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Verkehr: Was kommt nach dem Ende des Tankrabatts auf Autofahrer zu?

Verkehr

Was kommt nach dem Ende des Tankrabatts auf Autofahrer zu?

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    Der Tankrabatt läuft nur noch wenige Tage.
    Der Tankrabatt läuft nur noch wenige Tage. Foto: Uwe Lein, dpa (Symbolbild)

    An der HEM-Tankstelle im Augsburger Osten ist an diesem Vormittag einiges los: Autos fahren ein, tanken, fahren wieder weg. Schlangen bilden sich aber keine. Wollen die Kundinnen und Kunden denn nicht alle noch schnell den Tank vollmachen, solange der Sprit noch günstig ist? Kassiererin Astrid Seidler hat die Kundenströme im Blick und winkt ab: Einen größeren Ansturm gibt es nicht. Noch nicht. „Der wird jetzt erst kommen, denke ich.“

    An der HEM-Tankstelle in Augsburgs Nordosten: Sprit hamstern, das tun die Kunden eine Woche vor Ende des Tankrabatts dort nicht.
    An der HEM-Tankstelle in Augsburgs Nordosten: Sprit hamstern, das tun die Kunden eine Woche vor Ende des Tankrabatts dort nicht. Foto: Julia Greif

    Miriam Zedlitz hat gerade bezahlt und geht wieder auf ihren schwarzen Alfa Romeo zu. Sie tankt meist kleine Mengen, aber: „Ich tanke die letzte Woche noch mal voll, weil ich mir gut vorstellen kann, dass der Preis ab 1. September hochgeht. Aber ansonsten fahre ich wenig Auto. Das kann ja keiner mehr bezahlen“, sagt sie. „Vom Tankrabatt hat man wenig gemerkt. Klar, es wäre noch teurer gewesen. Aber ich bin gespannt, auf welchen Preis Diesel und Benzin ansteigen. 2,50 Euro kann ich mir schon vorstellen“, sagt die 29-Jährige mit Blick auf den 31. August: Dann endet der Tankrabatt.

    Den hatte die Bundesregierung zur Entlastung der Autofahrer beschlossen, als die Spritpreise infolge des Überfalls Russlands auf die Ukraine stiegen. Die Energiesteuer auf Benzin wurde um 29,55 Cent pro Liter und für Diesel um 14,04 Cent gesenkt. Doch bei den Autofahrern war der Nachlass zunächst nicht allzu spürbar: Laut Zahlen des ADAC sackte der Preis zum 1. Juni zwar von 2,15 für den Liter Super E10 auf 1,88 Euro ab, auch der Liter Diesel kostete statt 2,04 Euro nur noch 1,93 Euro. Dann aber zogen die Preise wieder an, der Liter Diesel kostete am 21. Juni 2,05 Euro, Super E10 erreichte den Höchststand am 7. Juni mit 1,95 Euro.

    Was passiert nach drei Monaten Tankrabatt?

    Denn Mineralölkonzerne hatten in den vergangenen Monaten auch in Deutschland ihre Verkaufspreise teilweise deutlich stärker erhöht, als die Einkaufspreise es eigentlich nötig gemacht hätten. Und das geschah auch dann, als die Regierung die Spritpreise mit dem Tankrabatt günstiger machen wollte. Und seit Tagen ziehen die Preise wieder deutlich an. Das führt hier und da zu Hamsterkäufen. An einer Tankstelle in Augsburg-Göggingen hat das die Verkäuferin schon beobachtet: „Bevor der Preis vor drei Tagen gestiegen ist, sind viele Leute zum Tanken gekommen und haben auch Kanister gekauft.“

    Nun stellen sich viele die Frage: Wo liegt der Preis ab 1. September, wenn der Tankrabatt wegfällt? Rein rechnerisch könnten – inklusive Mehrwertsteuer – die Literpreise für Benzin um 35 Cent und für Diesel um 17 Cent steigen. Da der Rohölpreis an den Weltmärkten inzwischen gesunken ist, kommt es einmal mehr auf die Mineralölkonzerne an.

    Die Tankstellen gehen nach dem Tankrabatt von einem Literpreis über zwei Euro aus

    Der Tankstellen-Interessenverband (TIV), eine Vertretung von Tankstellenpächtern und -eigentümern, hatte Anfang Juni gewarnt, die Konzerne würden die aktuelle Situation ausnutzen, um die Gewinne hochzutreiben. Damals schätzte der TIV die Preise nach Ende des Tankrabatts auf eine Höhe zwischen 2,30 und 2,60 Euro ein. Nun würde TIV-Sprecher Herbert Rabl die Prognose niedriger ansetzen. Den Literpreis für Super ab September sieht er aber immer noch über der Zwei-Euro-Marke, einem „historischen Höchststand“. Das habe sich vor Krieg und Tankrabatt niemand getraut. Aus Sicht seines Verbandes ist aber vor allem ärgerlich: „Die Kunden sind sauer, verärgert, schimpfen teilweise auf die kleinen Pächter, obwohl die, die ich vertrete, an jedem getankten Liter Sprit nur zirka einen Cent verdienen. Der Rest geht an die Mineralölkonzerne und an den Staat in Form von Steuern.“ Rabl weist darauf hin, dass in die Preiskalkulation verschiedene Faktoren eingehen: „Mal bedient man sich der Logistikkosten, die den Preis nach oben treiben, mal ist es der Ölpreis, mal sind es die Förderkosten, mal sind es die Raffineriekosten.“

    Der Tankrabatt komme nicht bei ihnen an, hatten viele Autofahrerinnen und Autofahrer kritisiert. Nun läuft er aus.
    Der Tankrabatt komme nicht bei ihnen an, hatten viele Autofahrerinnen und Autofahrer kritisiert. Nun läuft er aus. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Der Mineralölwirtschaftsverband Fuels und Energie hatte Kritik der Politik schon im Juni zurückgewiesen und erklärt, der Tankrabatt werde voll an die Kunden weitergegeben. Und auch jetzt weist der Verband gegenüber unserer Redaktion darauf hin, dass die Energiesteuer zwar wieder auf den alten Stand angehoben werde, dass aber „gleichzeitig weiter die Angebots- und Nachfragefaktoren an den globalen Benzin- und Dieselmärkten“ wirken. Und die seien letztlich maßgebend für die Preise an der „Tanke“. Es herrsche in Deutschland ein harter Wettbewerb – und der käme den Kunden zugute. Fuels und Energie betont gleichwohl, dass es also möglich sei, dass die Spritpreise höher oder niedriger sein können als die reine Änderung der Energiesteuer erwarten lasse.

    Rainer Diederichs von Fuels und Energie erläutert weiter: Derzeit sei nicht Rohöl am Weltmarkt knapp, wohl aber die daraus hergestellten Produkte, also auch Diesel und Benzin. „In Deutschland käme derzeit hinzu, dass eine Überlastung des Schienennetzes regional zu Verteilungsengpässen führt, wodurch einige Raffinerien nur im Teillastbetrieb arbeiten können“, so Diederichs. Zudem schränke das Niedrigwasser in Flüssen die Transportkapazitäten ein. „Darüber hinaus beginnen Unternehmen angesichts der stark reduzierten Gaslieferungen aus Russland, Erdgas durch flüssige Kraft- und Brennstoffe zu ersetzen und sorgen vor Ort für zusätzliche Nachfrage.“

    Ob diese Argumente bei den Autofahrern ankommen, bleibt fraglich. Einer meint an der Zapfsäule: „Den Tankrabatt haben nur die Mineralölgesellschaften gekriegt. Ab 1. September könnte der Preis bei 2,20 Euro sein. Die machen eh, was sie wollen.“ Er tanke nur, weil der Tank leer sei.

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