunden, statt wie beim mobilen Check-up nur ein paar Minuten. Eine Fahrt, die sich finanziell rentiert: Ein neuer Akku könne um die 10.000 Euro kosten. Gerade Firmenfahrzeugen hingen oft nur kurz an den Ladestationen, das wirke sich negativ auf die Lebenszeit des Akkus aus.

    Check Up um kleine Mängel zu beseitigen oder den Geldbeutel zu schonen

    Schließlich geht es um Verkehrssicherheit, aber eben auch um den Geldbeutel. Jörg Rauscher möchte die Mercedes A-Klasse testen lassen. Kleine Erinnerung: Das war der mit dem Elchtest, der am Anfang immer umgekippt ist. Das ist hier allerdings nicht das Problem. Rauscher hat bereits 1000 Euro für den Querlenker in einer Werkstatt ausgegeben, aber es klackert immer noch. Also wieder die Frage: Mehr Geld in die Hand nehmen oder den Wagen abstoßen?

    Am Montag sammelte sich innerhalb kurzer Zeit eine lange Schlange an Autofahrern aus der Schwabmünchner Umgebung rund um die mobile Teststation des ADAC.
    Am Montag sammelte sich innerhalb kurzer Zeit eine lange Schlange an Autofahrern aus der Schwabmünchner Umgebung rund um die mobile Teststation des ADAC. Foto: Kristina Orth

    Oldtimerbesitzer Simon Müller aus Untermeitingen sagt: „Zu mir sagt Fendt seit Jahren, ich soll meinen BMW still legen lassen und dann fragt er, ob er ihn mir abkaufen kann.“ Alle Grinsen. Der dunkelgrün schillernde BMW V 8 ist rund 30 Jahre alt und hat ein H-Kennzeichen. Am Dienstag möchte Müller mit seinem Ford Grenada kommen. Er möchte mit ihm zu einem Oldtimertreffen nach Isny fahren. Von seinen zwei Söhnen sei einer Automechaniker, deshalb hätten seine Autos meist nur kleine Mängel. Mit dem 47 Jahre alten Ford war Müller sogar schon mal bei den Autodoktoren von VOX.

    Henry aus Untermeitingen fährt ein Mercedes Oldtimer Cabrio. Er sitzt mit Strohhut in seinem Wagen und beschreibt sich als „Bayrischen Bullen mit Hang zu Genuss, statt Verdruss“. Sein Auto hat ein Saison-Kennzeichen. Er fährt den Wagen wegen der besonderen Haptik und sagt überzeugt: „Das ist nachhaltiger als alle drei Jahre ein neues Auto zu kaufen.“ Er komme alle zwei Jahre zum Check Up. Zuletzt in Landsberg sei nur ein Blech an der Auspuffanlage locker gewesen. Davon kann die Reporterin nur träumen: Die Mängelliste des Hondas ist länger als so mancher Einkaufszettel.

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