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Wahl in den USA : Zehn Dinge, die Sie vielleicht noch nicht über die US-Wahl wussten

Wahl in den USA

Zehn Dinge, die Sie vielleicht noch nicht über die US-Wahl wussten

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    Am 5. November wird in den USA ein neuer Präsident - oder die erste Präsidentin gewählt.
    Am 5. November wird in den USA ein neuer Präsident - oder die erste Präsidentin gewählt. Foto: Matt Rourke, dpa

    1 Rekordhalter: Wenn Joe Biden im Januar 2025 endgültig das Weiße Haus verlässt, kann er auf zwei Rekorde zurückblicken: Der Demokrat war der älteste Präsident, den die Vereinigten Staaten je hatten. 78 Jahre war er bei seinem Amtsantritt. Vielen galt er deshalb schon längst als Präsident des Übergangs, doch wer Biden als politisches Leichtgewicht einordnet, der irrt: Nie in der Geschichte der USA hat es ein Kandidat bei einer Präsidentschaftswahl geschafft, mehr Wählerinnen und Wähler hinter sich zu versammeln und zur Abstimmung zu bewegen. Selbst Barack Obama, der als erster schwarzer Präsident Geschichte schrieb und entsprechendes Mobilisierungspotenzial hatte, konnte da nicht mithalten. Obama erhielt bei seiner Wahl 2008 69,5 Millionen Stimmen - Biden im Jahr 2020 mehr als 81 Millionen Stimmen, eine gigantische Zahl. Seit dem Einzug von Donald Trump in die Politik ging es für viele Wählerinnen und Wähler um Grundsätzliches. Die starke Polarisierung der Gesellschaft mobilisierte die Menschen und sorgte für eine hohe Wahlbeteiligung, sie war mit 66,4 Prozent so hoch seit mehr als 100 Jahren nicht. Hinzu kommt aber auch, dass Amerika deutlich gewachsen ist. Die Einwohnerzahl hat sich seit dem Jahr 1950 mehr als verdoppelt.

    2 Musterdemokraten: Was in den USA als Rekord gefeiert wird, würde in Deutschland bei den Parteien zu einer großen Enttäuschung führen. Eine Wahlbeteiligung von unter 70 Prozent hat es in der Bundesrepublik bei einer Bundestagswahl noch nie gegeben. Das Allzeithoch wurde im Jahr 1972 mit 91,1 Prozent Wahlbeteiligung erreicht, bei der letzten Bundestagswahl waren es immerhin noch 76,4 Prozent. In den USA schwanken die Werte meist irgendwo zwischen 50 und 60 Prozent. Das hängt auch damit zusammen, dass der Wahlprozess deutlich mühsamer ist für die Wählerinnen und Wähler. Wer abstimmen will, bekommt nicht automatisch Wahlunterlagen zugeschickt, sondern muss sich registrieren. Einwohnermeldeämter wie in Deutschland gibt es nicht, genauso wenig wie einen Personalausweis. Die Wählerinnen und Wähler brauchen also einen anderen Identitätsnachweis, wie etwa einen Führerschein. Bestimmte Gruppen wie etwa Häftlinge oder Menschen, die schon einmal eine schwere Straftat gegangen haben, sind ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass die Präsidentschaftswahl in den USA traditionell an einem Dienstag stattfindet – also mitten in einer Arbeitswoche. Das hat historische Gründe. In den Anfangsjahren der USA war der Einfluss religiöser Gruppen sehr stark. Der Sonntag kam deshalb für die Wahl nicht infrage, denn da ging man in die Kirche. Heute ist das eher umgekehrt. Vor den Wahllokalen bilden sich oft lange Schlangen, nicht alle Amerikaner sind bereit, dafür einen der ohnehin wenigen Urlaubstage zu opfern. Auch deshalb setzt sich die Briefwahl immer stärker durch.

    Wie groß sind die Chancen von Kamala Harris?
    Wie groß sind die Chancen von Kamala Harris? Foto: Jacquelyn Martin, dpa

    3 Wahrsager: Immer, wenn der Tag der US-Wahl sich nähert, wird ein Mann zum besonders gefragten Gesprächspartner: Alan Lichtman. Der 77-Jährige ist Historiker an der American University in Washington, aber eigentlich so etwas wie ein politisches Orakel, der Nostradamus der Moderne. Seit den 80er Jahren sagt er anhand eigener Berechnungen voraus, wer die Wahl gewinnen wird – und hat eine erstaunliche Erfolgsquote: Bei neun der vergangenen zehn Präsidentschaftswahlen lag er richtig. Nur die knappe Wahlniederlage von Al Gore im Jahr 2000 sah er nicht vorher. Sein Vorgehen folgt keinem Bauchgefühl und keinen Umfragen, sondern er orientiert sich an 13 Faktoren. „Ich habe sie nicht erfunden“, erzählt er in einem Interview mit der Zeit. „1981 traf ich den russischen Geophysiker Vladimir Keilis-Borok. Er wollte die Methodologie der Erdbebenvorhersage zur Vorhersage von Wahlen nutzen und schlug mir vor, zusammenzuarbeiten: Er brachte seine mathematische Modellierung zur Unterscheidung von Stabilität und Erdbeben ein, ich mein Wissen über Geschichte, Politik und Präsidentschaften.“ Herausgekommen ist also ein Modell für, nunja, politische Erdbeben. Lichtman blickt auf das große Ganze, tagesaktuelle Stimmungsschwankungen sind für ihn unerheblich. Und was sagt ihm sein Modell in diesem Jahr? Lichtmann ist sich sicher: „Kamala Harris wird die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten sein – das ist zumindest meine Prognose für den Ausgang dieses Rennens.“

    4 Überflieger: An Deutschland lässt Donald Trump normalerweise kein gutes Haar, doch ausgerechnet in seinem Wahlkampf ist ein Stück deutscher Geschichte bei ihm. Sein Wahlkampfteam hat für ihn und seinen Vize-Kandidaten J.D. Vance eine Boeing 737-800 angemietet, die einst im Besitz des Billigfliegers „Air Berlin“ war. Von 2002 bis 2012 flog die Maschine Touristen von Berlin nach Mallorca oder London. Der Touri-Bomber hat 189 Sitzplätze. Nach der „Air Berlin“-Pleite ging er an die russische Fluggesellschaft Orenburg Airlines, ehe er schließlich von einem texanischen Unternehmen übernommen wurde. Es ist nicht der einzige Flieger, mit dem Trump unterwegs ist. Seine Wahlkampftour absolviert er auch noch mit der „Trump Force One“, die er ebenfalls auf dem Gebrauchtmarkt erstand. Sollte Trump die Wahl gewinnen, darf er sich wieder auf ein Upgrade freuen und den umgebauten Jumbojet vom Typ Boeing 747-200B, bekannt als „Air Force One“, nutzen. Als fliegendes Büro sind die Maschine und ein ähnlich konfigurierter Ersatzflieger speziell auf die Bedürfnisse des US-Präsidenten zugeschnitten. Sie haben modernste Kommunikationstechnologie und Anti-Raketen-Vorrichtungen und können in der Luft betankt werden. Das US-Militär hält für die VIP-Transporte auch eine Flotte Hubschrauber vor. Bei Auslandsreisen des Präsidenten werden sie häufig sogar mit Frachtmaschinen an die Reiseorte geflogen.

    US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018 an Bord der Air Force One.
    US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018 an Bord der Air Force One. Foto: dpa

    5 Himmlisches: Völlig losgelöst von den irdischen Irrungen und Wirrungen sind Barry „Butch“ Wilmore und Sunita Williams. Die beiden Astronauten sind gerade auf der internationalen Raumstation ISS stationiert. Eigentlich wollten sie nur acht Tage im All verbringen, inzwischen sind daraus acht Monate geworden. Wegen technischer Probleme mit dem „Starliner“-Raumschiff sollen sie nun erst im Februar 2025 mit einem Crew Dragon Raumschiff zur Erde zurückkehren. Ihr Recht auf Wahlbeteiligung sollen sie trotzdem nicht verlieren: Beide haben ihre Anträge, um bei den US-Wahlen im November abstimmen zu können, von der ISS aus abgegeben. „Ich freue mich darauf, vom Weltraum aus wählen zu können, was ziemlich cool ist“, sagte Williams. Ganz neu ist das Prozedere nicht, schon vor 27 Jahren hat Texas ein Gesetz erlassen, das die Wahl aus dem All ermöglicht. Die beiden Astronauten bekommen eine passwortgeschützte PDF-Datei, in der sie Wahlkästchen anklicken müssen. Vielleicht hat auch ihr himmlischer Ausflug Einfluss auf die Entscheidung. Sunita Williams sagte: Es sei von der ISS aus schwer, sich vorzustellen, dass die Menschen auf der Erde nicht miteinander auskommen. Auf den Planeten zu schauen, ändere die Perspektive in vielen Bereichen. „Wir haben nur diesen einen Planeten und sollten glücklich darüber sein, dass wir gemeinsam darauf leben.“

    6 (K)Eine Frage des Geldes: Das Weiße Haus gilt als der Gipfel der politischen Macht. Wer es hierhin geschafft hat, hat eine Machtfülle, von der andere Regierungschefs nur träumen können. Doch hat ein US-Präsident auch den finanziellen Olymp erreicht? Einblick in die Finanzen gewährt die Steuererklärung, die US-Präsidenten in der Regel veröffentlichen. Ein Blick auf das Jahr 2022 zeigt: Das Gehalt des Präsidenten liegt bei rund 400.000 US-Dollar pro Jahr (etwa 367.200 Euro). Gemeinsam hatte das Ehepaar Biden ein zu versteuerndes Einkommen von 534.912 US-Dollar (rund 488.000 Euro). Darauf zahlten die Bidens knapp 170.000 Dollar Steuern. Vor steuerwirksamen Abschreibungen lag das Einkommen des Ehepaars laut dem Dokument bei knapp 580.000 Dollar. Kamala Harris und ihr Mann Doug Emhoff zahlten auf ein Gesamteinkommen von gut 456.000 Dollar rund 120.000 Dollar Steuern. Bundeskanzler Olaf Scholz kommt auf ein Jahresgehalt von rund 360.000 Euro. Wer richtig reich werden will, muss in den USA auf die Zeit nach der Amtszeit hoffen. Barack Obama und seine Frau Michelle etwa haben sich durch Buchverträge, Reden, einem Deal mit Netflix und der Gründung einer eigenen Produktionsfirma ein beträchtliches Vermögen aufgebaut – Obama gilt als einer der reichsten Ex-Präsidenten.

    7 Aktien-Muffel: Wer in den USA Präsident werden will, braucht Geld – und das im ganz großen Stil. Wohlstand bedeutet Kompetenz und verleiht Macht. Umso ungewöhnlicher ist, dass Tim Walz, immerhin Vize-Kandidat von Harris, finanziell eher bescheiden aufgestellt ist. Der 60-Jährige ist der erste Kandidat, der noch nicht einmal eine einzige Aktie besitzt. Zum Vergleich: 62 Prozent der erwachsenen Amerikaner haben Wertpapiere. Auch ein eigenes Haus hat er nicht, das hat er verkauft, als er Gouverneur wurde und in die Dienstvilla zog. Sein Vermögen besteht vor allem aus Lebensversicherungen und Ersparnissen. Walz ist das erste Gewerkschaftsmitglied in einem Rennen um das Weiße Haus seit Ronald Reagan. Der Demokrat spielt bewusst mit seinem persönlichen Hintergrund, gibt sich als Mann aus dem Volk. Und das ist er auch. Lehrer werden in den USA eher schlecht bezahlt. Zusammen mit seiner Frau brachte er es einst auf einen Jahresverdienst von 77.000 Dollar, besser bezahlt wurde er als Gouverneur – im Vergleich zum Milliardär Donald Trump ein armer Schlucker. Selbst J.D. Vance hat etliche Millionen auf seinem Konto. Er hält Beteiligungen an mehr als 100 Firmen, hat in Kryptowährung investiert.

    8 Blind Date: Mit der Liebe ist das in der amerikanischen Politik so eine Sache. Während sich in Deutschland die Ehepartner der Mächtigen weitgehend aus der Öffentlichkeit heraushalten, spielen sie in den USA eine große Rolle. Michelle Obama ist bis heute eine Hoffnungsträgerin, ihr Name wird genannt, wenn es um künftige Präsidentschaftskandidaten der Demokraten geht. Auch Jill Biden hat großen Einfluss. Sie gilt als Strippenzieherin und wichtigste Beraterin von Präsident Joe Biden. Kamala Harris fand ihren Partner Doug Emhoff erst relativ spät im Leben. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. „Sie sagte: Vertrau mir einfach“, erzählte Harris in der Sendung „Sunday Morning“ im Fernsehsender CBS News. Allerdings habe ihre Freundin ihr davon abgeraten, ihn zu googeln. „Ich tat es dennoch“, sagte Harris. Offenbar hat es nicht geschadet. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, so die künftige Vizepräsidentin. „Es fühlte sich an, als hätten wir uns schon vorher ewig gekannt.“ Im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole und Ella. Sie nennen Harris „Momala“. Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Wenn er zum „First Gentleman“ aufrückt, wäre auch das ein Novum.

    Mit seinem Polizeifoto machte Donald Trump sogar noch Geld: Er ließ es auf T-Shirts und Tassen drucken.
    Mit seinem Polizeifoto machte Donald Trump sogar noch Geld: Er ließ es auf T-Shirts und Tassen drucken. Foto: Gabriel Bouys, AFP

    9 Bitte recht unfreundlich: Donald Trumps wird von seinen Wählerinnen und Wählern für vieles geschätzt. Dass er es als Unternehmer weit gebracht hat, dass er politisch den Finger durchaus in die Wunde legt, dass er Wege geht, die sich andere nicht trauen. Was für Trump-Wähler eher zweitrangig ist, ist dessen Verhältnis zur Moral und zur Justiz. Und das weiß der Kandidat durchaus zu nutzen. Er kokettiert mit seinem Image. Ein geschichtsträchtiges Polizeifoto, entstanden im vergangenen Jahr im Gefängnis in Georgia, hat dem früheren US-Präsidenten Spenden in Millionenhöhe in die Kasse seiner Wahlkampagne gespült. Geld brachte vor allem der Verkauf von Merchandise-Produkten. Das Bild - der erste „Mugshot“ eines Ex-Präsidenten überhaupt - hatte Trump im Anschluss an seinen Gefängnistermin in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Seine Kampagne begann direkt mit dem Verkauf von T-Shirts, Bechern und zahlreichen weiteren Artikeln, die mit dem grimmigen Behördenfoto bedruckten waren. Die Produkte mit der Aufschrift „NEVER SURRENDER“ (auf Deutsch: Ergib dich niemals) waren zu Preisen zwischen 12 und 34 Dollar zu haben. Trump ist der erste Ex-Präsident der USA, der wegen einer Anklage im Gefängnis vorstellig werden und entsprechend seine Personalien hinterlassen musste.

    10 Nah am Volk: Der Machtfülle des US-Präsidenten kann wohl kein Amt in der westlichen Welt das Wasser reichen. Der Präsident ist Staats- und Regierungschef sowie Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er hat in der Außenpolitik weitestgehend freie Hand. Auch in vielen anderen Politikbereichen - von Militäreinsätzen bis hin zur Verhängung von Strafzöllen und der Regulierung von Einwanderung und Umweltschutz - kann der Präsident sehr viel entscheiden. Und doch gehört eine Aufgabe zu den wichtigsten: Er muss sich dem Volk zeigen, nahbar wirken. Und das geht mit einem gewissen Berufsrisiko einher. Der elfte US-Präsident James K. Polk litt wiederholt an Sehnenscheidenentzündungen, verursacht durch das ständige Händeschütteln im Amt. Härter noch traf es William Henry Harrison, den neunten US-Präsidenten. Am Tag seiner Vereidigung herrschten in Washington eisige Temperaturen, ein Eisregen zog über die Stadt. Doch Harrison trug weder Mantel noch Hut, einen Schirm wies er zurück. Zwei Stunden sprach er an diesem 4. März 1841 – nur wenige Wochen später erlag er einer Lungenentzündung.

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