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Bobingen: Mit dem Fahrrad nach Istanbul

Bobingen

Mit dem Fahrrad nach Istanbul

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    Wenn Fabian Prade einen Sommerausflug unternimmt, ist er oft alleine. „Es ist nicht leicht jemanden zu finden, der genauso verrückt ist wie ich“, sagt er. Kein Wunder: Wenn er in den Sommerferien auf sein Fahrrad steigt, dann radelt er zum Beispiel vom Gardasee an die kroatische Mittelmeerküste – so wie vor zwei Jahren. Vor einem Jahr ging die Tour von Bobingen nach Barcelona. In diesem Sommer war es ein Tripp nach Istanbul. Er kam gerade rechtzeitig zurück nach Hause, um seinen 19. Geburtstag zu feiern.

    Schon mit 14 Jahren hatte der Junge aus Bobingen erste Schlagzeilen gemacht. Damals gewann er in seiner Altersklasse den Regionalentscheid bei Jugend forscht und wurde zweiter Landessieger. Später engagierte er sich beim Stadtbauspiel in Bobingen.

    Was reizte ihn an Barcelona, was an Istanbul? Auch die Antwort darauf überrascht: „In Barcelona war ich nur für einen Tag. Ich wollte einfach eine Tour ans Meer machen.“ Barcelona war ihm nicht zu nahe, denn der Weg ist sein Ziel. Es seien die Erlebnisse, die ihn antreiben, und das Glücksgefühl, es geschafft zu haben, sagt er.

    Er kam sogar zu früh an  

    In Istanbul war er mehrere Tage. Aber nur deshalb, weil er zu früh ankam und auf den gebuchten Rückflug für sich und sein Fahrrad warten musste. Sein Ziel war die Fahrt über die Bosporusbrücke: „Ich wollte in eine andere Zeitzone und den Fuß vom europäischen Kontinent nehmen.“ Sein nächstes Ziel? „Indien, oder weiter Richtung Thailand“ Warum tut er sich nicht mit Christian Rottengger zusammen, ebenfalls aus Bobingen. Der hat es auf dem Rad doch schon nach China und in den Himalaja geschafft? Fabian Prade staunt: „Und ich suche die ganze Zeit das Internet nach solch einem Typen ab.“

    Fabian Prade verlässt sich total aufs Internet. Sein Handy reicht ihm dafür. Es ist sein Organisationsinstrument für alles und das Beruhigungsmittel für seine Mutter, die ihn nicht weglassen würde, wenn die Verbindung via Telefon oder Internet nicht sichergestellt wäre.

    Das Handy war auch sein Reiseplaner. Zumindest in der Not vor Ort. „Ich hatte nicht viel geplant, nur den Rückflug und etwas Gepäck.“ Für alles andere verließ er sich auf Google-Maps auf seinem Smartphone. „Ich hatte keine Landkarte dabei. Ich wusste, die Donau fließt ins Schwarze Meer und von dort brauchte ich nur an der Küste weiter.“ Die Orientierung am Wasser entlang hat tatsächlich funktioniert. Sie brachte ihn ans Ziel.

    Immer an der Donau entlang

    Entlang des Donauradwegs ging es durch Deutschland bis nach Österreich, dann durch die Slowakei und Ungarn, durch Kroatien, Serbien bis nach Rumänien. Von dort über Bulgarien in die Türkei.

    Es war nicht der kürzeste und nicht der schnellste Weg, aber darum ging es nicht. 55 Tage war Fabia Prade unterwegs. 3500 Kilometer hat er zurückgelegt und viele Menschen kennengelernt. Am Anfang war es ein anderer Extremradler, der jedoch in Rumänien wegen eines Bruchs des überladenen Mountainbikes aufgeben musste. Bis Ungarn hinein traf Prade auch auf viele Radlergruppen, die ihn Etappenweise begleiteten: „Die waren alle entweder so jung wie ich oder schon an die 65.“

    Bewegt haben ihn jedoch Begegnungen weiter im Osten: „Je ärmer das Land wird, umso herzlicher sind die Menschen.“ In Rumänien liefen Kinder am Straßenrand, um mit ihm abzuklatschen: „Das war echt süß.“ Ein Bauer, mit dem er sich nur per Handzeichen verständigen konnte, lud ihn in sein ärmliches Haus, gab im Essen und bestand darauf, ihm sein Bett zu überlassen.“ Auch das habe ihn berührt, sagt Fabian Prade.

    900 Euro für die gesamte Reise

    Die ganze Reise samt Rückflug habe ihn nur knapp 900 Euro gekostet. „Ich habe oft wild gezeltet, Essen kaufte ich in Supermärkten.“ Nur einige Male zahlte er einen Campingplatz oder ein Hostel aus der Reisekasse.

    Pech hatte er allerdings, als ihn in Bulgarien Google-Maps total in die Irre führte: „Was als Weg eingezeichnet ist, war nicht einmal ein Trampelpfad. Ich musste das Rad über löchrigen Boden durch hohes Gras schieben. Es hat geregnet und alles an diesem Tag war echt übel.“ Berge versuchte der Junge aus Bobingen zu meiden. Doch einmal musste er vor einer langen extremen Steigung fast kapitulieren. „Ich konnte auch nicht mehr alles schieben.“ So schuf er Gepäck und Fahrrad getrennt den Berg hinauf.

    Anfangs der Reise hatte er hundert Kilometer am Tag geschafft. Da waren die Wege auch gut. Später brauchte er Ruhetage und schaffte noch 60 Kilometer. Er konnte es auch ruhig langsamer angehen, denn Zeit bis zum Rückflug blieb ihm genug.

    Würde er es wieder machen? „Ja natürlich. Aber jetzt mache ich erst eine Lehre als Elektroniker. Indien muss warten.“

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