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Stuttgart einer der EM-Spielorte in Deutschland

Stuttgart

Stuttgart lebt seinen EM-Slogan: Die ganze Stadt ein Stadion

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    In Stuttgart hoffen sie auf ein neues "Sommermärchen": Wie 2006 wird der Schlossplatz in Stuttgart die zentrale Fanzone sein. Bis zu 30.000 Fans können dann die EM-Spiele live auf Großbildleinwänden verfolgen.
    In Stuttgart hoffen sie auf ein neues "Sommermärchen": Wie 2006 wird der Schlossplatz in Stuttgart die zentrale Fanzone sein. Bis zu 30.000 Fans können dann die EM-Spiele live auf Großbildleinwänden verfolgen. Foto: Sarah Schmid

    „Wenn Stuagert koine Stäffele hätt, no wärs koi Stuagert meh, no wäret seine Mädla net so schlank ond net so schee! Dia steile Stuagerter Stäffele, die haltet se en Schwong! Dia, wenn de nuff- ond ronderrutscht, do bleibscht jo röösch ond jong!“

    Mit einem verschmitzten Grinsen gibt Elisabeth Mohr am Stuttgarter Eugensplatz diese Verse Stuttgarter Heimatliebe zum Besten. Die 80-Jährige ist Stadtführerin und hat – ob genetisch oder der Stäffele wegen – eine schlanke und sportliche Figur. „Wir lieben unsere Stäffele“, sagt sie und erklärt, was es damit auf sich hat: Stäffele werden nämlich die Treppenstufen genannt, die aus dem Stuttgarter Stadtkessel in die umliegenden Hänge führen. 

    Über 400 solcher Freilufttreppen gibt es in Stuttgart. Angelegt, um einst die Weinberge an den Hängen rund um die Stadt bewirtschaften zu können, führen sie heute zu teilweise wunderbaren Aussichtspunkten, wie etwa dem Eugensplatz samt Galateabrunnen. Wer sämtliche Treppenstufen erklimmen will, hat rund 20 Kilometer vor sich.

    Stuttgart nutzt seine Topografie für das EM-Marketing

    Diese topografische Besonderheit hat sich die Stadt Stuttgart mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft zu eigen gemacht. Denn Stuttgart ist einer von zehn Spielorten und beherbergt außerdem die Schweizer Nationalmannschaft während der EM. Der Slogan, mit dem die Stadt während der EM wirbt, lautet: „Die ganze Stadt ein Stadion“.

    Ob es an den "Stäffeles" liegt? Stadtführerin Elisabeth Mohr sieht man ihre 80 Jahre jedenfalls nicht an.
    Ob es an den "Stäffeles" liegt? Stadtführerin Elisabeth Mohr sieht man ihre 80 Jahre jedenfalls nicht an. Foto: Axel Schmidt

    Während also in der MHP-Arena, die während der EM „Arena Stuttgart“ heißt, insgesamt fünf Spiele ausgetragen werden, darunter die Vorrundenpartie Deutschland – Ungarn, am Mittwoch, 19. Juni, sowie ein Viertelfinale, soll die Innenstadt zum Spielfeld für Fans werden. Auf vier verschiedenen Plätzen wird bis 14. Juli das Fußballherz Stuttgarts schlagen: Die Public-Viewing-Zone auf dem Schlossplatz ist für rund 30.000 Fans ausgelegt und stellt das Herzstück dar. "Das wird unser Spielfeld", sagt Jörg Klopfer von der Veranstaltungsgesellschaft "in.Stuttgart" in Anlehnung an den EM-Slogan der Stadt. Hier werden sämtliche EM-Spiele live übertragen, zudem soll es ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm geben. 

    Doch der Schlossplatz wird nicht der einzige Bereich sein, wo während der EM das Stuttgarter Fußballherz schlägt. "Als einzige EM-Stadt haben wir vier Fanzonen", sagt Klopfer. Drei weitere Fanzonen ergänzen nämlich das EM-Ensemble in der Innenstadt: Die Kulturbühne und ein Beachsoccerplatz auf dem Karlsplatz, der Marktplatz richtet sich mit vielen Sport- und Bewegungsangeboten vornehmlich an Familien und Kinder und die regionale Kulinarik wird sich auf dem Schillerplatz vor der Stiftskirche wiederfinden. Für sämtliche Fanzonen wird übrigens kein Eintritt verlangt.

    Das Stuttgarter Stadion hat ein Alleinstellungsmerkmal

    Richtig gespielt wird aber natürlich in der MHP-Arena. Über 60.000 Fans passen in das ehemalige Neckarstadion, das im Vorfeld der EM noch einmal kräftig verändert wurde: Die Haupttribüne wurde umgebaut – für 140 Millionen Euro. Eine Neuerung, die es so in Deutschland noch nicht gibt, ist der "Tunnel Club". Im Herzen der Haupttribüne ist ein exklusiver VIP-Raum entstanden, in dem betuchte Fans die Spieler durch eine 360-Grad-Glasfassade bei deren Weg von der Kabine durch den Spielertunnel auf das Spielfeld beobachten können. 

    Rund 140 Millionen hat die Sanierung der Haupttribüne im Stuttgarter Stadion gekostet.
    Rund 140 Millionen hat die Sanierung der Haupttribüne im Stuttgarter Stadion gekostet. Foto: Axel Schmidt

    "Näher dran geht nicht", wirbt das Stadion auf seiner Homepage. Ein Ticket für den Tunnel-Club kostet pro Spieltag rund 1300 Euro. Die Spieler werden mit Schildern darauf hingewiesen, dass sie beobachtet werden, abgehört werden sie dank schalldichter Glasfassade nicht. "Für Spieler sollte das kein Problem sein, die sind ja auch während der 90 Minuten unter ständiger Beobachtung", sagt Cacau achselzuckend. Der ehemalige Nationalstürmer wurde mit dem VfB Stuttgart 2007 Deutscher Meister und mit der Nationalelf 2010 WM-Dritter. Heute ist er Markenbotschafter des

    Das ist für Fußballfans an den EM-Spielorten geboten

    München Die Fanzone befindet sich zur EM im Olympiapark. Geboten sind Public Viewing auf einer schwimmenden Leinwand im Olympiasee, Konzerte und Kleinkunst sowie E-Sportturniere, Gesundheitskurse und verschiedene Fußballaktivitäten.

    Stuttgart Im Stuttgarter Stadion werden fünf Partien ausgetragen, darunter das Gruppenspiel Deutschland – Ungarn. Die Fanzone teilt sich in der Stuttgarter Innenstadt auf vier Bereiche auf: Public Viewing findet auf dem Schlossplatz, Sport- und Kinderaktivitäten auf dem Marktplatz, kulturelle Angebote auf dem Karlsplatz sowie die Kulinarik auf dem Schillerplatz.

    Berlin Sechs Spiele, darunter das Finale, werden im Olympiastadion ausgetragen. Abseits des Stadions sorgt die Hauptstadt für Hingucker. So wird das Brandenburger Tor als Public Viewing Area vom größten Fußballtor der Welt eingerahmt, die Straße des 17. Juni soll mit Kunstrasen ausgelegt und so zu einem Park werden. Die Fanzone befindet sich vor dem Reichstag und bietet neben Public Viewing Kulturprogramm auf zwei Bühnen und das größte Fan-Lokal der Welt.

    Hamburg Im Volksparkstadion werden fünf Spiele ausgetragen. Die Fanzone befindet sich auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli und bietet neben der Live-Übertragung sämtlicher Spiele beim Public Viewing auch anderes Unterhaltungsprogramm.

    Dortmund Sechs Spiele sind im Dortmunder Stadion live zu sehen. Außerdem wird für die Fans im Westfalenpark ein großes Public Viewing angeboten, die Fanzone mit Live-Musik und Unterhaltungsprogramm befindet sich auf dem Friedensplatz.

    Gelsenkirchen „Auf Schalke“ werden vier Spiele ausgetragen. Die Fanzone befindet sich im Nordsternpark, einem ehemaligen Bergwerksgelände. Dort wird auch Public Viewing im Amphitheater angeboten.

    Köln Im Kölner Stadion finden fünf EM-Spiele statt. Die Fanzone befindet sich am Heumarkt mitten in der Stadt. Das Public Viewing ist am Tanzbrunnen eingerichtet und bietet auch neben der Leinwand einen großartigen Ausblick über den Rhein mit dem Kölner Dom im Hintergrund.

    Düsseldorf Fünf Spiele werden in Düsseldorf ausgetragen. Bei den Fanzonen hat sich die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt etwas Besonderes einfallen lassen. Während die Fanzone am Burgplatz Musik-Acts und weitere kulturelle Darbietungen verspricht, wird in der Fanzone am Schauspielhaus Theater gespielt: Das Ensemble des Schauspielhauses bringt eigens das Theaterstück „Glaube.Liebe.Fußball“ auf die Bühne.

    Frankfurt In der Main-Metropole werden fünf Spiele ausgetragen, darunter die Vorrundenpartie Schweiz – Deutschland. Die Fanzone befindet sich am Mainufer zwischen Holbeinsteg und Friedensbrücke.

    Leipzig Vier EM-Spiele finden in Leipzig statt. Die Fanzone befindet sich im Herzen der Stadt auf dem Augustusplatz. Dort werden alle EM-Spiele live übertragen, außerdem lockt ein Riesenrad mit spektakulärer Aussicht.

    In Stuttgart spielt der Fußball eine große Rolle. Umso erstaunlicher ist es, dass der VfB Stuttgart kein eigenes Vereinsmuseum hat. "Wir arbeiten dran", sagt Cacau und lächelt, während er in die unmittelbare Nachbarschaft blickt. Dort, praktisch auf der anderen Straßenseite, steht mit dem Mercedes-Benz-Museum das meistbesuchte Museum der Stadt. Über 800.000 Besucher kamen allein im vergangenen Jahr, um 130 Jahre Automobilgeschichte zu erleben.

    Auch neben EM-Fußballspielen gibt es in Stuttgart viel zu sehen

    Die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt sind allesamt fußläufig erreichbar, vor allem das Neue Schloss, das Alte Schloss und der moderne Glaskubus, der das Kunstmuseum beherbergt. 

    Wer noch ein wenig das Gefühl von San Francisco spüren möchte, sollte sich in die historische Zahnradbahn setzen. Seit 140 Jahren befördert die „Zacke“ die Menschen vom Marienplatz hinauf nach Degerloch und legt dabei über 200 Höhenmeter zurück. Dort wartet der Fernsehturm, immerhin der erste seiner Art, mit einer großartigen Aussicht über den Stuttgarter Talkessel – und das mutmaßlich älteste Fußballstadion Deutschlands: Seit 1905 wird in der Heimat der Stuttgarter Kickers gespielt.

    Das Wahrzeichen Stuttgarts: Der Fernsehturm thront im Stadtteil Degerloch über dem Stadtkessel Stuttgarts und ist eine Besichtigung wert.
    Das Wahrzeichen Stuttgarts: Der Fernsehturm thront im Stadtteil Degerloch über dem Stadtkessel Stuttgarts und ist eine Besichtigung wert. Foto: Axel Schmidt

    Überhaupt ist es ratsam, Stuttgart mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Denn nicht nur die hiesigen Marken Mercedes-Benz und Porsche verleihen der Stadt den Titel „Autostadt“ – auch der innerstädtische Verkehr nötigt viel Geduld ab. Wie gut, dass mitten in der Stadt seit nunmehr 14 Jahren an einem verkehrstechnischen Leuchtturmprojekt gebaut wird: Stuttgart 21, der sagenumwobene Vorzeigebahnhof von europäischem Rang. Knapp elfeinhalb Milliarden Euro wird der neue Bahnhof im Untergrund verschlungen haben, wenn er im besten Fall 2025 (rund sechs Jahre nach der ursprünglich anvisierten Fertigstellung) eröffnet wird.

    Stuttgart 21 – das Prestigeobjekt der Deutschen Bahn soll frühestens im kommenden Jahr fertiggestellt werden.
    Stuttgart 21 – das Prestigeobjekt der Deutschen Bahn soll frühestens im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Foto: Axel Schmidt

    „Das wird ein Jahrhundertprojekt“, sagt David Bösinger, Pressesprecher des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm e.V., bei der Führung über die Baustelle. „Wir sind nicht bei Apple, wo jedes Jahr ein neues Handy auf den Markt kommt. Hier wird in die langfristige Zukunft investiert“, sagt er. Von Stuttgart 21 werden die Stadt und die Bahnreisenden über Jahre und Jahrzehnte profitieren. 

    Wer sich einen Eindruck von der Zukunft auf Schienen verschaffen möchte, dem sei der ITS (Info Turm Stuttgart) ans Herz gelegt. Direkt neben den Gleisen des bestehenden Kopfbahnhofs kann man sich hier die Wartezeit auf den nächsten Zug in der interaktiven Ausstellung vertreiben. Oder eben in die Stadion-Stadt spazieren, um EM-Luft zu schnuppern. 

    Der Autor recherchierte auf Einladung der Stuttgart-Marketing GmbH.

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