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Waffenlieferungen: Unmut über lahmende Leopard-Panzer in der Ukraine

Waffenlieferungen

Unmut über lahmende Leopard-Panzer in der Ukraine

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    18 Leopard-2-2Panzer hat Deutschland der Ukraine geliefert. Doch aktuell ist kaum einer kampfbereit.
    18 Leopard-2-2Panzer hat Deutschland der Ukraine geliefert. Doch aktuell ist kaum einer kampfbereit. Foto: Alexander Welscher, dpa

    Nur noch wenige der Leopard-2-Kampfpanzer, die Deutschland an die Ukraine geliefert hat, stehen für den Abwehrkampf gegen Russland zur Verfügung. Denn beschädigte oder verschlissene Komponenten können nicht schnell genug ersetzt werden. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter fordert deshalb von der Bundesregierung, "dass sie sich darum kümmert, dass die Versorgung mit Ersatzteilen deutlich besser wird". Unserer Redaktion sagte Hofreiter weiter: "Der Wille der großen Mehrheit im Parlament ist hier eindeutig und die

    Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard II A6. Die Bundeswehr erhält als Ausgleich für Panzerlieferungen an die Ukraine 18 neue Kampfpanzer vom Nachfolgermodell Leopard 2A8.
    Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard II A6. Die Bundeswehr erhält als Ausgleich für Panzerlieferungen an die Ukraine 18 neue Kampfpanzer vom Nachfolgermodell Leopard 2A8. Foto: Armin Weigel, dpa

    Leopard-Panzer nicht kampfbereit: Im Reparaturbetrieb in Litauen klemmt es

    Zuvor hatte Hofreiters Parteifreund Sebastian Schäfer unter dem Eindruck eines Besuchs in Litauen Alarm geschlagen. Dort befindet sich die Reparaturwerkstatt der Industrie, in der die hochmodernen Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A6 gewartet und instandgesetzt werden, die im vergangenen März an die Ukraine übergeben wurden. Nach der Visite zusammen mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius schrieb Schäfer, der im Haushaltsausschuss für den Wehretat zuständig ist, einen Brandbrief an die beteiligten Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei-Wegmann. "Leider ist festzustellen, dass nur noch eine sehr geringe Anzahl der gelieferten

    Lange hatte sich die Bundesregierung gesträubt, der Ukraine mit deutschen Leopard-2-Kampfpanzern gegen den russischen Angriff zu helfen. Im Frühjahr wurden schließlich 18 Exemplare geliefert. Doch nun zeigt sich laut Schäfer, dass es um die Verfügbarkeit der Leos nicht gut bestellt ist. Neben Gefechtsschäden setzt den Panzern vor allem der unbarmherzige Dauerbetrieb zu, der Verschleiß ist hoch, es gibt Wartungsstau, hinzu kommen offenbar unsachgemäße Reparaturversuche durch die Ukrainer. Genauere Angaben zum Zustand der Leopard-Flotte sind aus Geheimhaltungsgründen nicht verfügbar. 

    Die Bilanz des Leopard-Einsatzes im Krieg in der Ukraine ist gemischt

    Insgesamt fällt die vorläufige Bilanz des Einsatzes in den umkämpften ukrainischen Gebieten im Tenor der Experten gemischt aus. Den Kriegsverlauf zugunsten der Ukraine drehen konnten sie jedenfalls nicht, zumal ihre Zahl vergleichsweise gering ist. Für ihre Feuerkraft, Präzision und Manövrierfähigkeit werden sie aber von ukrainischen Militärs gelobt. Hervorgehoben wird stets, dass der Leopard 2 im Falle eines Treffers seiner Besatzung eine sehr hohe Überlebenschance bietet - im Gegensatz zu Panzern russischer Bauart, die übrigens auf beiden Seiten zum Einsatz kommen. 

    Die russische Panzer-Doktrin unterscheidet sich erheblich von jener, der westlichen Streitkräfte. Moskau setzt auf Panzer, die vergleichsweise leicht und daher gerade in schwierigem Gelände und Matsch gut zu bewegen sind. Außerdem sind sie billiger und einfacher zu produzieren. Verluste von zahlreichen Fahrzeugen und deren menschlicher Besatzung werden billigend in Kauf genommen.

    Dagegen sind westliche Kampfpanzer wie der Leopard und vergleichbare US-amerikanische, britische oder französische Modelle technisch hochkomplexe Maschinen und entsprechend schwer, teuer und wartungsintensiv. Der Abrams M-1-Kampfpanzer aus den USA etwa wird oft als "Diva" bezeichnet, die deutschen Leoparden gelten im Vergleich sogar noch als Reparatur-freundlich. Ein kompletter Motortausch etwa ist in wenigen Stunden möglich. Doch allein der Transport in den Reparaturbetrieb nach Litauen sorgt für lange Verzögerungen. 

    Grünen-Politiker Schäfer fordert deshalb von Regierung und Rüstungsindustrie, die Ersatzteilversorgung zu verstärken und die Ukraine selbst mit einer Reparatureinrichtung auszustatten. Hofreiter bestätigte Schäfers Darstellung: "Soldaten der Ukraine haben mir berichtet, dass es erhebliche Probleme mit der Versorgung mit Ersatzteilen gibt, unter anderem für den Leopard 2". 

    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius beim Besuch des Instandsetzungshubs in Litauen.
    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius beim Besuch des Instandsetzungshubs in Litauen. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Schwere Vorwürfe der Opposition an Olaf Scholz

    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius beim Besuch des Instandsetzungshubs in Litauen.
    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius beim Besuch des Instandsetzungshubs in Litauen. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Hart mit der ins Gericht geht die Opposition im Bundestag. Unions-Verteidigungsexperte Florian Hahn (CSU) sagte unserer Redaktion: "Die fehlenden Leoparden zeigen, dass die bisher viel zu schleppende und lange nicht nachhaltige Unterstützung der Ukraine inzwischen fast ganz ausbleibt." Mit ihrer zu zögerlichen und kraftlosen Politik überlasse die Ampelkoalition die Ukraine ihrem Schicksal. In der Frage der Taurus-Raketen, die sich die Ukraine seit Monaten erfolglos von Deutschland wünscht, setze sich dies fort. Hahn: "Wenn nun nicht endlich ein Umdenken im Kanzleramt und im Verteidigungsministerium erfolgt, wenn nicht endlich die dringend benötigten Taurus-Marschflugkörper geliefert werden, wird die Niederlage der Ukraine zu einer noch größeren Bedrohung für Deutschland führen."

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