Corona sorgt für eine Urlaubssaison der Extreme: Die einen Deutschen feiern auf Mallorca schon wieder Partys, als hätte es die Pandemie nie gegeben. Viele andere dagegen haben aufgrund der weiter hohen Ansteckungsrisiken alle Reisepläne auf Eis gelegt. Jetzt weckt die Bundesregierung zumindest die leise Hoffnung, dass es in diesem Sommer doch noch so etwas wie Normalität geben könnte.
„Es war richtig, die Grenzen in Europa wieder für Reisen und Tourismus zu öffnen. Trotz vereinzelten negativen Meldungen hat es an vielen Urlaubsorten gut geklappt“, sagte der Tourismusbeauftragte Thomas Bareiß unserer Redaktion. Die Menschen hätten gelernt, worauf es ankommt und wie mit dem Virus umzugehen sei. Allerdings, so betonte der CDU-Politiker, stehe der Schutz der Gesundheit an erster Stelle.
Urlaub trotz Corona: In die meisten europäischen Länder kann man reisen
Jeder Reisende müsse weiterhin verantwortungsvoll mit dieser Ausnahmesituation umgehen. „Andernfalls riskieren wir wieder eine Verschärfung der Maßnahmen und Grenzschließungen. Das möchte keiner.“ Bareiß kann sich auch den Abbau weiterer Reisewarnungen vorstellen. Er werbe für eine regionale Betrachtung der Infektionszahlen: „Wenn sich in einem Land Urlaubsregionen gut entwickeln und Hygienevorschriften eingehalten werden, muss man auch über Öffnungen sprechen.“
Ob in österreichischen Alpendörfern oder auf den spanischen Inseln: Überall sind Urlauber aus Deutschland ein bestimmender Wirtschaftsfaktor. Der deutsche Reiseverband meldet, dass die deutschen Reiseveranstalter Anfang Juli erst ein Viertel des sommerlichen Buchungsvolumens des Vorjahres erreicht hätten. Inzwischen hat Deutschland seine Grenzen zu den Nachbarländern wieder geöffnet. Die Reisewarnungen für die meisten europäischen Staaten wurden aufgehoben. In Frankreich, Italien, Österreich, Griechenland oder Italien ist Urlaub wieder möglich. Zahlreiche andere Länder befinden sich dagegen weiter auf einer Risikoliste – darunter auch die bei deutschen Urlaubern beliebte Türkei. Dies könnte sich aber schon bald ändern.
Gesundheitsminister Spahn könnte am Montag Türkei-Warnung aufheben
Thomas Bareiß hält pauschale Reisewarnungen oder Quarantänevorschriften ohnehin für „nicht zielführend“. Solch harte Einschnitte beim Reisen müssten auf einer „guten und nachvollziehbaren Entscheidungsgrundlage“ erfolgen. „Andernfalls verliert man die Akzeptanz und das Verständnis der Menschen“, sagte er. Grundsätzlich gelte dies auch für Länder außerhalb der EU: „Wir gehen mit jedem Land fair um und bewerten die Situation vor Ort regelmäßig neu.“
Ein Ende der Türkei-Warnung könnte die Bundesregierung bereits an diesem Montag verkünden. Dann will Gesundheitsminister Jens Spahn zusammen mit Lothar Wieler, dem Chef des Robert-Koch-Instituts, in Berlin vor die Presse treten. Erwartet werden wichtige Hinweise zum weiteren Verlauf der Urlaubssaison. Mit einer allgemeinen Entwarnung ist allerdings wohl noch lange nicht zu rechnen.
Lesen Sie dazu unseren Kommentar: Wie riskant ist der Urlaub in Corona-Zeiten wirklich?
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